Nachdem die Fischkisten im zweiten Anlauf so schnell erraten wurden, schnell ein neues Rätsel!
Dieses Mal war Heino Küster der Schnellste. Er hat sofort erkannt, worum es sich handelt:
Notgeld
Richtige Antworten kamen auch von Ulli Erichsen und Almut Langenfeld nach dem 2., Carsten Jegminat nach dem 3., Hartmut Stäcker nach dem 5. und Gerd Tams nach dem 6. Puzzleteil.
Notgeld wurde früher häufig dann herausgegeben, wenn nicht mehr ausreichend Hartgeld im Umlauf war und gravierende Zahlungsengpässe auftraten.
Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges kam es zu einer solchen Verknappung, weil das Münzmaterial (Kupfer, Nickel usw.) für die Kriegsproduktion benötigt wurde. Einige Jahre später kam Inflationsangst hinzu. Viele Sparer hatten inzwischen ihr Geld in Form von Gold- und Silbermünzen von den Banken abgehoben, um bei drohendem Geldverfall wenigstens den Metallwert zu retten. Zur Vermeidung von Unruhen erteilte das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe 1920 schließlich die grundsätzliche Erlaubnis zur Herausgabe von Notgeld durch Kommunen und andere Institutitionen.
Die Ausgabe von Ersatzwertzeichen unterlag strengen Vorschriften und bedurfte in jedem Einzelfall der Genehmigung übergeordneter staatlicher Stellen. Das Geld wurde in Form von Gutscheinen herausgegeben und war als Zahlungsmittel örtlich und zeitlich nur begrenzt gültig. Die Gestaltung des Geldes sollte künstlerischen Ansprüchen genügen. Bei Einhaltung der staatlichen Vorgaben konnte das Notgeld neben den Kommunen und Banken auch von privaten Gewerbetreibenden herausgegeben werden.
Im März 1920 stellte das Stadtverordnetenkollegium von Kappeln beim Regierungspräsidenten den Antrag auf Genehmigung zur Ausgabe von 50-Pfennig-Scheinen für 200.000 Mark und von 25-Pfennig-Scheinen für 100.000 Mark, der nach längeren Verhandlungen am 5. Juni 1920 genehmigt wurde. Hergestellt wurden die Ersatzwertzeichen von der Flensburger Firma Gebh und Kunze im Vierfarbdruck einschließlich Nummerierung zum Gesamtpreis von 17.900 Mark.
Ein anderer Notgeldschein wurde 1921 von einem privaten Kaufmann herausgegeben, dem Zigarrenhändler Wilhelm Laß aus der Schmiedestraße 35.
»Der Zigarrenhändler Wilh. Laß ließ sich im Sommer 1920 durch seinen Neffen Jan Laß, den später bekannten Maler vom Langsee, ein Ersatzwertzeichen zu 50 Pfennig entwerfen. Auf der Rückseite ist das Eckhaus Mühlenstraße 7 dargestellt… Auf der Vorderseite des Scheines steht links der von Heinz Rautenberg mit „klassisch“ bezeichnete Spruch: „Wiel dat Geld ward bannig knapp, mak ick mie enfach selber wat.“ Rechts dagegen steht „Inlöst ward dat mit 8 Dag Frist, wenn’t mit de Klock utropen is“.
In meiner Erinnerung seh‘ ich Kidde Köster mit seiner Glocke unterm Arm durch die Straßen gehen, so wie wir ihn als Jungens oft erlebt haben; neben frisch geräucherten Makrelen von Fiete Föh hatte er auch die Einlösung des Notgeldes von Wilhelm Laß auszurufen. Aber dazu ist es dann wohl doch nicht gekommen; denn am 29. September 1921 erließ der Regierungspräsident eine Verfügung. Damit sollte das Überhandnehmen von Bons bekämpft werden, die von Gewerbetreibenden aus Gewinnabsichten ausgegeben wurden. Das waren Bons wie z. B. „Gut für ein Glas Grog“ eines Gastwirtes aus Itzehoe oder Gutscheine, Karten und Marken im Sinne des § 807 BGB. Der Landrat forderte Bericht innerhalb von drei Wochen. Die Antwort der Polizeiverwaltung von Kappeln vom 22. Oktober 1921:
1. Der Zigarrenhändler Wilhelm Laß hierselbst hat nach eigenen Angaben 5.000 Gutscheine a 50 Pfennig herstellen und in Verkehr bringen lassen. Auf Anordnung des hiesigen Amtsgerichts sind sämtliche Gutscheine beschlagnahmt. Gegen Laß wird ein Strafverfahren nach § 145a St.G.B. eingeleitet. Ein Gutschein ist beigefügt.
2. Weglegen.
Damit wurde dem „Sünder“ nicht wehgetan und der Landrat als auch der Regierungspräsident waren wohl zufrieden. Wären die Scheine wirklich beschlagnahmt und vernichtet worden, könnte man sie heute nicht mehr zum zwanzigfachen Nominalwert erwerben.«
Quelle:
Hans Frahm: Notgeld
Eine Betrachtung über die Ersatzwertzeichen der Jahre 1914-1924 in Angeln (1980)
in: Kappeln Sechshundertfünfzig
656 Seiten, ISBN 978-3779369189, 10 €
Heimatverein der Landschaft Angeln e. V., 2007
Weitere Details zum Notgeldschein von Wilhelm Laß sind zu finden auf der privaten Homepage der
Familie Hannemann.
14 Kommentare
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Gerd Tams
11. September 2012 um 17:15 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Notgeld :)
Hartmut Stäcker
11. September 2012 um 12:31 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Es handelt sich um einen Schein Kappelner Notgeldes aus dem Jahr 1920, vermutlich im Wert von 25 Pfennig.
Carsten Jegminat
10. September 2012 um 16:37 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Gutschein über Fünfundzwanzig Pfennig
Almut Langenfeld, geb. Weiland
10. September 2012 um 11:43 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Notgeld, das ca 1920 von der Sadt Kappeln gedruckt wurde.
Manfred Rakoschek
10. September 2012 um 11:42 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
ansichtskarte?
was bedeutet kollegium?
spannend
(du hest uns all wedder bi de büx,
gröte vun dat exil-kappler-rateteam)
Ulli Erichsen
10. September 2012 um 11:21 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Notgeld aus Kappeln,
Ulli Erichsen
10. September 2012 um 11:26 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
25 Pfennig
Heino Küster
9. September 2012 um 22:26 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Notgeld Kappeln
Heino Küster
11. September 2012 um 19:05 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
…der 50 Pfennig Gutschein von 1920…
Heino Küster
11. September 2012 um 19:51 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
uuuups…nur 25 Pfennig… ;-)
Heino Küster
11. September 2012 um 19:12 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
…interessant auch dieser Link:
http://www.hannhome.de/hobby/notgeldserien/kl658-kappeln-w-l/kappeln-50pf-kl658.html
Wusste nicht, dass die Dänen damals Hannemann genannt wurden, daher vielleicht auch der Spruch „Hannemann, geh‘ Du voran“ ?
Heino Küster
12. September 2012 um 21:39 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Laut Wiki-„Liste geflügelter Wörter“:
Hannemann, geh du voran!
Die Redensart „Hannemann, geh du voran!“ stammt aus dem Volksmärchen Die sieben Schwaben, das auch die Brüder Grimm in ihre Sammlung aufnahmen. In diesem Märchen wird erzählt, wie sieben Schwaben mit einem Spieß gemeinsam einen Drachen erlegen wollen, der in Wirklichkeit ein Hase ist. Bei den Brüdern Grimm heißt es:
Gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor dir stahn.
Geläufiger ist aber der folgende Wortlaut:
Hannemann, geh du voran!
Du hast die größten Stiefel an,
dass dich das Tier nicht beißen kann.
Bei dem Namen „Hannemann“ handelt es sich um eine Nebenform des Vornamens „Johannes“. Die Redensart wird heute verwendet, wenn man jemanden bei der Erledigung einer unangenehmen Sache vorschicken will.
Also lange vor 1864, aber vielleicht doch die Quelle des Ökelnamens für die Dänen?
rolf nagel
9. September 2012 um 21:18 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
„irgendetwas“ mit „Christopherus“ …..?
Maren Sievers , geb Bonau
9. September 2012 um 20:06 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Glasfenster im Aurora???