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Aug 13 2012

Reise an die Schlei 2012

Eine kleine Reise an die Schlei
im Mai Zwei 01 Zwei

von Runa Borkenstein

Es geschah im Verlauf der Reiseetappe „Bilderrätsel 113“ der SchulZeitReisen, als ich Zeugin eines Kommentardialogs wurde.Was die drei Herren dort austauschten war mir aus einer vergangenen Zeit vertraut, im HierundJetzt aber eher befremdlich. So entstand die Idee, einmal meine Parallelwelt auf der gleichen Reiseroute zu schildern.

Stippvisiten in Kappeln-City waren nach vielen Jahren Abwesenheit und aus der Supervisionsperspektive der Weiten Welt vor 20 und auch noch vor 10 Jahren nicht erfreulich. Leerstehende Läden, schlicht unbunte und anscheinend mühsam aufrecht erhaltene Betriebstätigkeit alteingesessener Traditionsgeschäfte sowie ein Sortiment mit Schwerpunkt auf Abfertigungsgastronomie erinnerten mich damals eher an die ehemalige DDR (Biographie bedingt kein Vorurteil) als an eine attraktive kleine Hafenstadt. Dazu hat sich Kappeln – samt Umgebung – in den letzten Jahren nun entwickelt, sozusagen zu einer „Regionsmetropole“ im positiven Sinne.

Ostseebad Damp
ideale Basisstation für eine kleine Reise an die Schlei

Damp - Foto: Runa Borkenstein (2006)

Man muss diese „Gesundheitsfabrik“ (hier eine Aufnahme bei Eisnebel im Jahr 2006) nicht mögen. Aber: selbst wenn man die Landschaft zwischen Schönhagen und Fischleger noch aus Zeiten kennt, in denen man nur mit Hilfe von Holztreppchen über die Zäune der herzoglichen Ländereien an den Strand gelangte (Bilder davon sind leider nur in Kopf und Herz vorhanden), kann man sich – den Gebäudekomplex im Rücken – immer noch an diesem wundervollen unveränderten Naturstrand erfreuen.

Damp - Blick Richtung Fischleger - Foto: Runa Borkenstein (2012)Damp - Blick Richtung Steilküste/Schönhagen - Foto: Runa Borkenstein (2012)Damp - Blick Richtung Ostsee - Foto: Runa Borkenstein (2012)Damp - Blick Richtung Ostsee - Foto: Runa Borkenstein (2012)

Richtung Fischleger, Richtung Steilküste/Schönhagen und einfach Richtung Ostsee.

Schleistrand in Kappeln-Lüttfeld (1983)
gefunden beim Stöbern nach alten Bildern für die SchulZeitReisen

Lüttfeld - Foto: Runa Borkenstein (1983)Sollte das der Schleistrand sein, den ich damals als Abspann nach der Schule entlang spaziert war? Der dann im Laufe der 80iger Jahre einfach nach und nach (und ohne dass ein Hahn danach krähte) hinter noblen Architektenhäusern verschwand, deren Grundstücke bis ans Wasser reichten? Wenn ja, dann müsste der Ort auf der anderen Seite Arnis sein.

Ein (ent)spannendes Reise-Rätselprojekt!
(Auch für meine junge Reisebegleitung, die mir dabei notwendige
Chauffeurdienste leistete.)
Lüttfeld - Foto: Runa Borkenstein (2012)
Die vermutete Stelle am Ufer in Kappeln-Lüttfeld (damals Kopperby) war schnell gefunden. Fotografieren konnte ich diesen Abschnitt allerdings nur im Ansatz. Es gab keine Möglichkeit (für eine Hausgebrauchskamera!) vom öffentlichen Raum aus die Perspektive so zu wählen, dass Arnis deutlich mit aufs Bild kam.

Neue Idee: vom gegenüberliegenden Ufer fotografieren. Königstein, da wollte ich schon lange mal wieder hin. Der Weg der Wahl: Sundsacker – Fähre – Arnis.

Dieser wundersame Anblick erwartete uns in Sundsacker:

Fähre Arnis-Sundsacker - Foto: Runa Borkenstein (2012)Fähre Arnis-Sundsacker - Foto: Runa Borkenstein (2012)

Beim Näherkommen der Fähre wurde klar: kein Trugbild, sondern die kleine Stadtbimmelbahn war auf großer Rundfahrt und daher auch mit der Fähre unterwegs.

Ein rostiges Schiffswrack neben der Anlegestelle verunheimlichte uns die geplante Überfahrt mit der Fähre ein wenig und somit wurde die Route kurzerhand geändert und wir zuckelten der kleinen Bahn bis Kappeln hinterher – über Kopperby-Heide, mit Blick auf die Heidesiedlung, an Lüttfeld vorbei und endlich im Anflug auf Kappeln:

Kopperby-Heide - Foto: Runa Borkenstein (2012)Heidesiedlung - Foto: Runa Borkenstein (2012)Höhe Lüttfeld - Foto: Runa Borkenstein (2012)Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)

 

Durch Grödersby hindurch gelangten wir wenig später tatsächlich mit dem Auto nach Königstein und ich konnte dann – auch wieder nur von Privatgrundstücken aus – den begehrten Uferstreifen der Häuser der „Kiebitzhöhe“ in Lüttfeld fotografieren:

Lüttfeld - Foto: Runa Borkenstein (2012)Lüttfeld - Foto: Runa Borkenstein (2012)

Projekt Schleistrand abgeschlossen!

(Kurzer Exkurs, der ursprünglich in einem Aufsatz „SchulZeitReisen – warum?“ platziert werden sollte:

Der Nachklang dieser Beschäftigung mit einem altem Foto, die nach Schulzeit-Kriterien und auch denen der Berufswelt vielleicht als „sinnfrei“, „unproduktiv“ oder gar „unsinnig“ gelten würden, könnte mit „einfach rund und gut“ beschrieben werden.
Genau wie die Revivals erzeugt diese Art Müßiggang neue Energien. Müßig gehen im Sinne „kann man machen – kann aber auch lassen“ verbraucht wohl wegen des nicht vorhandenen
Leistungsdrucks, ein Ziel erreichen zu müssen, weniger Energie und bereichert den Müßiggänger ganzheitlich und unplanbar auf vielen verschiedenen Ebenen.)

Kappeln-City
könnte in der Gesamtbetrachtung der Schleiregion als kleine Perle gelten. In Anbetracht des eingangs erwähnten Dialoges würde ich hier allerdings das Bild der Muschel wählen, die viele bunte Perlen in sich birgt.

So könnte man schlicht und formal feststellen, dass die Vielfalt der Geschäftswelt stetig gewachsen ist und sowohl das Grundsortiment fürs tägliche Leben als auch Spezialitäten im Angebot sind. Treffender wäre aber: Die Karawanen aus fernen Welten haben den Weg über die Schlei gefunden und Aladin – vor Jahrzehnten der erste, der sich traute – hat inzwischen Gesellschaft aus anderer Herren Länder bekommen.

Die Kappelner Kaufleute haben und wurden gut integriert. Die alte Innenstadt ist noch eindeutig zu erkennen, scheint liebevoll gepflegt zu werden.

Bei dieser Maireise lugte neu ein kleines Pink um eine Ecke:

Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)

Nachforschungen ergaben, dass es sich um einen ehemaligen Zirkusrestaurantwagen handelt, der ein Bio-Freiluft-Café werden soll. (Ist er inzwischen vielleicht schon?)

Er steht am Deekelsen-Platz, auf dem auch der kleine Wochenmarkt stattfindet. (Schon witzig, wie sich hier eine erfundene Wirklichkeit Einlass in „die wahre Welt“ verschafft hat… Ob der Landarzt inzwischen wohl auch für Damp arbeitet?)

Hier könnte sich nun passend das ForschungsReiseAbenteuer „Kappeln Kulinarik“ anschließen …
vorerst als Bildermenue:

Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)Kappeln - Foto: Runa Borkenstein (2012)

Langer Schreibe kurzer Sinn: mehr als 30 Minuten Kappeln-City sind locker drin…