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Feb 02 2014

Nicolaus Schmidt – Indien

Was ist das denn jetzt? Und was hat das mit den Schulzeitreisen zu tun? Berechtigte Fragen, zumal hier grundsätzlich keinerlei kommerzielle Werbung betrieben oder zugelassen wird.

Also: Wie einige sicher wissen, ist unser lieber ehemaliger Schulkamerad und Schulzeitreisender Nicolaus Schmidt ständig in der Weltgeschichte unterwegs – insbesondere um künstlerisch-fotografisch außergewöhnliche Menschen zu porträtieren und deren besondere Lebensumstände zu beschreiben. Nebenbei hat er sich auch noch die Zeit genommen, für die Schulzeitreisen qualitativ hochwertige, fundierte Beiträge – z. B. über Gerda Schmidt-Panknin und Willi Lassen – zu schreiben, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Außerdem ist wohl bekannt, dass Nicolaus den (fotografischen) Nachlass seines Bruders Eckhard Schmidt „verwaltet“ und den Schulzeitreisen irgendwann sicher noch einige Bilder zur Verfügung stellen wird. Aber das muss natürlich mindestens noch warten, bis sein nächstes großes Projekt abgeschlossen ist. Dass ich dafür hier Werbung mache, ist meine ganz persönliche Entscheidung und nicht mit Nicolaus abgesprochen.

Um was es geht und warum er für dieses Projekt Unterstützung benötigt, beschreibt er in der nachfolgenden E-Mail:


Indien: Situation der Frauen

Liebe (Kunst-)Freunde,

die Situation der Frauen in Indien stand im thematischen Mittelpunkt meiner Indienreise im Herbst. Ich habe von terre des hommes unterstützte Projekte für und mit Frauen in den ärmsten ländlichen Regionen besucht und bin mit Savita, der ersten Taxifahrerin Delhis, durch die Stadt gefahren. Was Savita tagtäglich allein an Blicken der Männer aushalten muss, ist hier kaum vorstellbar. Ich saß neben ihr und wurde immer wütender. Es ist mir zum Glück gelungen, einige dieser Macho-Blicke als Foto zu dokumentieren.

Die Begegnungen mit den Frauen einer Dalit-Gemeinschaft („Unberührbare“) war sehr bewegend. Das Selbstbewusstsein dieser Frauen hat mich tief beeindruckt.

In Delhi habe ich die junge Journalistin Priyanka Dubey getroffen, die seit Jahren Fälle von Frauen- und Mädchenhandel recherchiert und Reportagen über die vielen unbekannten Vergewaltigungsfälle geschrieben hat. Priyankas Energie, ihr Engagement hat mich einfach umgehauen.

Mit Priyanka will ich ein Fotobuch produzieren, das hoffentlich im Herbst erscheinen wird: INDIA · WOMEN. Ich schaffe es derzeit leider nicht, dieses Buch allein auf die Beine zu stellen, deshalb suchen wir Unterstützung auf der Crowdfunding-Plattform Startnext: http://www.startnext.de/india-women

Crowdfunding funktioniert so, dass jeder Unterstützer ein „Dankeschön“ wählen kann: eine Postkarte, ein Buch, ein Print oder eine Einladung zum indischen Essen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr das Projekt unterstützen könnt. Mein Herz hängt inzwischen ganz stark an diesem Projekt.

Schaut einfach mal rechts bei Startnext die Spalte mit den „Dankeschön“ an – ihr braucht euch nicht anzumelden oder zu registrieren. Ihr klickt im Laufe der Abwicklung später einfach „Gast“.

Wenn ihr etwas gewählt habt, könnt ihr euch den einfachsten Überweisungsweg* aussuchen. Bei „Sofortüberweisung“ kommt ihr z.B. durch die Eingabe der Bankleitzahl und eurer Kontonummer zu eurer Bank (die aber nicht per Logo u.a. sichtbar ist) – ihr gebt dann einfach PIN TAN u.a. ein, und der von euch gewählte Betrag wird auf das Fidorkonto überwiesen. Vorher müsst ihr euren Namen und E-Mail-Adresse angeben (für Rückfragen) und evtl. eure Adresse, wenn ihr etwas zugeschickt bekommen wollt. Ihr könnt eure Unterstützung „anonym“ erscheinen lassen (im Weiteren dann anklicken).

Falls wider Erwarten das Projekt nicht erfolgreich ist, bekommt ihr euren Betrag von der Fidorbank zurücküberwiesen!

Ab dem 21. März zeige ich im Richard-Haizmann-Museum in Niebüll in einer größeren Ausstellung einige erste Fotos aus diesem Projekt. Ende des Jahres wird es hoffentlich eine erste Ausstellung in Delhi geben – und ein Buch. Falls ihr als Unterstützer dabei seid, würden wir uns riesig freuen.

herzliche Grüße  &  Namaste
Nicolaus Schmidt  &  Priyanka Dubey

Titelentwurf
mit Urmila aus der Dalit-Gemeinschaft (ein Dorf am Ganges, 100 km östlich von Varanasi)


* Ihr könnt auch klassisch bei eurer Bank überweisen. Wählt bitte „Überweisung“. Nach dem Klicken „AGB akzeptieren“ und „Jetzt unterstützen“, erscheinen alle Daten für die Überweisung (u.a. ein lange Verwendungszweck-Nummer). Am Besten klickt ihr einfach auf „PDF anzeigen“ und druckt euch den Überweisungsträger aus, mit dem ihr dann zu eurer Bank gehen könnt.

http://www.startnext.de/india-women

Nicolaus Schmidt / Kollwitzstr. 52 / 10405 Berlin / T 030 441 33 18 / www.nicolaus-schmidt.com


9. Januar 2015

Im Oktober 2014 ist das Buch India Women von Nicolaus Schmidt und Priyanka Dubey erschienen. Jetzt lädt Nicolaus uns zu seiner Ausstellung DIVERSITY & STRENGTH – Photographs of Women in India in Neu-Delhi ein, schreibt aber selbst: „Der Weg wird für die meisten von euch zu weit sein …“

2016 wird er die Ausstellung auch in Berlin präsentieren.

Viel Erfolg!


20. Januar 2015

Nicolaus war von einigen Freunden gebeten worden, über die Ausstellung in Dehli zu berichten. Da er seine Eindrücke auch für sich selbst festhalten wollte, ist der Bericht etwas ausführlicher – aber trotzdem sehr kurzweilig und interessant – ausgefallen.

Alles wurde gut

von Nicolaus Schmidt

Der Nervenkitzel mit dem Zoll ging wie befürchtet bis zum letzten Moment, weitere 24 Stunden Verzögerung aus unerfindlichen Gründen. Erst am Mittwoch gegen 17:30 war die Prozedur beendet und wir konnten die sehr engagierte Firma Dachser bewegen, die Kisten noch am Abend (es wurde dann 22:15) ins India International Centre zu bringen. Da in Indien keine Hubwagen u. a. gebräuchlich sind, war die Frage, wie die schweren Kisten die Treppen hoch ins Foyer zu bringen sind. Ein Wachmann konnte den Fahrer des LKW überreden, mit ausgefahrener Ladeplattform (die hatte er immerhin) so heranzufahren, dass wir die Kisten rutschenderweise ins Foyer ziehen konnten. Die erste Hürde geschafft.

Da die Mitarbeiter des IIC erst gegen 11 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen, waren wir am Donnerstag zunächst auf uns allein gestellt. Mein Partner Christoph Radke hat die Bücher von der Palette geholt und in den Aufzug (zum Glück!) gebracht, ich habe mit meinem „Leatherman“-Allzweckwerkzeug (das für die ganz harten Jungs) die Kisten aufgeschraubt (Akkuschrauber sind hier ebenfalls nicht gebräuchlich). Als dann die Mitarbeiter des IIC dazu kamen und konnten schließlich wir die verpackten Bilder in den Ausstellungsraum bringen.

Es stellte sich dann heraus, dass es im IIC zwar Galerieleisten und die oberen Haken dafür gibt, aber keine Aufhänger für die Bilder, die bei uns ja praktischerweise höhenverstellbar sind. Wir mussten die „oberen“ Haken umfunktionieren und zusätzlich mit Klebeband an der Bildtafel sichern (oberste Regel: nie ohne Klebeband verreisen!). Dummerweise kamen die Jungs vom IIC mit der hierfür erforderlichen Aufhängung nicht zurecht, verbrachten zwei Stunden zu dritt mit einem Bild – ohne Ergebnis.

Es gab entsprechend ein Nadelöhr namens „Nicolaus“, das schon mit dem Auspacken und der Sicherung des Verpackungsmaterials für einen verkratzungsfreien Rücktransport ausreichend beschäftigt war. Zum Glück hatte ein Mitarbeiter eine Idee, wie das große frei hängende Oktogon aus Porträts auf Papierbahnen an die zeltartig konstruierte Decke der Ausstellungshalle zu befestigen war. Hiermit waren dann die Mitarbeiter für den Rest des Tages beschäftigt. Gegen Abend hingen immerhin die ersten Diasec-Tafeln und mit einem der Mitarbeiter klappte das gemeinsame Aufhängen ganz gut. Der Acrylring, an dem ich später die Papierporträts hängen wollte, hing brauchbar unter der Decke.

Am Eröffnungstag hatte ich gegen 11 Uhr morgens das Gefühl, wir schaffen es nie, die Porträts an die fragile Ringkonstruktion so zu hängen, das sich ein vernünftiges Oktogon ergibt, aber auch das klappte dann irgendwann. Gegen 14 Uhr war es geschafft, alles hing einigermaßen waagerecht. Die ganze Ausstellung und der Raum selbst sah wesentlich besser aus, als ich es von meinem früheren Besuch her erwartet hatte. Das Porträtoktogon brachte das gewisse Etwas in die Ausstellung.

Die Ausstellungseröffnung war dann gut besucht und sehr bewegend, da einige der Frauen, die ich in Rajasthan, Uttar Pradesh und hier in Delhi fotografiert habe, dabei waren. Um den deutschen Botschafter, Michael Steiner, gab es ein großes Bohei. Er war mit seiner Frau in einem großen BMW vorgefahren. Ein Kleinwagen, aus dem vor dem IIC gerade jemand etwas mühevoll aussteigen wollte, wurde von den Guards des IIC verscheucht, der arme Mensch musste sich wieder ins Auto zurücksetzen. Dann Aussteigen des Botschafters, sofort ein Gruppenfoto mit mir und Danuta Sacher vom terre des hommes Vorstand. Die Botschaft hatte ihren eigenen Fotografen dabei.

Nicolaus Schmidt - Ausstellungseröffnung

Ich habe den Botschafter und dessen Ehefrau Eliese dann die Treppen hoch in die Galerie geleitet, um nicht wie am Tag vorher bei Stromausfall im Fahrstuhl gefangen zu sein. Oben angekommen waren natürlich alle Augen auf den VIP gerichtet. Urmila Gorakh, die „Titelfrau“, aus dem Dalit-Dorf Hanumanganj bei Varanasi (100 km), hat sich auch hier beim kurzen Ausstellungsrundgang mit dem Botschafter als Star entpuppt, sie kommunizierte völlig selbstverständlich mit ihm , als würde sie immer auf Ausstellungseröffnungen verkehren. Dies wiederum war genau das, was der Fotograf der Botschaft wollte: eindrucksvolle Fotos für die PR-Arbeit schon nach fünf Minuten.

Nicolaus Schmidt - Ausstellungseröffnung

mit Priyanka Dubey, Urmila Gorakh und dem deutschen Botschafter, Michael Steiner

Nicolaus Schmidt - Ausstellungseröffnung

rechts: Danuta Sacher, Vorstandsvorsitzende von terre des hommes

Nach dem Rundgang sollte der Botschafter dann zusammen mit den anderen Rednern neben dem Redepult sitzen. Unprätentiös, wie er mir zu sein schien, bugsierte er mich stattdessen auf seinen Platz und nahm selbst neben den Frauen aus den Dörfern Platz.

Die Reden, besonders die der Frauenrechtsaktivistin Kamla Bhasin, waren alle inhaltlich sehr gut, insgesamt aber, wie oft bei solchen Gelegenheiten, zu lang. Der Botschafter selbst überzeugte durch eine spontane Art und es wurde deutlich, dass er sich schon früher sich für unterprivilegierte Frauen in Indien eingesetzt hatte. Er hatte mein Buch offensichtlich gründlich durchgesehen und betonte den Aspekt der Würde in den Porträts auch der einfachsten und ärmsten Frauen (ich hatte ursprünglich an einen Buchtitel mit „dignity“ gedacht).

Nicolaus Schmidt - Ausstellungseröffnung

hinten: Hunded Gandhi; vorn Mitte: Frau Ranjana Ray, die Grand Dame der engagierten Sozialarbeit
in Delhi, der wir den Zugang zum IIC verdanken; rechts: Frau Tochhawng vom IIC

Zur Ausstellungseröffnung war extra aus Mumbai der Indien-Repräsentant, Hunded Gandhi, der Firma Dachser angereist, obwohl er gerade erst von einem Urlaub aus Mekka zurück war. Er hatte vom Chef der Firma Dachser, Bernhard Simon, eine E-Mail bekommen. Offensichtlich gefiel ihm aber die Veranstaltung und so waren am Ende alle, die Veranstalter, das IIC, die Frauen und der Fotograf zufrieden. Für mich selbst war es ziemlich stressig. Von Tee und Gebäck habe ich nichts gesehen, da alle mit mir reden wollten, aber so soll es ja sein.

Nicolaus Schmidt - Ausstellungseröffnung

von rechts: Gyarshi und Pinku (18 Jahre) aus Rajasthan, Urmila, Chandrika Srivastava, eine Lehrerin aus dem Armenviertel Holambikalan in Delhi, dann Reeat Devi aus Urmilas Dorf, hinter Urmila: Manju

Außer Urmila waren übrigens die meisten anderen Frauen an diesem Abend sehr schüchtern, der Sprung aus dem Savannendorf in Rajasthan in den akademischen Zirkel von Delhi war wohl zu heftig. Urmila saß dagegen in der ersten Reihe und hatte als einzige Frau während der Reden ein Bein über das andere geschlagen. Alle Frauen aus Uttar Pradesh hatten aber, anders als im Dorf, nicht den Sari über den Kopf gezogen. Urmila hat mir später ein „Geheimnis“ anvertraut, sie sei auf dem Weg hierher zum ersten Mal in ihrem Leben Eisenbahn gefahren. Am nächsten Tag dann, beim ersten Workshop, waren die anderen auch aufgetaut und agierten wieder so selbstbewusst, wie ich sie kennengelernt hatte.

Nicolaus Schmidt - Ausstellungseröffnungmit Ingrid Mendonca, die seit 30 Jahren für terre des hommes in Indien arbeitet
und ab März die neue Koordinatorin für Südasien wird

Die Presseresonanz ist gut, ich habe schon einige Interviews gegeben, durchaus mit wichtigen Zeitungen. Gestern hat die besonders in Südindien weit verbreitete Zeitung „The Hindu“ auf der zweiten Seite über die Ausstellung berichtet.

Alle Freunde hier haben enorm viel geleistet hier für die Organisation auch der Workshops, besonders Kishore aus dem Delhi-Büro von terre des hommes ist unermüdlich im Einsatz. Das India International Centre hat alles rund um die Ausstellung gut organisiert und besonders die Galerieleiterin Kanta Mehla ist sehr engagiert, z. B. in der Pressearbeit. Priyanka Dubey als Autorin unseres Buches ist ebenfalls zufrieden.

So seltsam Indien und besonders Delhi jedesmal sind, so gestaltet sich unser Aufenthalt doch wieder sehr intensiv aber doch durchaus auch sehr angenehm.

Herzliche Grüße vom „veteran photographer“ (O-Ton Priyanka).

Nicolaus Schmidt | Kollwitzstr. 52 | 10405 Berlin | T 030 441 33 18 | www.nicolaus-schmidt.com

Fotos: © Christoph Radke

3 Kommentare

  1. Nicolaus Schmidt

    Für alle, die zur Ausstellungseröffnung „Welten“ am Freitag 21.3. 20 Uhr in das Richard Haizmann Museum in Niebüll kommen wollen:
    Ich habe einen Tisch im italienischen Restaurant Casa Piccoli, Rathausstr. 16a, schon um 18 Uhr reserviert. So können wir klönen und etwas essen, um dann zeitig ins Museum zu wechseln, was ganz in der Nähe ist. Wer will, kann dann noch zu einer halbwegs erträglichen Zeit wieder nach Haus fahren.

    http://www.casa-piccoli.de/html/kontakt.html

    Ich freue mich auf alle, die kommen.
    Die Ausstellung wird die umfassendste sein, die ich bislang auf die Beine gestellt habe.

    Herzliche Grüße
    Nicolaus

  2. Nicolaus Schmidt

    Hallo Achim,

    das ist ja eine Überraschung. Danke!
    Da ich derzeit in New York mit einer Ausstellung bin, habe ich längere Zeit Deine Seite nicht besucht.
    Unterstützung für das Buchprojekt kann ich wirklich gebrauchen. Ganz so einfach, wie es anfangs schien, ist es nicht. „Ernste“ Themen scheinen in der „Crowd“ auch nicht so gut zu laufen. Mal sehen.

    Ab April werde ich mich endlich bei Dir melden, um zu sehen, was Du aus Eckhards Archiv gebrauchen kannst. Dann müßte es endlich bei mir ruhiger sein.

    Zum 21. März möchte ich alle Mitreisenden nach Niebüll in das Richard-Haizmann-Museum einladen: WELTEN – so wird die Ausstellung heißen. Eröffnung: wohl leider abends. (Wer direkt informiert werden will: Mail an ni@nicolaus-schmidt.com )
    herzliche Grüße an alle
    Nicolaus

  3. Runa Borkenstein

    Danke schon mal, Achim,
    für diesen kleinen Abstecher
    abseits von unserer gewohnten Reiseroute!
    „Über den Tellerrand“….

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