Schon wieder ein langes Wochenende ohne admin. Aber auch dieses Mal habe ich einiges vorbereitet, das dann täglich automatisch veröffentlicht wird.
Beginnen wir mit einem spannenden Bilderrätsel, bei dem es etwas zu klären gilt, wozu ich außerstande und deshalb auch nicht in der Lage bin, diese Aufgabe zu moderieren. Alle Kommentare werden also – egal, ob möglicherweise zutreffend oder nicht – sofort veröffentlicht.
Bei dem alten Foto, das mir Jürgen Hansen geschickt hat, geht es um das Gebäude, das dort steht, wo in den 30er-Jahren der Sieck-Speicher am Südhafen errichtet wurde, sowie um das Gebäude rechts davor – also die mit den Schornsteinen.
Frage: Was waren das für Gebäude?
In meinem Archiv habe ich eine Ansichtskarte von 1906 entdeckt, auf der von den beiden hohen Schornsteinen noch nichts zu sehen ist.
Auf der Basis eurer „Räucherei“-Ideen habe ich auch einmal selbst recherchiert. Ergebnis: Bei dem Gebäude mit den drei Schornsteinen handelt es sich um die Fischräucherei von Richard Degner, gegr. Anfang des 20. Jh.
Der Hauptsitz der Firma war die Fischkonserven-Fabrik J. C. Degner & Söhne in Altenburg / Sachsen-Anhalt. Deren Spezialitäten waren u. a. Brat- und Senfheringe sowie Rollmöpse in Remoulade. Richard Degner belieferte die Altenburger Fabrik mit der benötigten Ware und die heimischen Kunden direkt von Kappeln aus mit Räucherfischen.
Nach dem Tod von Richard Degner in den zwanziger Jahren übernahm Peter Lass die Räucherei und baute sie zunächst aus. Die beiden großen Schornsteine sind Teil seiner Fabrikerweiterung.
Nach Schließung der Altenburger Fabrik 1931 musste auch Lass aufgeben und verkaufte das Grundstück an die Firma Chr. Sieck. Die Gebäude mussten dann dem Neubau des Getreidesilos weichen.
Kleine Liste Kappelner Fischräuchereien
Richard Degner
Am Südhafen, gegr. etwa 1902, Nachfolger 20er- bis 30-Jahre: Peter Lass
Fischindustrie A.G.
Arnisser Straße 4, gegründet 1920, in den 30er-Jahren wegen Unrentabilität wieder geschlossen
Heinrich „Heie“ Frank
Am Hafen 16, Versand von Heringen und Räucheraal, führte sein Geschäft bis zu seinem Tod 1962
Friedrich Föh
Dehnthof 28, Fischräucherei und Versandgeschäft ab 1910, gegr. 1880 von August Braack
Wilhelm Lischke
Mühlenstraße 72, gegr. 1894, bis zu seinem Tod um 1920. Seine Witwe Helene Lischke stellte sich auf den Handel von gebrauchten Möbeln um. Lischkes Tochter war übrigens Emma Schade – bis in die 50er-Jahre Betreiberin des Kinos im „Schauspielhaus“, das sie von ihrer Mutter übernommen hatte.
Friedrich Lotze
Neukappeln 4, gegr. 1936
Karl Matthiesen, genannt „Korl Mule“
Am Hafen 19, gegr. vor 1890, Spezialität: Schornsteinheringe, luftgetrocknet und dadurch lange haltbar
Max Mehl
Dehnthof 16, Fischräucherei und Versandgeschäft, gegr. etwa 1910, ab 1950 weitergeführt von seiner Witwe Christine Mehl
24 Kommentare
Zum Kommentar-Formular springen ↓
Runa Borkenstein
3. Mai 2017 um 12:32 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
So viele Räucherei’n
so viele und vielförmige Schornstein‘
Rauch von gestern
diese Silhouette der kleinen Stadt an der Schlei
jetzt tummeln am Hafen sich Gastbrüder und -schwestern,
wie Meereskinder: demnächst ist vielleicht auch ein Meeressohn dabei
wenn im Südhafen ein „Boutique-Hotel“ (*)
steht an Sieck-Speichers Stell’…
Doch drei Schornsteine zum Glück noch immer ich seh
wenn von Schwansen ich komme: die AAL-Türme von Föh
*(„Boutique-Hotel“ aus: Schlei-Bote vom 25.4.2017 ‚Die Bahn hat sich unterzuordnen‘)
Katr!n Wummel
3. Mai 2017 um 06:44 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Toll! Dank an alle!
Regina Blätz
2. Mai 2017 um 19:41 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Das war wieder ein interessanter Ausflug in die Kappelner Vergangenheit
admin
2. Mai 2017 um 19:59 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Danke, Regina. :-) Nicht die Rätsel sind der Aufwand, sondern deren Auflösung.
Wolfgang Jensen
2. Mai 2017 um 20:03 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ich habe mich über die Auflösung geärgert……, weil ich das nicht rausgefunden habe. ;)
admin
2. Mai 2017 um 20:09 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hauptsache, du hast dich bemüht. ;)
Sabine Brunckhorst-Klein
3. Mai 2017 um 17:05 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Das finde ich auch, Regina. :)
Ich kann die Kappeln-Rätsel auf dieser Seite selten lösen, wenn es nicht gerade um Themen der Klaus-Harms-Schule geht.
Ich nehme mir auch nicht ausreichend Zeit, um Recherchen zu betreiben, bewundere allerdings den Eifer, mit dem sich manche von euch in die Themen vertiefen. RESPEKT!
Bei Ausflügen in die Kappelner Vergangenheit und Bildern aus den alten Zeiten begeistert mich jedoch immer wieder die Atmosphäre. Wie schlicht war der Alltag für die Menschen oft, wie mühsam oft auch. Und wie viel Reichtum liegt für mich heute auch in dem schlichten Leben früher ….
Aber natürlich ist die Atmosphäre nur die eine Seite der Medaille.
Wolfgang Dase
30. April 2017 um 14:33 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
In der SZR-Bildergalerie „ASC-Seglerbrücke“ vom 23. Sept. 2012 ist auf Bild 1 von 21 das/die Gebäude von Süden her zu sehen. Habe aber selbst keine Ahnung davon, was das nun wirklich ist.
Wolfgang Dase
30. April 2017 um 13:12 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Für eine Zuckerfabrik erscheint mir das Gelände zu klein und es fehlt ein hoher Schornstein, ca. so hoch wie der bei Nestlé, um die Unmengen Wasserdampf, der bei der Herstellung entsteht, hoch abzuleiten. Die neuen Schornsteine auf dem jüngeren Bild ähneln den „üblichen“ Räuchertürmen und haben auch eine Abdeckung. Wahrscheinlich dafür, daß der Fisch nicht naß wird. ;)
Heino Küster
30. April 2017 um 12:53 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Es gab zu der Zeit wohl eine Räucherei Matthiesen, aber wo genau?
Ingwer Hansen
30. April 2017 um 18:57 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ich glaube die war in der Kirchstraße, Ecke Kastanienallee.
Heino Küster
30. April 2017 um 19:26 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Danke! Hab grade meinen Vater gefragt, der viel über Kappeln gesammelt hat, aber dieses Anwesen kennt er auch nicht… :-(
Konrad Reinhardt
30. April 2017 um 20:36 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ingwer, zu meiner Schulzeit war das die Räucherei Mehl
Konrad Reinhardt
30. April 2017 um 22:54 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Siehe Rundblick 1955, Bild 10
Heino Küster
30. April 2017 um 21:40 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dann wäre Matthiesen noch eine Option…
Wolfgang Jensen
29. April 2017 um 22:16 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Wenn man „Lischke“ in das SZR-Suchfeld eingibt, erfährt man, dass der Fischhandel Lischke in der Mühlenstraße war (Klassenfahrt nach Kappeln – 1963 (5) – ganz unten). Dann kann die Fischräucherei Lischke nicht am Südhafen gewesen sein. Schade! :sad:
Michaela Bielke
30. April 2017 um 06:59 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ich habe in „Kappeln Bücher“ gewühlt, aber nichts gefunden, was auf den Südhafen schließen läßt. :(
Runa Borkenstein
29. April 2017 um 09:10 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Wie wär`s mit süß statt salzig: eine Zuckerfabrik?
Vielleicht wurden nicht alle Zuckerrüben verladen, sondern vor Ort auch verarbeitet;
(H.-P. Wengel, „KAPPELN Stadt an der Schlei“ Archivbild S.91 unten)
Michaela Bielke
28. April 2017 um 19:04 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Räucherei
Heino Küster
28. April 2017 um 20:10 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Könnte sein, ich überlege gerade, ob dort mal vorübergehend eine Ziegelei gestanden haben könnte…
Wolfgang Jensen
28. April 2017 um 20:16 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Es gab mal eine Fischräucherei Wilhelm Lischke, aber ich weiß nicht, wo die damals war.
Konrad Reinhardt
28. April 2017 um 21:48 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Fand ich gerade eben:
Wilh. Lischke, Fischräucherei und Export, Kappeln (Schlei), Gegründet 1898,
Drucksache, abgestempelt am 29.10.1920
Leider keine Anschrift dabei!
Konrad Reinhardt
28. April 2017 um 16:45 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Elektrizitätswerk ???
Heino Küster
28. April 2017 um 19:57 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Das E-Werk stand dort, wo heute der Pierspeicher steht.