Bilderrätsel Nr. 124 – Neumarkt

Kappeln

Heute mal was mit Tieren – das kommt immer gut an!

Frage: Wo sind wir und was passiert hier?

Ganz Gewiefte – und solche gibt es hier – können vielleicht das Jahr der Aufnahme wieder anhand der abgebildeten Auto-Typen eingrenzen – ich kann’s nicht! sad

27. Mai 2012 (Pfingstsonntag)

Bekanntlich hat man schon Pferde vor der … – und die nächste Apotheke wäre (im Galopp) in weniger als einer halben Minute erreichbar gewesen – aber diese hier hatten ein anderes Ziel:

Sie nahmen Aufstellung auf dem Neumarkt, von wo aus sie sich gemeinsam auf den Weg zum B-Platz begaben, auf dem das jährliche Ringreitturnier ausgetragen wurde.

Das weiße Gebäude an der Nordseite des Neumarkts (dort, wo die Pferde bzw. die Bäume stehen) ist übrigens eines der (wenigen) Ausnahmebeispiele für die gelungene Erhaltung von Gebäuden in der Kappelner Altstadt.

Fabrikstraße 11
Besterhaltene Fassade im insgesamt ansehnlichen Bautenensemble der Fabrikstraße, das in der denkmalpflegerischen Zielplanung eingehend gewürdigt wird. Das „Kulturdenkmal“ Fabrikstraße 11 (3. Viertel 19. Jh.) mit seinem in Kappein einzigartigen, sehr elegant profilierten Schweifgiebel bietet den augenfälligsten Akzent am Neumarkt, zumal in der gleichsam rahmenden Nachbarschaft der beiden Backstein-Eckbauten (Fabrikstraße 8a und Marktstraße 9). An der beispielhaft pfleglichen Renovierung und auch an dem „architekturgrauem“ Anstrich ist nichts zu tadeln; nichts wurde ohne Not verändert – somit unverstelltes Dokument für die erstaunliche typologische und formale Kontinuität bauhandwerklicher Überlieferungen bis in die frühe Gründerzeit. Wenig hat sich bis dahin in den Gliederungsgrundsätzen geändert: ruhige Wandfläche, zwanglos symmetrische Gruppierung von Tür zu Fenstern und Erd- zu Giebelgeschoß, allenfalls „Verlebendigung“ durch flache Stichbögen und eigens profilierte Solbänke der Fenster.

Zur Frage, warum damals der Neumarkt als Versammlungsort gewählt wurde, gibt es auch in den Kommentaren nur Mutmaßungen. Weitgehende Einigkeit hingegen besteht in der zeitlichen Einordnung des Bildes. Tatsächlich entstand das Foto von Reinhard Richter wohl etwa Mitte der siebziger Jahre.

Persönlich erinnere ich mich noch daran, dass es in meiner Kindheit auch Springreitturniere auf dem B-Platz gab, die stets von einem großen gemeinsamen Umzug von Reitern, Bevölkerung und Spielmannszug begleitet waren. Mehr als die Pferde muss mich damals die Musik begeistert haben, denn sobald in den Fünfzigern im Radio ein Marsch erklang, habe ich diesen sofort als „Pferdemusik“ identifiziert.

Eckhard Schmidt war so freundlich, für uns einen Blick auf den Neumarkt von heute zu werfen:

Quelle:
Uwe Albrecht, Hans-Günther Andresen: Altstadt-Erneuerung in Kappeln – Gedanken zur Wahrung eines charakteristischen Kleinstadtbildes (1977)
in: Kappeln Sechshundertfünfzig
656 Seiten, ISBN 978-3779369189, 10 €
Heimatverein der Landschaft Angeln e. V., 2007