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Dez 12 2015

Erik der Rote – Vorgeschichte

Das Singspiel „Erik der Rote“ ist 1974 auf Hallig Hooge entstanden. Nachdem ich die Hallig 1968 zum ersten Mal besucht hatte, wurde Hooge ab den frühen Siebzigern zu meinem Dauerausflugsziel. Mehrfach im Jahr verbrachte ich dort zusammen mit Hanna und/oder Ulli und manchmal weiteren Freunden viele Tage und Wochen.

Hallig Hooge - Ockelützwarft (1974)Ostern und Pfingsten kamen wir günstig bei der Familie Binge auf der Ockelützwarft unter, im Sommer zelteten wir auf der Wiese unterhalb der Warft. Manchmal gab es dort ein oder zwei weitere Camper (die „Schwaben“ kommen in der ersten Aufnahme kurz zu Wort lol ), aber meistens hatten wir den „Zeltplatz“ für uns allein.

So konnten wir dort auch ungestört musizieren, wovon wir reichlich Gebrauch machten. Ab 1972 hatten wir unser batteriebetriebenes Tonbandgerät dabei, so dass aus der Zeit auch noch einige Aufnahmen erhalten geblieben sind.

Playboys and Playgirls ~ © 1964 Bob Dylan

Mad Mantek
Hallig Hooge 1972

Mit meinem neuen „UHER Report“ klang das dann ab 1973 schon besser.

Blues of the Island ~ © 1973 Achim Gutzeit

Mad Mantek
Hallig Hooge 1973

Hallig Hooge - Ockelützwarft (1974)Während wir anfangs alle möglichen Lieder, die damals mein handgeschriebenes 200-seitiges Songbook füllten, rauf und runter spielten, entschlossen wir uns in unserer letzten Urlaubswoche im August 1974, ein paar neue Lieder zu schreiben und aufzunehmen, die alle ein gemeinsames Thema haben sollten.

Ulli schlug vor, eine Wikinger-Geschichte über die Entdeckung Amerikas bzw. Neufundlands zu erfinden und hatte thematisch ein paar Bruchstücke parat, weil er darüber mal etwas gelesen hatte. Ohne irgendwelche weiteren Informationsquellen ließen wir unserer Phantasie freien Lauf und konzipierten die Geschichte, schrieben Lieder, die dann durch die Texte verbunden wurden, übten sie ein und nahmen alles auf Tonband auf, die Texte im Zelt und die Songs bei gutem Wetter und möglichst wenig Wind draußen auf der Wiese. Hallig Hooge - Ockelützwarft (1974)Mein „UHER Report“ war ein hochwertiges Halbspur-Stereo-Tonbandgerät, mit dem man mit einer Bandgeschwindigkeit von 19 cm/s aufzeichnen konnte, was eine sehr gute Aufnahmequalität ermöglichte.

An unserem letzten Urlaubstag bauten wir unsere Zelte ab und packten fast alle unsere Sachen in Hannas Käfer. Während Ulli die letzte Fähre nach Schlüttsiel nahm, quartierten Hanna und ich uns noch für eine Übernachtung in einem der Gästezimmer ein und haben dann bis spät in die Nacht die Aufnahmen auf den verschiedenen Bändern abgehört, katalogisiert, alles auseinandergeschnitten und in der richtigen Reihenfolge neu zusammengeklebt. Solch eine Aktion hätten die Batterien nicht mitgemacht, aber jetzt hatten wir eine Steckdose und konnten das Resultat kaum erwarten.
Hallig Hooge - Ockelützwarft (1974)So kamen wir mit dem komplett fertiggestellten Tonband am nächsten Tag in Kiel an und konnten uns alles gleich über die Anlage anhören. An diesem Original-Tonband ist seither nie mehr eine Änderung vorgenommen worden. Das heißt, das gesamte Projekt „Erik der Rote“ hat von der ersten Idee bis zur endgültigen Fertigstellung genau eine Woche gedauert – in der wir auch noch zwei- oder dreimal (zu Fuß) auf die Hanswarft mussten, um Lebensmittel zu besorgen und/oder (sehr preiswert) im „Seehund“ zu essen. Ansonsten bereiteten wir – dem Wind trotzend – unsere Mahlzeiten auf einem kleinen Gaskartuschen-Kocher zu.

Dies alles schicke ich voraus, damit der/die Zuhörer/-in von heute die über 40 Jahre alte Produktion ein wenig einordnen kann. In Zeiten des Internets lässt sich sehr schnell fast alles recherchieren, wir hatten damals nicht mal ein Buch. Aber wenn man die Geschichte(n) um „Erik den Roten“ heute nachliest, wird man feststellen, dass wir mit unserem Phantasieprodukt wenigstens nicht völlig falsch lagen.

Hallig Hooge - Ockelützwarft (1974)Hallig Hooge - Ockelützwarft (1974)

„Erik der Rote“

Demnächst bei Schulzeitreisen.de

4 Kommentare

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  1. Sabine Brunckhorst-Klein

    Ich staune auch immer wieder:
    Achim ist so reich an Ideen, war es wohl immer schon, und kann mittlerweile „auf ein riesiges Repertoire“ zurück greifen.
    Du berührst mit deiner Initiative andere Menschen, Achim, und schaffst bei uns Schulzeitreisenden Verbundenheit, finde ich. Gerade auch diese tollen Adventskalender jedes Jahr sind großartiger Ausdruck dessen.
    An dieser Stelle wieder einmal vielen vielen Dank für das alles hier.

  2. Runa Borkenstein

    Solche Projekte sind einfach grandios!
    Pures Lebenselexier :idea: :developer:

  3. Katr!n Wummel

    Ach, da freu ich mich schon sehr! Auch wenn ich die Aufnahme ja schon kenne. Dank Ulli konnte ich ja jetzt die Erinnerung auch wieder auffrischen. Den Refrain von „Erik der Rote“, den ich ja 1974 zum ersten Mal gehört hatte, ist mir seitdem im Gedächtnis geblieben … krasse Leistung! ;)
    @Ulli: Den Blues hast du gesungen?

    1. Ulli Erichsen

      Nein, das war Achim.
      War ne schöne Zeit damals. Möchte ich nicht missen.
      Erik der Rote war schon richtig arbeitsintensiv und ist für mich bis heute die schönste Erinnerung an Hallig Hooge und unsere gemeinsamen Unternehmungen.

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