Ein Mann schaut aus einem offenen Fenster und wirft Blumentöpfe „ins Geschehen“.
Frage: Wer ist das?
Erich Kästner
* 23. Februar 1899 † 29. Juli 1974
Die kleine Bilder-Animation stammt aus dem Film „Emil und die Detektive“ von 1954, in dem Erich Kästner einen kurzen („Cameo“-)Auftritt hat.
Die richtigen Antworten kamen zwar etwas schleppend, aber sie kamen. wink Und zwar von Horst, Maren, Dietrich, Klaus-Dieter, Regina, Heino, Kalli und Runa.
Anlass für dieses Rätsel war natürlich der
125. Geburtstag
von Erich Kästner
Da ich so etwas gern ein wenig zelebriere, habe ich mir in diesen Tagen u. a. einige alte Filme angeschaut und bei der Gelegenheit eine Liste mit allen Buchverfilmungen aufgestellt, die ich kenne.
Den größten Charme haben für mich immer noch die älteren Produktionen, an denen Erich Kästner oft selbst beteiligt war, wie z. B. als Drehbuchautor und Erzähler im Film „Das doppelte Lottchen“.
Kinderbuch-Verfilmungen
Emil und die Detektive (1931/1954)
Das erste Kinderbuch von Erich Kästner erschien 1929 wurde bereits zwei Jahre später verfilmt. Wegen der zeitlichen Nähe ist diese Fassung von 1931 aus der Anfangszeit des Tonfilms wohl die beste Verfilmung des Stoffs. Regie führte Gerhard Lamprecht, das Drehbuch verfasste Billy Wilder zusammen mit Erich Kästner und Emeric Pressburger.
Auch an dem 1954 gedrehten gleichnamigen Farbfilm unter der Regie von Robert A. Stemmle war Billy Wilder am Drehbuch beteiligt.
Beide „Emil“-Filme erschienen 2003 und 2009 gemeinsam und 2004 und 2011 dann einzeln auf DVD.
Den Film von 1954 kann man sich in sehr guter Qualität auch in der Mediathek anschauen.
Das doppelte Lottchen (1950)
Nach 1931 erfolgten alle weiteren Buchverfilmungen erst nach dem Krieg. Die erste war „Das doppelte Lottchen“ von 1950 nach dem gerade ein Jahr zuvor erschienenen vierten Kinderbuch von Erich Kästner.
Die 1949 verfasste Geschichte von der zufälligen Begegnung zweier Mädchen, ihrer überraschenden Erkenntnis, dass sie Zwillinge sind, und dem anschließenden Rollentausch ist der am meisten und international am erfolgreichsten verfilmte Stoff aller seiner Bücher.
Zu dem unter der Regie von Josef von Báky gedrehten Film schrieb Erich Kästner nicht nur selbst das Drehbuch, sondern übernahm auch die Rolle des Erzählers.
In den Hauptrollen brillierten die Zwillinge Isa und Jutta Günther als Luise und Lotte, Peter Mosbacher und Antje Weisgerber spielten ihre geschiedenen Eltern.
Auf DVD veröffentlicht ebenfalls 2003, 2009 und 2011 sowie 2014 endlich auch auf Blu-ray.
Auch „Das doppelte Lottchen“ ist aktuell in der Mediathek verfügbar.
Pünktchen und Anton (1953)
Das bereits 1931 erschienene zweite Kinderbuch wurde erst 1953 verfilmt. Das Drehbuch verfasste der Regisseur Thomas Engel gemeinsam mit Erich Kästner und Maria von der Osten-Sacken.
In der deutsch-österreichischen Gemeinschaftsproduktion spielten die bezaubernde Sabine Eggerth (Pünktchen), Peter Feldt (Anton), Paul Klinger und Hertha Feiler (Herr und Frau Pogge, Pünktchens Eltern) sowie Heidemarie Hatheyer (Antons Mutter).
Auch dieser Film wurde seit 2003 mehrfach auf DVD herausgebracht.
Auch „Pünktchen und Anton“ ist momentan in der Mediathek abrufbar.
Das fliegende Klassenzimmer (1954)
Auch Kästners drittes, bereits 1933 erschienene, Kinderbuch diente erst mit großem zeitlichen Abstand als Filmvorlage. Wieder schrieb Erich Kästner selbst das Drehbuch und trat erneut als Erzähler in dem 1954 unter der Regie von Kurt Hoffmann gedrehten Film in Erscheinung.
In den Hauptrollen diesmal u. a. Paul Dahlke als „Justus“, Paul Klinger als „Der Nichtraucher“ und Peter Kraus als „Johnny“ Trotz.
Die entsprechenden DVDs wurden ab 2003 zeitgleich mit den anderen veröffentlicht. Zusätzlich erschien der Film 2004 als DeAgostini-Zeitschrift-Edition und 2014 auf Blu-ray.
Aktuell zum 125. Geburtstag von Erich Kästner gibt es auch „Das fliegende Klassenzimmer“ wieder in der Mediathek.
Alle aufgeführten Filme sind mehrfach in unterschiedlich bestückten Sammel-Ausgaben erschienen. Beim Kauf sollte man unbedingt auf die dort vertretenen Versionen achten.
Ich empfehle die „Erich Kästner-Komplettbox“, die auf 5 DVDs alle genannten Filme und zusätzlich den Zeichen-trickfilm „Die Konferenz der Tiere“ aus dem Jahr 1969 enthält, bzw. „Die große Erich Kästner-Box“, auf der alle „alten“ Filme enthalten sind.
Weitere Kinderbuch-Verfilmungen
Das fliegende Klassenzimmer
wurde nach 1954 noch dreimal fürs Kino in Szene gesetzt:
1973 (seit 2005 auf DVD und ständig im Fernsehen sowie in der Mediathek) von Werner Jacobs mit Joachim Fuchsberger und Heinz Reincke,
2003 (auf DVD seit 2005) von Tomy Wigand mit Ulrich Noethen, Sebastian Koch und Piet Klocke und
2023 von Carolina Hellsgård mit Tom Schilling, Trystan Pütter und Hannah Herzsprung. DVD und Blu-ray sind soeben zu Kästners Geburtstag erschienen.
Das doppelte Lottchen
1994 drehte Joseph Vilsmaier mit Corinna Harfouch und Heiner Lauterbach sowie Fritzi und Floriane Eichhorn den Film „Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen“ – auf DVD seit 2003, auf Blu-ray seit 2021.
2017 wurde „Das doppelte Lottchen“ von Lancelot von Naso mit Mia und Delphine Lohmann, Alwara Höfels und Florian Stetter noch einmal verfilmt. DVD und Blu-ray erschienen noch im selben Jahr. Außerdem kann man sich den Film in der Mediathek anschauen.
Wie bereits erwähnt, war „Das doppelte Lottchen“ das international am häufigsten verfilmte Buch von Erich Kästner.
1995 erschien in den USA „Eins und eins macht vier (It Takes Two)“ mit Kirstie Alley, Steve Guttenberg und den Zwillingen Mary-Kate und Ashley Olsen. Den Film, in dem Erich Kästner im Abspann nicht einmal erwähnt wird, gibt es seit 2006 auf DVD.
Davor und danach entstanden in den USA unter dem Titel „The Parent Trap“ gleich zwei Versionen:
1961 „Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt“ mit Hayley Mills, Brian Keith und Maureen O’Hara – auf DVD seit 2004 – und
1998 „Ein Zwilling kommt selten allein“ von Nancy Meyers mit Dennis Quaid und Lindsay Lohan – auf DVD veröffentlicht 2004 und als „Special Edition“ 2006.
Pünktchen und Anton
1999 folgte eine Neuverfilmung von „Pünktchen und Anton“ unter der Regie von Caroline Link mit Juliane Köhler, August Zirner und Meret Becker – auf DVD seit 2004.
Emil und die Detektive
Auch „Emil und die Detektive“ wurde 2001 mit Jürgen Vogel, Maria Schrader und Kai Wiesinger noch einmal neu verfilmt, Regie: Franziska Buch – auf DVD seit 2001 und auf Blu-ray seit 2021.
Roman-Verfilmungen
Die wenigen Romane, die Erich Kästner für das erwachsene Publikum geschrieben hat, wurden in chronologisch umgekehrter Reihenfolge – mit z. T. großem zeitlichen Abstand – verfilmt.
Der kleine Grenzverkehr (1943)
Da Erich Kästner seit 1933 in Deutschland Publikationsverbot hatte, erschien der Roman 1938 in der Schweiz, durfte aber in Deutschland verkauft werden.
Dass der Autor unter dem Pseudonym Berthold Bürger das Drehbuch für den Spielfilm von 1943 verfassen konnte, verdankte er dem Umstand, dass er unter diesem Namen mit Sondergenehmigung des Propagandaministeriums das Script für den UFA-Film „Münchhausen“ erarbeitet hatte.
In den Hauptrollen sah man unter der Regie von Hans Deppe einige UFA-Größen, allen voran Willy Fritsch und Hertha Feiler. Im Fernsehen lief der Film zuletzt 2003 und ist bisher nicht auf DVD herausgekommen.
1956 wurde „Der kleine Grenzverkehr“ unter dem Titel „Salzburger Geschichten“ von Kurt Hoffmann mit Marianne Koch und Paul Hubschmid neu verfilmt, Drehbuch: Erich Kästner. Diese Fassung ist seit 2006 als DVD erhältlich und wird seit 2009 etwa alle zwei Jahre auf 3sat wiederholt.
Die verschwundene Miniatur (1954)
Der Roman erschien unter ähnlichen Umständen bereits 1936, wurde aber – wie alle weiteren Kino-Fassungen – erst nach dem Krieg verfilmt.
Zum Film von 1954 unter der Regie von Carl-Heinz Schroth schrieb wieder Erich Kästner selbst das Drehbuch.
Nach der DVD-Ausgabe von 2011 wurde auch der 1989 für den DFF, das staatliche Fernsehen der DDR, gedrehte Fernsehfilm 2018 auf DVD veröffentlicht.
Drei Männer im Schnee (1955)
Dieser von uns allen wohl am meisten geliebte Film basiert auf dem gleichnamigen 1934 im Züricher Verlag Rascher & Cie. erschienen Roman.
Nach dem Drehbuch von Erich Kästner entstand 1955 unter der Regie von Kurt Hoffmann eine großartige Komödie mit Paul Dahlke, Günther Lüders, Claus Biederstaedt, Nicole Heesters und Margarete Haagen.
Damit, dass der Film bis Ende der 80er-Jahre fast regelmäßig zu den Jahresendfesttagen im Fernsehen lief, war plötzlich Schluss. Als ich 2001 von VHS auf DVD umgestiegen bin, habe ich wie viele andere darauf gewartet, dass er endlich auf dem neuen Medium veröffentlicht wird.
Im Internet gab es eine Menge Spekulationen. Ich erinnere mich vage, dass sich wohl eine unbekannte Privatperson schlauerweise die Filmrechte gesichert hatte.
Deshalb kursierte bei Ebay die 1994 erschienene VHS-Kaufkassette zu horrenden Preisen. Auch ich habe meine dort 2003, nachdem ich mir davon eine DVD erstellt hatte, für 61 Euro verkauft. Was für ein Hype wegen eines alten deutschen Films!
Im Dezember 2010 hatte der Spuk dann ein Ende. Zeitgleich wurde „Drei Männer im Schnee“ als DVD und Blu-ray herausgebracht. 2013 gab es noch eine Zweitausendeins-DVD-Edition.
Auch in der Mediathek steht der Film immer mal wieder zur Verfügung.
1974 folgte ein Remake von Alfred Vohrer mit Klaus Schwarzkopf, Roberto Blanco und Thomas Fritsch. An der schauspielerischen Leistung der drei Hauptdarsteller gibt es eigentlich nichts auszusetzen, aber der Film als Ganzes ist eine ziemlich unverschämte Verschandelung des wunderbaren Romans und wurde deshalb zurecht bisher noch nicht im Fernsehen gezeigt oder auf DVD veröffentlicht.
Abschließend noch der Hinweis auf die allererste Verfilmung: 1938 kam er den USA unter dem Titel „Paradise For Three“ in die Kinos und lief als „Drei Männer im Paradies“ zwischen 1998 und 2010 auch mehrfach im Fernsehen. Auf DVD veröffentlicht wurde er bislang leider nur in den USA.
Fabian (1980)
Erich Kästners erster Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ von 1931 wurde erst sehr spät verfilmt, und zwar 1980 von Wolf Gremm. Den Fabian spielte Hans Peter Hallwachs. In weiteren Rollen (damals) bekannte Schauspieler wie der großartige Hermann Lause, Brigitte Mira, Ivan Desny und Charles Regnier. Auf DVD erschien der Film 2004.
Die zweite Kino-Fassung ist noch relativ jung. Unter dem (Ur-)Titel „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ verfilmte Dominik Graf 2021 den Stoff mit Tom Schilling in der Hauptrolle. Von vielen Kritikern als „bester Film des Jahres“ gelobt und u. a. mit der „Silbernen Lola“ in der Kategorie „Bester Spielfilm“ ausgezeichnet war er im Kino leider nicht besonders erfolgreich.
Auf DVD/Blu-Ray erschien er im Januar 2022 und wurde wegen der Filmförderungs-Beteiligung bereits im April 2023 vom ZDF ausgestrahlt.
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