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Aug 19 2017

Hasselberg 1967

Vor 50 Jahren

1967 – Entspannt am Strand

von Eckehard Tebbe

Es zieht die Menschen hinaus in die Welt. Du kannst für lächerliche Beträge unserer siechen Währung einen Jet nach Antalya mit vierzehntägiger Vollpension in einer türkischen Herberge buchen. Als Alternative hast du aber auch Malle oder die Costa Brava, wo du mit Millionen Gleichgesinnten den schwachsinnigen Befehlen der Animateure folgen, deine Kompetenz im Strohhalmsaufen verbessern und anschließend nach willigem Fleisch suchen kannst. Ist alles Standard heute, denn die Euros für Urlaubszwecke sitzen locker. Und wenn sie gerade nicht ausreichen, kannst du zur Deutschen Bank gehen. Die lange Garde der Ackermänner ist stets freundlich zu Diensten. Sie lebt von deinen mannigfaltigen Gelüsten und finanziert dir auch gerne Hawaii und die sonnige Südsee, wenn der Ballermann nicht mehr deinem gehobenen Niveau entspricht oder deine Leber schon keine Gegenwehr mehr leistet. Es ist alles im Lot auf’m Boot, bis du merkst, dass du das ganze Jahr nur für diese heiß ersehnten, aber so schnell verflogenen Tage gearbeitet hast oder gar noch arbeiten musst. C’est la vie, wenn man dem grauen Alltag entfliehen will. Und wir alle wollen das ja mal.

Zu Beginn der Sechziger sieht die Sache allerdings noch anders aus. Die Reiselust hat die Germanen gerade erst gepackt. Typisch für diese Jahre sind die meilenlangen Karawanen vollgepackter Käfer, die sich sonnenhungrig über die Alpen schlängeln. Niederschlag findet das Phänomen auch im Liedgut der Zeit. Freddy schippert weiterhin mit der Gitarre über die Weite der sieben Meere, aber die kleinen Italiener und andere Urlaubsländler gewinnen langsam die Oberhand. Der Sand ist heiß, der Südwind weht eine Barcarole in die teutonische Öde, und weiße Rosen werden intimer mit Athen verknüpft als Eulen. Die mit Wirtschaftswundergroschen vollgespülte Welt ist wini-wini und wana-wana. Jeder versteht jetzt ‚Buona sera’, ‚Volare’, ‚Quando quando’, ‚Ciao ciao bambi-na’, ‚Come prima’ und hat ‚Una lacrima sul viso’, wenn er nur die Namen der Interpreten hört: Rocco, Adriano, Peppino, Domenico und die weiblichen Varianten Milva, Mina, Marina oder Gigliola.

Doch, ich mag sie alle ganz gern. Dem beständigen Berieseln aus dem Äther kann ja auch keiner entrinnen. Den Treck südwärts mache ich allerdings nie mit. Meine Eltern haben keine Zeit für solche Späße. Euter können nicht zwei Wochen auf erlösende Massage warten, und das Gequieke unserer hungrigen Schweine würde schon nach 24 Stunden für eine Invasion ganzer Kompanien empörter Tierschützer auf Tebbes Hof sorgen. Du hütest also verantwortungsbewusst die Ställe und kommst gar nicht erst auf die Idee, deinen Ford gen Azzurro auszurichten.

Aus diesem Grunde scheint für mich 1967 plötzlich die Sonne.

Teichmanns haben einen Wohnwagen auf einer kleinen Parzelle am Hasselberger Strand. Micha fragt mich, ob ich nicht Lust hätte, in den Sommerferien mal dort vorbei zu kommen und ein paar Tage zu kampieren. Neben dem fest installierten Mobilheim ließe sich nämlich noch locker ein Zelt aufbauen. In ersterem würde man feiern, wenn denn Bedarf besteht, in letzterem könnte man anschließend ausschlafen, wenn denn die Sonne des Tages und der abendliche Pilspegel uns ermüdet hätten.

Was ist also gegen solche Aussichten einzuwenden, wenn dir die Côte d’Azur verriegelt bleibt? Ich sage zu, zumal ich wegen eines damals von den Walker Brothers angekündigten und leidvoll durchlebten Liebesdebakels durchaus nach Wärme giere. Natürlich beginnt nun nicht das Zeitalter des Komasaufens. Es geht gesittet zu im Caravan. Selbstverständlich greifst du mal zur Flasche und deckst deinen täglichen Bedarf an ‚Barzern’, wie die Kippen damals bei uns heißen, aber das war es dann auch. An römischer Dekadenz orientierte Orgien sind keinesfalls angesagt. Anwesende Girls sind ausgesprochen niedlich und nett, aber wohlerzogen und seriös.

Hasselberg 1967Doch es geht entspannt zu. Und ziemlich laut. Keine Ahnung, wer das Foto geschossen hat, das wohl am typischsten mein damaliges Feeling wiedergibt. Hau dich auf die Luftmatratze, bau das Kofferradio neben dir auf und lass die unvergesslichen Hits des Summer of Love über dich hinweg schwappen. Erst ein halbes Jahr später kommt Johnny Rivers mit dem ‚Summer rain’ auf den Markt, aber er zitiert meinen Sommer ’67, auch wenn ich damals nicht auf einem lauschigen Törn durch die Karibik bin:

We sailed into the sunset.
Drifted home
caught by a gulf stream.
Never gave a thought for tomorrow.
Just let tomorrow be, let tomorrow be.
All summer long we spent
groovin’ in the sand.
And everybody kept on playing
‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band’.’

Sgt. Pepper - LP-Cover 1967Genauso war’s. ‚Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band’ ist das unübertroffene musikalische Highlight des Jahres. Die Tracks dieses Jahrhundertalbums sind allgegenwärtig, vor allem ‚Lucy in the sky with diamonds’, ‚When I’m 64’ und natürlich ‚A day in the life’. Ich weiß nicht, ob ich damals tatsächlich das grandiose Konzept hinter der Scheibe entdecke, außer in dem Umstand, dass die Songs von den zwei Titeltracks eingerahmt werden, aber mich haut dieses Album völlig um. Die Beatles haben den Nerv der Zeit punktgenau getroffen, eine technisch phänomenale Produktion vorgelegt und eine anbetungswürdige textliche Vielfalt präsentiert. Du kannst das Sägemehl der Zirkusarena in ‚Being for the benefit of Mr. Kite’ tatsächlich auch im Hasselberger Sand riechen, begegnest auch heute noch Politessen mit ‚Lovely Rita’ im Kopf, findest die Ausreißerin aus ‚She’s leaving home’ möglicherweise im Schleiboten wieder, entwickelst mit ‚64’ eine versöhnliche Perspektive auf das Altersheim, an dem du vorbei fährst, tauchst mit ‚Lucy’ in eine magische Welt ein, meditierst mit George in ‚Within you without you’ und balancierst bei ‚A day in the life’ auf dem Grat zwischen Pauls Alltagstrott und Johns bissigem Blick auf die Gesellschaft. Den entwickelst du ja selbst in Kappeln. Aber das sind nicht einmal alle Facetten des Albums. Wer hat eine derartige Bandbreite je vorher versucht? Höchstens die Beatles selbst, auf ‚Rubber soul’ und ‚Revolver’. Alle Sender feiern die Scheibe in epischer Breite als Meilenstein. Ich feiere mit. Immer wieder. Bis heute.

Doch der Sommer 1967 bietet uns über ‚Sgt. Pepper’ hinaus eine unendliche Reihe an grandiosen Songs, von denen sich mir ein Großteil am Hasselberger Strand einprägt, da ich ja den ganzen Tag mit den anderen zusammen nur das Müßiggang-Wellnessprogramm abspulen kann. Und Musik ist allgegenwärtig. Das hat schon was Paradiesisches.

Du döst im Sand, und plötzlich legt sich ‚A whiter shade of pale’ auf deinen noch blassen Körper wie ein schwereloser Schleier. Der Song muss schon mit dem Urknall ins Universum gekommen sein, denn er hat eine explosive und dennoch unendlich sanfte Präsenz. Er sickert in dich ein und strömt durch die Blutbahn bis in die letzte Zelle. Ich versuche, hinter den Text zu kommen, frage auch andere mit perfekteren Englischkenntnissen, ob sie die Message durchdringen können, finde aber nur ähnliche Ratlosigkeit. Keith Reid, der ‚Pale’ getextet hat, muss sowas wie ein Geheimnisträger aus einer anderen Welt sein, und Matthew Fisher und Gary Brooker, die Musik-Autoren, haben sicher in einem früheren Leben bei Johann Sebastian Bach auf dem Schoß gesessen. Die Magie des Songs ist jedenfalls bis zu diesem Augenblick ungebrochen.

Procol Harum – A Whiter Shade Of Pale

Gleiches gilt für ‚Waterloo sunset’ von den Kinks, ‚Windy’ von der Association, ‚Groovin’ von den Young Rascals oder für ‚See Emily play’, den ersten wirklichen Pink Floyd-Treffer.

Waterloo Sunset - Single-Cover 1967Windy - Single-Cover 1967Groovin' - Single-Cover 1967See Emily Play - Single-Cover 1967

Überboten werden sie dann allerdings von den beiden Monsterhits des Jahres, ‚San Francisco’ von Scott McKenzie und ‚All you need is love’, wieder einmal von den Beatles. Das sind die ewig jungen Wegweiser ins gelobte Land von Love, Peace und Happiness, wo du Blumen in Gewehrläufe steckst, wo der tägliche Joint dein guter Freund ist und entrückt lächelnde Ladies auf einengende BHs unter ihren weiten Third-Hand-Kutten verzichten können. Nun gut, du liegst nur am Ostseestrand, und ‚Let’s go to San Francisco’ ist ein unerfüllbarer Wunsch, aber eine Prise Pazifikflair kannst du dir durchaus aus dem Äther filtern.

Hasselberg 1967

Du fühlst dich einbezogen. Das Blau des Himmels gewinnt an Intensität und Verkniffenheit verblasst. Du streifst den Alltag lockerer ab. Das könntest du eigentlich auch mal verdeutlichen, indem du deine Jeans am Knie kürzt und schicke, richtig coole Fransen reinschneidest. Und die Restlappen schnallst du dir um die Waden. Mutter wird nicht sonderlich begeistert sein, aber du kannst ihr zu Beruhigung doch eine Blume ins Haar stecken und ihr ein Ständchen bringen:

‚There’s nothing you can know
that isn’t known,
nothing you can see that isn’t shown.
There’s nowhere you can be
that isn’t where you’re meant to be.
It’s easy.’

The Beatles – All You Need Is Love

Das Video ist leider nicht mehr verfügbar.

Scott McKenzie – San Francisco

11 Kommentare

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  1. Eckehard Tebbe

    Da muss ich ein paar Anmerkungen loswerden …
    1. Achim, die deutsche Übersetzung ist göttlich … sowas findet man sonst ja eher in Gebrauchsanweisungen von Elektrogeräten aus China …
    2. Christian: Ich habe schon im Netz Infos über Elvira Madigan gesammelt. Da müsste man tatsächlich mal einen Abstecher nach Fünen machen. Ist ja nicht aus der Welt. Ein Foto von den Gräbern gibt es ja bei Wiki. Und wie ich entdeckt habe, ist in Tasinge auch eine Straße nach Elvira benannt worden. Nach einer deutschen Filmfassung werde ich weiterhin suchen, allerdings eher nicht in der Wüste Gobi …
    3. Mani: Hatte vergessen, dass du ja wohl in Bad Oldesloe wohnst.
    4. Wolfgang: Is‘ ja nun wirklich nich‘ so, dass mir die Doors nicht liegen. Im Gegenteil. Kommen an anderer Stelle in my own write oft genug vor. Und die Sache mit Vanilla Fudge habe ich absolut nicht abgespeichert. Es gab ja auch noch Leute, die uns allen an ‚Fachwissen‘ überlegen waren, z.B. Erich. An Sandburg-und sonstige-Nachbarn aus dem Kohlenpott habe ich übrigens auch unvergesslich nette (wirklich!) Erinnerungen. Aber die stammen aus 1969.
    5. Sabine: Schön, dass du meine Schreibe magst, aber lassen wir es mal im kleinen Rahmen. Da gibt es doch reichlich Leute, die es faustdicker haben, z.B. Kaminer, auf dessen Samstags-Zeitungskolumne ich mich schon am Montag freue.

  2. Sabine Brunckhorst-Klein

    :) Ich mag deine Schreibe so gerne –
    Hast du es schon einmal versucht, eine Kolumne im Feuilleton einer Zeitung/Zeitschrift unterzubringen?

  3. Wolfgang Jensen

    Danke, Eckehard, für diese Zeitreise in das spannende Jahr 1967 und sprachlich „In His Own Write“, die ich so sehr genieße, wenn ich z.B. an Deine Erinnerungen an die 60er denke. Ich habe natürlich – Du kennst mich ja – andere musikalische „Perlen“ abgespeichert, z.B. „Light My Fire“ von den Doors, abgespielt über das Kofferradio (wer kennt diesen Begriff heute noch?) meines Cousins am Strand von Weidefeld. Nach gut 2 Minuten von 7 wurde das durch den lauten und bedrohlichen Protest („Mach‘ ma‘ diese Hottentotten-Musik aus!“) unseres Sandburg-Nachbarn aus dem Kohlenpott unterbunden. Traumatisch peinlich eine andere Erinnerung an 1967. Beim morgendlichen Austausch vor Unterrichtsbeginn von Neuigkeiten aus dem Musikbereich im Flur des Neubaus der KHS wurde ich von Dir gefragt, was ich von Vanilla Fudge „You keep me hanging on“ halten würde. Meine Antwort damals: „Ich mag diese Soul-Sängerinnen nicht so sehr!“ Bis heute habe ich diese Peinlichkeit nicht überwinden können. ;) Ich bin Dir dankbar, dass Du es in all den Jahren mir gegenüber nie erwähnt hast. :)

  4. Eric Christian Rust

    Lieber Eckehard und Achim:

    Freut mich, dass mein Hinweis auf „Elvira Madigan“ bei Euch und vielleicht anderen Lesern auf Interesse und Widerhall gestossen ist. Leider kann ich bei der Suche nach einer spielbaren Version des Films wenig helfen. Es gibt Auszüge auf Youtube. Meine DVD (schedischer und dänischer Originalton mit englischen Untertiteln) habe ich vor vielen Jahren als Raubkopie auf einer meiner China-Reisen für vielleicht 10 Yüan (= 1 Euro) erstanden, und zwar ausgerechnet in der Oasenstadt Dunhuang mitten in der Wüste Gobi, also an einem Ort, dessen Unterschiedlichkeit zu Svendborg oder Tasinge oder Kappeln nicht grösser hätte ausfallen können.

    Der Film übt auch nach 50 Jahren eine unheimliche Wirkung auf mich aus, vielleicht besonders weil Elvira (Hedwig) aus Flensburg stammte und die Bilder in ihrer landschaftlichen Schönheit, in ihrer Tragik und Schwermut, und mit ihrem perfekten Audio so stark unsere eigenen Erfahrungen, Gefühle, Hoffnungen und Werte von damals widerspiegeln. Werde niemals vergessen, es mag im Sommer 1978 gewesen sein, dass meine Eltern mit meiner Frau und mir von Fünen kommend über den Damm oder die Brücke nach Tasinge fuhren und wir in einer alten Windmühle zu Mittag assen, an einem herrlichen Sommertag hoch über den vom Wind bewegten Getreidefeldern und den anderen dänischen Inseln am südlichen Horiont. Anschliessend fuhren wir zum Friedhof, wo Hedwig und Sixten bis heute liegen. So etwas vergisst man nicht.

    Leider werde ich nächstes Jahr nicht am Klassentreffen teilnehmen können, denn ich fliege lediglich im Mai im Rahmen einer zweiwöchigen Studienreise nach Spanien und Portugal. Aber im Jahre 2019 zum 50. Jubiläum müsste es klappen, und ich werde bestimmt Karen mitbringen.

    Wie immer beste Grüsse aus dem fernen Texas, auch an Jutta und Hannah.

    Christian

    P.S. Merkte erst heute Nachmittag, dass ich meine vorherige Meldung auf Englisch abgesetzt hatte. Sorry. Man wird alt.

  5. manfred rakoschek

    hast sounds und feelings voll getroffen!
    von rückwärtswehmut ganz besoffen
    lausche ich hier deinen zeilen
    (entfernung runde achtzig meilen)
    und könnt glatt nach klein waabs jetzt eilen.

    1. Eckehard Tebbe

      Wow, Mani, Wehmut sogar … 80 Meilen von wo nach Klein Waabs?

      1. manfred rakoschek

        bad oldesloe

  6. Eric Christian Rust

    Lieber Eckehard:

    Many thanks for this lovely and insightful piece. I very much enjoyed reading it, even if my musical tastes fifty years ago ran more in the direction of Jacques Brel than that of the Beatles. I totally agree that “A whiter shade of pale” remains a timeless jewel with its haunting, moving mixture of Bach and modern instruments and voice, while its mysterious, quasi mystical lyrics enhance and deepen that effect. For you and me, at least, it seems as if an occasional excursion into the storage rooms of our memory can be just as rewarding and refreshing as any three weeks in Antalya—or Hasselberg, for that matter, from what I have seen there lately.

    Allow me to remind you and perhaps other readers that the year 1967 produced another masterpiece in a related genre. I am referring to the Swedish movie “Elvira Madigan” with Bo Widerberg as its director. Its dual motifs of trying to overcome ultimately unbridgeable class barriers and expressing the primacy of civilian over military pursuits (anti-Vietnam) remain just as pertinent today as they were then. In addition, what makes the movie special for any veteran of the KHS is its setting in and around Svendborg in southern Fyn and neighboring Tasinge where the historical story played itself out on which the film is based. Many of the scenes are breathtakingly gorgeous and could have been filmed right in and around Kappeln and Schleimünde. You may recall that we adolescent boys in those days could not help but fall hopelessly in love with Pia Degermark as Elvira, the film’s tragic heroine. Interestingly Widerberg employed the same technique as Procol Harum by running Mozart’s Piano Concerto Nr. 21 as constant background accompaniment to a modern story. When my wife and I go to a music concert nowadays and they play Mozart’s piece, it is invariably called “Elvira Madigan.” It makes me think of home.

    Just some thoughts on a tropical night in Texas. Thanks again for all your contributions to Achim’s website, and take care!

    Christian

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    Schulzeitreisen Translation Service

    Lieber Eckehard:

    Vielen Dank für dieses schöne und aufschlussreiche Stück. Ich habe es sehr genossen, es zu lesen, auch wenn mein musikalischer Geschmack vor 50 Jahren in Richtung Jacques Brel lief als der der Beatles. Ich bin einverstanden, dass „ein weißer Schatten von blassem“ ein zeitloses Juwel mit seiner eindringlichen, bewegten Mischung aus Bach und modernen Instrumenten und Stimme bleibt, während seine mysteriösen, quasi mystischen Texte diesen Effekt verstärken und vertiefen. Für dich und mich, so scheint es, als ob ein gelegentlicher Ausflug in die Abstellräume unseres Gedächtnisses genauso lohnend und erfrischend sein kann wie alle drei Wochen in Antalya – oder Hasselberg, aus dem, was ich dort in letzter Zeit gesehen habe .

    Erlauben Sie mir, Sie und vielleicht andere Leser zu erinnern, dass das Jahr 1967 ein weiteres Meisterwerk in einem verwandten Genre produzierte. Ich beziehe mich auf den schwedischen Film „Elvira Madigan“ mit Bo Widerberg als Regisseur. Die doppelten Motive des Versuches, letztlich unüberbrückbare Klassenbarrieren zu überwinden und den Primat der Zivilbevölkerung über militärische Verfolgungen (Anti-Vietnam) auszudrücken, bleiben heute genauso sachlich wie damals. Darüber hinaus, was macht den Film speziell für jeden Veteran der KHS ist seine Einstellung in und um Svendborg in Süd-Fyn und benachbarten Tasinge, wo die historische Geschichte spielte sich auf, auf dem der Film basiert. Viele der Szenen sind atemberaubend wunderschön und konnten in und um Kappeln und Schleimünde gefilmt haben. Sie können sich erinnern, dass wir jugendlichen Jungen in jenen Tagen nicht helfen konnten, aber in hoffnungslos verliebt in Pia Degermark als Elvira, die tragische Heldin des Films zu verlieben. Interessanterweise beschäftigte sich Widerberg die gleiche Technik wie Procol Harum, indem er Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 als ständige Hintergrundbegleitung zu einer modernen Geschichte. Wenn meine Frau und ich heute zu einem Musikkonzert gehen und Mozarts Stück spielen, wird es immer „Elvira Madigan“ genannt. Es lässt mich nach Hause denken.

    Nur einige Gedanken über eine tropische Nacht in Texas. Nochmals vielen Dank für all deine Beiträge zur Website von Achim und kümmere dich darum!

    Christian

    1. Eckehard Tebbe

      Hallo Christian,
      danke für deinen Hinweis auf Elvira Madigan. Höre gerade das Piano Concerto Nr. 21. Einen der wenigen Klassiker, die ich im Regal habe. Sogar zwei Versionen. Den Film habe ich allerdings 1967 nicht gesehen, erst in den Siebzigern. An die Musik konnte ich mich auch gar nicht mehr erinnern – such a shame, an die Gegend um den Todesort herum auch nicht, nochmal Schande über mich, nur an die Handlung mit dem tragischen Ende und natürlich an Pia … Dreamgirl. Habe gleich im Internet nach der DVD Ausschau gehalten, sie aber für keinen annehmbaren Preis gefunden, und auf Schwedisch oder Dänisch kann ich wenig damit anfangen. Aber ich bleibe am Ball.
      Take care, too, und hoffentlich bis zum 2. Samstag im Juni 2018. Ansonsten mit Sicherheit beim Treffen 2019.
      Und liebe Grüße nach Waco,
      Eckehard

      1. admin

        Bei Amazon (UK) gibt’s die DVD zum Normalpreis zumindest mit engl. Untertiteln und eine weitere evtl. sogar mit englischer Tonspur.
        Ich selbst habe eine halbwegs preiswerte Ausgabe (nur noch 1 Ex.) angeblich mit deutschen Untertiteln gefunden.

        1. Eckehard Tebbe

          Das Teil muss es doch auch auf Deutsch geben. Hatte doch schließlich damals auch den deutschen Titel ‚Das Ende einer großen Liebe‘. Mit Untertiteln finde ich bisweilen etwas öde. Falls jemand noch Informationen hat, bitte melden. Aber kein Video-Recorder. Meiner ist verreckt.

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