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Okt 06 2012

Kappuzzle 32 – Disco-Kalesche

Man könnte meinen, hier wird das Dunkelkammer-Kappuzzle einfach noch mal in schwarzweiß wiederholt. Weit gefehlt – obwohl es hier auch ziemlich dunkel ist und das Foto wieder von Manfred Rakoschek stammt, diesmal aber aus dem Jahr 1970, als wir die Schule und Kappeln (eigentlich) schon verlassen hatten.

Da auf den ersten beiden Teilen rein gar nichts zu erkennen ist, starte ich gleich mal mit dem dritten. Ach ja, an Ulli die Bitte, erstmal möglichst keine Tipps zu geben, damit es ein bisschen spannend bleibt. Alle Anderen haben dieses Bild noch nie gesehen und dürfen deshalb wieder munter drauflos raten.

Kappuzzle 32

Heino Küster, Holger Petersen und Maren Sievers vermuteten, dass es sich hier wohl um einen Discjockey handeln muss. Heino und schließlich noch Holger tippten auch auf die richtige Lokalität:

Kappeln - Disco-Kalesche

Irgendwann 1970 sollte im Wassermühlenholz eine neue Discothek eröffnet werden, die Disco-Kalesche.

Ulli Erichsen und ich, die wir beide uns damals am Wochenende meistens in Kappeln trafen, wollten uns das mal anschauen und waren glaube ich die einzigen Gäste. Die Eröffnung war geplatzt, weil der Discjockey kurzfristig abgesprungen war, und auf den Tischen rings um die Tanzfläche hatte der Gastwirt Elsner „Discjockey gesucht“-Handzettel ausgelegt. Wir tranken eine Cola, schauten uns fragend an, weil wir beide die gleiche Idee hatten, gingen zum Wirt, redeten über die Konditionen und hatten den Job.

Ich glaube, wir bekamen anfangs jeder 50 Mark pro Abend, dazu freie Getränke und ab 150 Besuchern eine Beteiligung am Eintrittsgeld. Das war für mich unterm Strich noch einmal 50% Aufschlag auf mein monatliches BAföG.

In Kiel kauften wir in Anwesenheit von „Else“, wie wir den Wirt (unter uns) nannten, für ein paar Hundert Mark einen Grundstock an Singles und LPs und von da an bekam ich auch auf meine privaten Plattenkäufe 20% Rabatt.

Kurz darauf ging es los und wir machten fast ein Jahr lang jedes Wochenende Disco – bis wir den Job wegen nicht mehr überbrückbarer musikalischer Differenzen mit „Else“ hinschmissen.

Ihm war die Musik von Anfang an zu laut und zu schnell. Er wollte „Schwoof“, er wollte Umsatz. Da waren 17 Minuten „In-A-Gadda-Da-Vida“ schon fast geschäftsschädigend. Er wollte deutsche Schlager, wir spielten Velvet Underground, MC5 und Grand Funk Railroad. Natürlich nicht ausschließlich, das hätte auch das damalige Publikum nicht akzeptiert, aber deutsche Schlager gab es bei uns konsequent nicht zu hören, auch wenn Else uns mal eine Single mitbrachte mit der klaren Ansage, heute müssten wir alle halbe Stunde „Die Maschen der Mädchen“ spielen. „Mademoiselle Ninette“ war das Äußerste, was wir verantworten konnten.

Der vorprogrammierte Dauerstress zwischen uns und unserem Arbeitgeber wurde nur dadurch abgemildert, dass nach anfangs 120 in der zweiten Woche schon über 150 und danach immer über 200 zahlende Besucher kamen. In der Spitze lagen wir weit über 250 und mehr gingen auch nicht rein.

Außerdem tranken wir um so mehr von seinem „Black Label“ je mehr er sich in unseren Job einmischte. Dabei hatte er aus seiner Warte natürlich recht. Eigentlich waren wir ja auch gar keine Disjockeys, sondern Plattenaufleger mit einem selbst verordneten musikalischen Erziehungsauftrag, den wir ansatzweise auch durchaus umsetzen konnten. Später habe ich immer mal wieder Leute getroffen, die bestimmte Musik zum ersten Mal bei uns gehört hatten und dann dauerhaft dabei geblieben waren.

Bildergalerie: Disco-Kalesche

Fotos: Manfred Rakoschek (1970)

25 Kommentare

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  1. Regina Wilke

    Wird ein Huhn auf ´nem Campingplatz gerupft? Im Dunkeln ist gut munkeln oder so.

    1. Nicolaus Schmidt

      IHR wart das damals! Mit über 40 Jahren Verspätung nachträglich herzlichen Dank.
      Nicht nur „In-A-Gadda-Da-Vida“… Das hatte etwas, wenn es auch am Anfang tatsächlich etwas spärlich bevölkert war.

      peace & love
      Nicolaus

  2. admin

    Ich hatte vorhin „(korrekte) Ortsangabe“ geschrieben. Das Foto wurde nicht in der Klaus-Harms-Schule aufgenommen.

    1. Holger Petersen

      Wo die Schüler-Disco stattfand, habe ich doch eigentlich ganz gut beschrieben.

      OK, Wassermühlenholz?

  3. admin

    Nach Heino Küster haben inzwischen auch Holger Petersen und Maren Sievers richtige Antworten genannt. Nachdem dabei das Motiv erkannt wurde, wäre allerdings noch eine (korrekte) Ortsangabe toll. Das Foto ist, wie eingangs erwähnt, von 1970. Wo könnte das gewesen sein? Ich hoffe, dass die dort abgebildete Person nach dem gestrigen „Spätbogunder“ wieder fit ist. :-D

    1. Ulli Erichsen

      Danke, ist alles wieder gut.

    2. Holger Petersen

      Wenn das Foto tatsächlich aus der Schüler-Disco stammt, dann entstand es in der Aula der (alten) KHS, Hauptgebäude, vordere Treppe, 1. Stock (2 Treppen geschoßabwärts kam man dann schnell in die Dunkelkammer).

  4. Maren Sievers , geb Bonau

    Sieht nach Mischpult und DJ aus

  5. Holger Petersen

    In a gadda da vida honey!
    DJ XY bei dem verzweifelten Versuch Iron Butterfly oder ähnlche Ohrwurm-Produzenten aufzulegen (sog. Schüler-Disco der KHS?)

    1. Rolf Nagel

      Folgenden Kommentar dazu fand ich unter einem „you Tube“ – Video:

      „In-A-Gadda-Da-Vida ist ein Stück von Iron Butterfly, über den Ursprung des Titels wurden viele Geschichten verbreitet. Eine bekannte Version erzählt, dass der Titel in Wirklichkeit „In the Garden of Eden“ sein soll, aber während der Aufnahmen vernuschelte Sänger Doug Ingle diese Zeile unter dem Einfluss von LSD in die Nonsensphrase In-A-Gadda-Da-Vida. Im Booklet zur Wiederveröffentlichung des Albums 1995 heißt es, dass Ingle den Titel nach mehr als 2 Litern Wein so ausgesprochen habe ;-)

    2. admin

      1. Holger Petersen

        Spitze!
        Habe die 17 Minuten voll genossen…
        Wenn das nicht der Grundstein für ein Wunschkonzert ist…

  6. admin

    Bisher gibt es nur von Heino eine richtige Antwort. Und Ulli weiß jetzt auch, warum ich ihn zunächst um Zurückhaltung gebeten hatte. Da wir inzwischen aber schon beim 7. Puzzleteil sind, wären ein paar kleine Hilfen vielleicht doch ganz gut. Mal sehen, was uns einfällt…

    1. Ulli Erichsen

      Halo Ahcim, halle ale Schuzeitreisände
      bin grad im Urlaub in die Falz. 800 km u nd eine schöne Spätbogunder. Hö re grad Nina Gerber und dann Peter Rowan`s No woman, no cry. Also, das wörd ich gerne mal öffentlich auftischen. Früher ging das nboch. Aber heute is RnR nur Nostalfji.

      1. Ulli Erichsen

        Sory, nostalgi

      2. Rolf Nagel

        Na dann : „Prösterchen“ ! :-)

  7. Holger Petersen

    Geisterbahn auf dem Jahrmarkt von Kappeln.
    Im Vordergrund sehen wir eine studentische („Mitreise“-) Aushilfskraft bei der vorbildlichen Erfüllung der Aufgabe kleine Kinder gehörig zu erschrecken.

  8. Maren Sievers , geb Bonau

    Schülerbücherei ?
    Habe erst an Sprachlabor gedacht, aber das gab es ja erst im Hüholz ab 1979.

    1. Ulli Erichsen

      Ist auch kein Schlaflabor.

  9. Heino Küster

    Disco Kalesche Wassermühlenholz

  10. Heino Küster

    DJ (Ulli?) am Mischpult…

    1. Heino Küster

      So ähnlich sah es zumindest aus, wenn ich, zusammen mit unserem Bürgermeister Heiko Traulsen, Mitte der Siebziger im Käskeller zur Disco aufgelegt habe…

  11. Ulli Erichsen

    Ich weiß von nichts, habe aber eine dunkle Ahnung.

  12. Heino Küster

    Späte Aufgabenerledigung im ersten Semester…

  13. Heino Küster

    Filmaufnahmen zu Mienkahn im Schilf ;-)

Kommentare sind deaktiviert.