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Apr 29 2017

Lothar Schubert – Zitate 1970

lothar schubert

Lothar Schubert - Foto: Achim Gutzeit (1968)masurische deutschstunde

aufgeschrieben von nicolaus (damals: klaus) schmidt
(1970 – Klaus-Harms-Schulke, Kappeln)

der krutiner fluss war ganz klar er hat da einen hirsch geschossen göring,

sein sie mal ruhig das was ich erzähle können sie nacherzählenlesen äußerst spannend,

niedersehen war das nonplusultra phantastisch der kaiser hatte seine hütte da das kurhaus da war die endstation, johannisburger heide, am kiapelsee war der kosakkenkaffee, auch endstation da. war das phantastisch müssen sie sich mal vorstellen da fuhren, er war der zweitgrößte see, sie konnten das ufer, jetzt die polen der besitzer. ist in köln das älteste. die balara hat früher hat früher, dann aber schmucke dampfer die schnittigen jedenfalls schnittig modern bei schichau in elbing, da wo im winter die die eissegelrennen stattfinden, im mauersee ist das berühmte schloss der lehnhoffs verwandt mit den dönhoffs, gleich in der nähe ist die wolfsschanze gewesen die letzte station ja.

peter ich kann, es ist so, wenn sie sagen, beantworten gar nicht sofort. die einzigen leute messevertreter sonst nicht auf freundschaft mit polen da ins kz masuren aber nicht. ich möchte mal einen messeausweis ich weiß nicht, immer im juni zwei reiseunternehmen, gruppenreisen dann über posen heimwärts, ja und aus der ddr. die polen haben die stadt mit den jugendherbergen, die schiffe haben sie im see versenkt, jetzt gehoben, jetzt fahren sie der tourismus blüht, bei uns deutschen macht er sich nichts frei, früher, wenn man als tourist kommt. wir leben doch j wie d da gibt es noch höfe gehöfte vor zwei jahren paragraph 4 können sich auch nicht erkundigen jetzt müssen sie zur miliz hin, nein sie müssen einen pass haben in d-mark natürlich. was machen sie mit dem hof, sie können ihn ja nicht mitnehmen bis zwei pferde, kleidung ist alles so sagenhaft teuer. dann kaufen sie sich kleider ist genau wie in der ddr, einen kühlschrank haben sie um 100 mark gesenkt aber was macht es, sie wollen frei leben arbeiten, mehr wollen sie nicht haben.

der pole hat natürlich in diesen forstgebieten als touristengebiet ist es einmalig er hat ja am strand, ist ja was einmaliges ist masuren was einmaliges. die polen kommen begeistert angereist ist neulichs ja unsere westdeutsche prominenz da vorbeigefahren ich sag ja im vorigen herbst, der nannen, da hörte er sich selbst: da sagte er donnerwetter, da sagte er da ist es ihm bewusst geworden wie schwer es ist für leute, die da rausgegangen sind. aber wenn wir den vertrag nicht schließen ich frage mich ob noch viele ein echtes interesse haben. man sagt ja rechtsposition das wäre ja auch nur sentimental journey, das ist käse die polen haben nämlich angst-szenen die sie sich nicht wünschen, chrutschow eine taubenperiode, aber sie müssen von der miliz eine bescheinigung haben. aber ihre schwester die haben noch eine tochter aber sie bekommen so was, obwohl sie bei den verwandten wohnen, mensch der wird ja offiziell umgetauscht sehr hoch, das ist ja der betrug ich werd mich noch mal erkundigen, alles in d-mark. aber wissen sie in den 50ger jahren da hatten sie noch andere sorgen, die polen waren sehr freundlich wir haben hier gewohnt es gibt dann doch noch gefühle immer noch ein provisorium. sie ließen es verrotten da hatte die polnische regierung angst eine gewisse kraft gelähmt wurde. auch in autos, lieber nicht sondern mit dem zug mit viel gepäck.

für die touristen haben sie extra läden nur mit d-mark natürlich die sie sonst nicht kennen, die leben nicht schlecht überhaupt auf dem lande da hat man alles gute hausmannskost sie müsen allerdings hart arbeiten haben ein bestimmtes soll, sie können nichts dafür unbedingt ziemlich hoch. die deutschen sind sehr tüchtig der pole allerdings ist ein fauler, bald neid dies und das alles entstehen kann, er hatte so einen kleinen hof durch hagel viel verloren, roggen und erbsen, ja er darf nicht volkseigentum     nein      nein.

da redet der staat mit das ist so eine art pacht         nein.

12 Kommentare

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  1. Nicolaus Schmidt

    Ohne eure Kommentare gelesen zu haben, liebe Mitreisende: Das ist natürlich nicht 1:1 Schuberts Prosa. So schnell konnte ich nicht mitschreiben. Aber dieses Verschachtelte, dieses „ohne Punkt und Komma“, das hatte mich fasziniert. Wir hatten ja bei ihm die Blechtrommel gelesen und mein Eindruck war, dass wir Zuhörer hier eine Grass’sche Sprachperformance live miterleben durften.

    Das, was hier steht, ist natürlich auch meiner damaligen, aus der Not (Zeit) geborenen „künstlerischen“ Freiheit geschuldet.

    So, nun lese ich erst einmal, was ihr geschrieben habt.

  2. Maren Sievers, geb. Bonau

    Ja, Herrn Schubert (mit Sommersandalen und Fahrradklammern) habe ich von Klasse 5 bis Klasse 13 immer in Deutsch gehabt.
    Habe viel beim ihm über Rechtschreibung gelernt „Unterschied umher /herum“z.B.
    und viele Lektüren aus Reclamheftchen gelesen….(Wilhelm Tell, Effi Briest, die Judenbuche sind nur einige an die ich mich erinnere)
    Darum wusste ich ja auch genau , was er in der Abschlußarbeit fürs 3. Abifach Deutsch zum Thema „Im Westen nichts Neues“ erwartete.
    Als Abistreich haben wir sein Fahrrad, mit dem er immer aus Lüttfeld zur Schule fuhr, am Laternenmast hochgezogen, da ist er an dem Tag einfach ohne etwas zu Meckern mit dem Bus nach Hause und hat gewartet bis wir am nächsten Tag das Rad wiederruntergeholt hatten, hat er gar kein Aufhebens von gemacht. Ein Lehrer, der mir sehr gut in Erinnerung geblieben ist.

    1. Sabine Brunckhorst-Klein

      Ich finde es immer wieder erstaunlich:
      Welch unterschiedliche Wahrnehmung derselben Person verschiedene Menschen haben.
      Und alle sind „richtig“, und alle zusammen bilden die unterschiedlichen Facetten einer Persönlichkeit ab.
      Ist das nicht wunderbar? :)

      1. Nicolaus Schmidt

        Ich habe ihn durchaus positiv in Erinnerung. Die Bücher, die er mit uns gelesen hat, waren gut, für uns neu und haben mir Welten geöffnet.

        Irgendwann haben Ernst Flüh (glaube ich) und Uwe Naeve herausgefunden, dass Lothar Schubert auf Fragen zu Masuren, Ostpreußen u.a. sich zu langen Monologen hinreißen ließ, die man mit bestimmten Stichworten auch noch verlängern konnte.

  3. Sabine Brunckhorst-Klein

    Oh Mann !!!!!
    Man wundert sich doch, dass aus uns allen noch was geworden ist, wenn doch ….. „der Pole an sich ….“ ;)

    1. Runa Borkenstein

      …unglaublich eigentlich, aber den Herrn hatte ich auch nicht 8O
      Er war ab Sexta Klassenlehrer der Parallelklasse! Wir hatten Herrn Blieske :)

  4. Katr!n Wummel

    Vielleicht Steno? Ich hatte Schubert als Klassenlehrer in der Sexta und Quinta. Allerdings erinnere ich mich im Wesentlichen nur an die Ratschläge, Wasser statt Cola zu trinken (weil günstiger) und bei den Klassenfeten nicht über die Stränge zu schlagen.

  5. Wolfgang Jensen

    Da lohnt es sich doch, bis nach Mitternacht aufzubleiben. ;) Ich frage mich, wie Klaus (Nicolaus) so etwas aufschreiben konnte. Oder lief da (illegal) ein Tonband oder Kassettenrekorder mit?

    1. Runa Borkenstein

      …da fragt sich doch manche/r, die/der als Lehrer/in tätig ist/war, ob nicht auch …?
      Oder, Wolfgang?

      1. Wolfgang Jensen

        Ja, Runa, wir hatten an meiner Schule mal einen „Skandal“, weil ein Lehrer, der immer gerne „ausrastete“ gefilmt und per Diktiergerät aufgenommen wurde. Ein Schüler hat mir mal erzählt, dass er meine mehr oder weniger lustigen Sprüche notiert hat und sie dann privat angewendet hat.

    2. Eckehard Tebbe

      Hab ich mich auch gerade gefragt, Wolfgang.
      Total irre, der absolute Wahnsinn. So wirr phantasierend hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Ich kriege aber auch nicht mehr seinen Sprachstil zusammen. Hab ihn eher als etwas bedächtigen, auch leicht verschmitzten Menschen mit hintergründiger Mimik im Kopf. Endloses, vom Unterricht abweichenes Geschwafel hat sich mir gar nicht so eingeprägt. Ich weiß auch nicht mehr, ob wir ihn länger als 1-2 Jahre in Deutsch gehabt haben. Irgendwo liegen aber noch meine alten Zeugnisse rum. Müsste wieder mal suchen.
      Jedenfalls ein erstklassiges Dokument, das der Nachwelt dringend überliefert werden musste.
      Hab Dank, Nicolaus

      1. Nicolaus Schmidt

        Um es klar zu stellen: kein Tonband. Aber ich habe wie ein Irrer versucht, mitzuschreiben. Zu Haus musste ich mein Gekritzel aus der Schule dechiffrieren und neu aufschreiben.

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