«

»

Aug 29 2011

Die St. Nikolai-Kirche Kappeln

Nach einer fünfwöchigen „schöpferischen Pause“ geht es jetzt bei den SchulZeitReisen endlich wieder weiter, und zwar mit dem bereits angekündigten Beitrag über die

Kappeln - St. Nikolai-Kirche 2011 (Foto: Dieter Tikovsky)St. Nikolai-Kirche

1357 erstmals als Fischersiedlung erwähnt, erhielt Kappeln 1870 das Stadtrecht. Der Name der Stadt hat seinen Ursprung in einer Kapelle, die wohl im 12. Jahrhundert von Seefahrern auf dem Steilhang am Ufer der Schlei errichtet und dem Schutzpatron der Seefahrer, dem Heiligen Nikolaus, geweiht wurde.

Rund um diese frühe kleine Kapelle siedelten sich Menschen an, die den Ort Kappeln nannten. Zeugnisse über diesen ersten Kirchenbau existieren allerdings nicht mehr – bis auf das Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert, welches jetzt in der Mitte der Südwand der heutigen Kappeln - St. Nikolai-Kirche 2011 (Foto: Dieter Tikovsky)Kirche hängt.

Die erste „richtige“ Kirche entstand 1424. Diese Vorgängerin der heutigen Nikolai-Kirche musste jedoch nach 350 Jahren wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Vom Landbaumeister Johann Adam Richter – einem Schüler Sonnins, dem Architekten des Hamburger Michel – wurde von 1789-1793 im Auftrag von Hans Adolph von Rumohr ein neuer Backsteinbau errichtet, der einschließlich seiner Inneneinrichtung bis heute nahezu komplett erhalten ist.
Kappeln - St. Nikolai-Kirche 2011 (Foto: Dieter Tikovsky)Der barocke Schnitzaltar von Hans Gudewerdt d. J. aus Eckernförde aus dem Jahre 1641 wurde bereits bei der Übernahme in die neue Kirche in einzelne Teile zerlegt. Die Mitteltafel mit der Abendmahlszene ist seit 1793 das Altarbild, die Figuren Moses und Johannes der Täufer haben auf dem Schalldeckel der Kanzel Platz gefunden, der RKappeln - St. Nikolai-Kirche 2011 (Foto: Dieter Tikovsky)estaltar wurde wie ein Epitaph auf einem Sockel an der Nordwand angebracht.

In das Mittelfeld wurden die Flügelreliefs der Kreuzigung und der Auferstehung, in den Untersatz des Altaraufsatzes das Weihnachtsbild mit der Anbetung der Hirten eingefügt.

Gegenüber, an der Südseite, hängt ein prunkvolles Barock-Epitaph aus Stuck und Marmor, das an den 1678 auf Rügen gefallenen Detlev von Rumohr erinnert.

Ende der sechziger Jahre wurde die St. Nikolai-Kirche umfassend renoviert.

Bildergalerie: St. Nikolai-Kirche (1968)

Das vollständig aus Holz bestehende Kircheninnere bekam wieder seine ursprünglichen Farben (weiß, grau, blau) zurück.

Bildergalerie: St. Nikolai-Kirche (1969)

SCHLEI-BOTE vom 06.03.1969Wie man SCHLEI-BOTE - Kirchenrenovierung 1969auf den Bildern sieht, wurde bei der Renovierung des Kircheninneren nicht gerade pfleglich mit den kostbaren Altarschnitzereien umgegangen.

Während das „Abendmahl“ und das Rumohr-Epitaph noch teilweise dilettantisch mit Folie abgedeckt wurden, fanden die anderen Altarbilder während der Bau- und Handwerkerarbeiten einfach völlig ungeschützt auf dem Boden Platz – inmitten von Staub, Schmutz, Farbe und Spänen.

Offenbar haben sie es aber schadlos überstanden und erstrahlen – zumindest nach der anschließend erfolgten Restaurierung – wieder unversehrt in kräftigen Farben.

Kappeln - St. Nikolai-Kirche 1969

Die Renovierungsarbeiten in der Nikolaikirche machen Fortschritte. Die Baugerüste sind verschwunden, und man ist zur Zeit damit beschäftigt, neue Bänke aufzustellen und Malerarbeiten auszuführen.

Kappeln - Friedhofskapelle 1969

Die Gottesdienste werden einstweilen weiter in der Friedhofskapelle an der Schmiedestraße gehalten werden.

Einige weitere Details zum Altar sind bereits im Bilderrätsel Nr. 7 beschrieben – und in den „Reisetipps für Kappeln“ empfiehlt Inga Boltz u. a. auch einen Besuch der St. Nikolai-Kirche.

Kappeln - St. Nikolai-Kirche 1965Ich selbst wurde in der St. Nikolai-Kirche getauft und 1965 von Pastor Ottemann konfirmiert. Ansonsten beziehen sich meine persönlichen Erinnerungen vor allem auf viele Jahre Kindergottesdienst und natürlich auf die Weihnachtsgottesdienste mit anschließendem Konzert der Bläsergruppe von Hans-Jürgen Schnoor auf dem Rathausmarkt. In den späten sechziger Jahren habe ich außerdem unter der Leitung von Frau Reinhardt im Kappelner Kirchenchor gesungen. Herr Reinhardt war auch dabei.

Im Internet habe ich bisher nur wenige lesenswerte Beiträge zur Geschichte und Architektur der St. Nikolai-Kirche gefunden, z. B. auf den Seiten des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg und der Kirchengemeinde Kappeln.

Etwas ganz Spezielles bietet NDR Kultur: dort kann man sich minutenlang das Glockengeläut der St. Nikolai-Kirche in Kappeln anhören.

Die folgenden aktuellen Fotos hat Tiko beigesteuert:

Bildergalerie: St. Nikolai-Kirche (August 2011)

Da die St. Nikolai-Kirche das bedeutendste Wahrzeichen Kappelns ist und allein wegen ihrer stattlichen Größe bis heute die Wasserfront der Stadt prägt, ist sie natürlich auch ein Hauptmotiv unzähliger Ansichtskarten. Ein paar davon habe ich zur Vervollständigung dieses Artikels ausgesucht.

Bildergalerie: St. Nikolai-Kirche –
Historische Ansichtskarten