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Apr 16 2013

Klaus Harms

90 Jahre Klaus-Harms-Schule (2)

Warum wurde die Schule
nach Klaus Harms benannt?

(Auszug aus: 75 Jahre Klaus-Harms-Schule – Festschrift zum Jubiläum)

»Eigentlich hätte die Neugründung „Konsul-Lorentzen-Schule“ heißen müssen. Man nahm aber davon Abstand, weiI „de Konsul“ nur ein für die Stadt Kappeln wichtiger Lokalpolitiker war und wohl auch von der damals gewichtigen zweiten Kraft, den Sozialdemokraten, nicht noch mehr aufgewertet werden sollte. Die Wahl fiel auf den heute weitgehend unbekannten 1798 bei Marne geborenen Theologen, Pastor und Propst von Kiel Claus Harms (ursprüngliche Schreibweise), der bis zu seinem Tode 1855 in und für sein Heimatland Schleswig-Holstein wirkte und ehrenvolle kirchliche Berufungen nach St. Petersburg und Berlin ablehnte.
Klaus Harms (1778 – 1855)
Uber die Landesgrenzen hinweg machte er sich einen Namen,
als er anläßlich der 300-Jahrfeier zur Reformation am 31.10.1817  95 Thesen gegen die Einflüsse der Vernunftsreligion des Aufklärungszeitalters verfaßte und danach eine streitlustige schriftstellerische Tätigkeit entfaltete. Neben seinem theologischen AnIiegen trat er – und das machte ihn für die Kappelner interessant – wiederholt für die bürgerlichen Rechte des Volkes gegenüber den Herrschenden sowie die Wahrung der plattdeutschen Sprache ein und erwies sich als engagierter Vorkämpfer für seine schleswig-holsteinische Heimat.

Hier wird der aktuelle Bezug des Wirkens von Klaus Harms, der selbst nie direkt mit Kappeln zu tun hatte, zur Stimmung der damaligen Zeit deutlich. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg und nach dem Inkrafttreten des Friedensvertrages von Versailles am 10.01.1920 kam es zu einem leidenschaftlich geführten Abstimmungskampf zwischen Dänen und Deutschen in zwei Abstimmungszonen: Am 10.02.1920 entschied sich die Bevölkerung Nordschleswigs im Verhält nis 3:1 für Dänemark, am 14.03.1920 die zweite Zone, die Stadt Flensburg und Teile der Landkreise Flensburg, Tondern und Husum im Verhältnis 4:1 für Deutschland. Eine ursprünglich im Versailler Vertrag (Art. 109-114) bestimmte dritte Abstimmungszone bis zur Linie Kappeln-Tönning wurde wieder gestrichen.

Es wird deutlich, wie sehr sich die Kappelner Bürger in dieser Frage betroffen fühlten und Anteil nahmen. Auch existierten hier einige Traditionsvereine, die regelmäßig der Erhebungszeit der Schleswig Holsteiner 1848 – 1851 gegen Dänemark gedachten und Gedenksteine setzten, die Männergilde, der Militärverein, ab 1919 Wehr- und Kampfgenossenverein genannt, und der Quartettverein von 1842, in denen KonsuI Lorentzen entscheidend mitwirkte.

Wohl aus diesen Gründen entschied man sich in Kappeln für einen als bedeutend erachteten Mann der Heimat Schleswig-Holstein wie auch die im gleichen Zeitraum entstandenen Aufbauschulen, die Dahlmannschule in Segeberg, die Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll und die Ludwig-Meyn-Schule in Ütersen.

Beim Provinzialschulkollegium in Schleswig wurde dieser Namensvorschlag jedoch sehr zurückhaltend aufgenommen. Es bevorzugte den eben falls genannten Namen „Fichteschule“. In seinem Rechenschaftsbericht zum 25-jährigen Schuljubiläum zitiert Direktor Wittkopp die Antwort des Baltischen Historischen Forschungsinstituts in Kiel vom 23.07.1925 wegen der geplanten Namensgebung der Schule:

„In der Zeit, als Angeln sich bewußt dem deutschen Schleswig-Holstein anschloß, ging Nordschleswig andere zum Norden weisende Wege. So ist Angeln gleichsam ein Symbol des schleswig-holsteinischen Schicksals geworden. Daß es jetzt, wo ihm die deutsche Grenzwacht im Norden zugefallen ist, in einer seiner Schulen das Gedächtnis einer schleswig-holsteinischen Gestalt wie Klaus Harms ehrt, ist so selbstverständlich und gut begründet, daß es besonderer Beziehungen von Klaus Harms zu Kappeln wirklich nicht bedarf.“

Am 18.12.1925 genehmigte der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung den vorgeschlagenen Namen.«

Klaus-Harms-Schule - Klassenfoto von 1925 (aus der Festschrift 1998)

90 Jahre Klaus-Harms-Schule (1):

Die Gründung der Klaus-Harms-Schule 1923