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Aug 13 2018

Kappuzzle® 529 – Dr. Bürgin

Dieses Kappuzzle® zeigt eine bedeutende Kappelner Persönlichkeit, die viele von uns eigentlich noch kennen müssten.

Dr. Hans Bürgin

Kappuzzle® 529

Dr. Bürgin wurde erkannt bzw. erraten von Konrad Reinhardt, Holger Petersen, Runa Borkenstein, Sabine Brunckhorst-Klein, Heino Küster, Katr!n Wummel und Regina Blätz.

Abi 1966 – Dr. Hans Bürgin (OIs), Dieter Rackow (OIm)

Klaus-Harms-Schule – Abitur (März) 1966
Klassenlehrer: Oberstudienrat Dr. Hans Bürgin (OIs), Studienassessor Dieter Rackow (OIm)

Oberstudienrat Dr. Hans Bürgin

* 16.05.1904    † 25.01.1977
Klaus-Harms-Schule: 1933-1969
Fächer: Englisch, Geschichte sowie Deutsch und (bis Mitte der 50er-Jahre) Sport

Viele von uns kennen Dr. Bürgin noch als Lehrer an der Klaus-Harms-Schule. Von 1939 bis 1949 leitete er auch das Schülerheim der Klaus-Harms-Schule in der Mühlenstraße, war nach 1945 Vorsitzender des Personalrats der Schule und verwaltete ab 1958 die Lehrerbücherei.

Noch umfassender war sein ehrenamtliches Engagement außerhalb der Schule. Seit 1938 war er im Vorstand des Arnisser Segelclubs, in den 50er-Jahren saß er im Kappelner Stadtrat als Mitglied im Jugend-, später im Kulturausschuss, und von 1956 bis 1964 leitete er die Volkshochschule Kappeln. Außerdem war er von 1947 bis 1955 Vorsitzender des TSV Kappeln.

Einen besonders großen Bekanntheitsgrad über die Schule und über Kappeln hinaus erlangte er als Verfasser des „Kappler Heimatspiels“ 1951.

Nichts von alledem jedoch ist der Grund, weshalb ich ihn hier als Rätselthema ausgewählt habe.

Was nämlich am wenigsten bekannt ist, ist seine langjährige akribische Forschungsarbeit, die er dem Werk eines unserer bedeutendsten, damals noch lebenden Schriftsteller widmete: Thomas Mann. Seine Veröffentlichungen auf diesem Gebiert machten Dr. Bürgin zu einem weltweit anerkannten Literaturhistoriker.

Aus diesem Grund hat seine Person auch ihren Platz gefunden in dem bemerkenswerten Werk Biografien der Landschaft Angeln von Berthold Hamer*.

Hier eine stark gekürzte Zusammenfassung der dort von Christian Tilitzki veröffentlichten biografischen, insbes. diesen Forschungsaspekt betreffenden Fakten.

»Hans Bürgin

besuchte die Oberrealschule des Lübecker Katharineums. Nach dem Abitur 1923 Studium der Geschichte, Anglistik und Germanistik … Promotion zum Dr. phil. 1928, Juni 1929 erstes Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen … August 1931 legte er das Zweite Staatsexamen ab, dem am 1 Oktober die Ernennung zum Landesbeamten folgte.

Als Historiker war Bürgin ein Schüler des 1923 nach Kiel berufenen Friedrich Wolters, der zum engsten Kreis um Stefan George zählte… In Heidelberg hatte Bürgin zudem im Sommersemester 1925 bei Friedrich Gundulf gehört, einem langjährigen Jünger des „Meisters“ George, und in Kiel saß er im Seminar Carl Petersens, des neben Wolters zweiten „Georgianers“ unter den Kieler Historikern.

Offenbar hat ihn dieser Einfluss aber nicht aus dem Kraftfeld eines anderen zeitgenössischen Schriftstellers herausgezogen, der als Antipode des George-Kreises gelten konnte: Thomas Mann (1875-1955), dessen Werk ihn seit einer öffentlichen Lesung des Dichters in Lübeck faszinierte, die er während der „Nordischen Woche“ im September 1921 als Unterprimaner besucht hatte.

Schon kurz [nach seiner Promotion] 1928 … richtete Bürgin 1929 eine Anfrage an seinen berühmten Lübecker Landsmann mit dem Angebot, eine Bibliografie seiner Publikationen erstellen zu wollen. Diesen Plan setzte er in die Tat um und sammelte selbst nach 1933, als Thomas Mann emigrieren musste, auch dessen im Ausland publizierten Gelegenheitsarbeiten. Erst als „die Bibliotheken sich mehr und mehr meinen Bücherwünschen verschlossen“, brach der junge Bibliograf sein Unternehmen ab…

Nach Kappeln, wo er an der Klaus-Harms-Schule für einige Wochen im Sommer 1929 bereits seinen Referendardienst versehen hatte, zog Bürgin zu Ostern 1933 eher ungern. Eine Assessorstelle in Altona mit der Nähe der Hamburger Universitätsbibliothek hätte seinen wissenschaftlichen Neigungen mehr entsprochen…

Unmittelbar nach Rückkehr aus der Gefangenschaft schrieb Bürgin im Frühjahr 1946 dem in Kalifornien Iebenden Thomas Mann, um die Wiederaufnahme der bibliografischen Sammelarbeit autorisieren zu lassen. In diesen Nachkriegsjahren veröffentlichte er zudem mehrere Zeitschriften- und Presseartikel, in denen es darum ging, die Aufmerksamkeit des deutschen Lesepublikums wieder auf den Dichter und sein im Exil entstandenes literarisches Werk zu lenken. Bis 1955 mit Thomas Mann, dem die ihm bereiteten „bibliografischen Beschwerlichkeiten“ wenig behagten, korrespondierend, dann unterstützt von der Familie Mann, von der Internationale der Mann-Forscher, Sammler und Bewunderer, schließlich von dem 1956 gegründeten Züricher Thomas-Mann-Archiv gelang es Bürgin 1959, gemeinsam mit Walter A. Reichart (Wisconsin) und Erich Neumann (Ost-Berlin), mit der für Jahrzehnte maßgeblichen Bibliografie „Das Werk Thomas Manns“ dem Dichter ein „dauerhaftes Denkmal“ zu errichten.

Zum fünften Todestag Manns am 12. August 1960 konnte er als federführender Mitherausgeber die erste bundesdeutsche Ausgabe der zwölfbändigen „Gesammelten Werke“ vorlegen, die bis 2002, als die „Große kommentierte Frankfurter Ausgabe“ zu erscheinen begann, die „Basis der weltwelten „Thomas-Mann-Forschung“ bildete, die Bürgin 1974 zusammen mit Peter de Mendelssohn noch verbreiterte, als er einen tausendseitigen Band XIII mit teils unveröffentlichten „Nachträgen“ folgen ließ…

1962 verkaufte Bürgin, der in seiner Etagenwohnung in der Flensburger Straße 10 in Kappeln nur mit Mühe die große Arbeitsbibliothek unterbringen konnte, einen Teil seiner Sammlung mit Zeitschriften, die Originalbeiträge Manns enthielten, sowie Nachdrucke und Zeitungsaufsätze über den Dichter ans Züricher Archiv. Dessen Leitung wollte Bürgin 1962 … sogar selbst übernehmen, als er, da seine wissenschaftlichen Ambitionen mit den Lehrerverpflichtungen immer weniger zu vereinbaren waren … Da der Posten aber an die Schweizer Staatsbürgerschaft gebunden war, kam Bürgin nicht zum Zuge, und Hans Wysling stand dem Archiv in Zürich dann von 1962 bis 1993 vor. Wysling wiederum konsultierte Bürgin in zahllosen Fällen für die eigenen Mann-Forschungen.

Eine noch intensivere Zusammenarbeit ergab sich für Bürgin mit dem Thomas-Mann-Sammler Dr. Hans-Otto Mayer, dem Inhaber der renommierten Schrobdorff’schen Buchhandlung in der Düsseldorfer Königsallee. Mit Mayer stellte er eine „rekonstruierte Autobiografie“ unter dem Titel „Thomas Mann. Eine Chronik seines Lebens“ (1965) zusammen, die international auf breites Interesse stieß, ins Amerikanische und Japanische übersetzt und als „Meilenstein“ der Forschung und „fundamentales Werk“ begrüßt wurde. Als unentbehrliches Hilfsmittel gelobt, waren davon bereits 1967 knapp 4000 Exemplare verkauft.

Den krönenden Abschluss seiner Forschungen nahm Bürgin jedoch in Angriff, als er schon auf die Pensionierung zusteuerte. Abermals suchte er dabei die Zusammenarbeit mit Mayer. Die beiden Mann-Enthusiasten entschlossen sich 1965 zu dem Wagnis einer Erfassung aller in Archiven oder Privatbesitz in Europa und den USA aufbewahrten Briefe des „Zauberers“…

Ohne finanzielle Unterstützung durch den Staat oder große Stiftungen ließen sie sich auf ein „Mammutwerk“ ein, dem sich der geschäftlich beanspruchte Mayer und der Oberstudienrat Bürgin – bis zu seiner Pensionierung im Sommer 1969 – nur in ihrer Freizeit widmen konnten. Kein Wunder, dass sie bald das Gefühl beschlich, sie würden über ihr Projekt „beide hinwegsterben“…

Ferner kämpfte Bürgin im abgelegenen Kappeln mit den Problemen der Literaturbeschaffung, obwohl er die „Fernleihe über unsere hiesige Kreisbücherei über Gebühr“ nutzte …

Bürgin war zudem neben der entsagungsvollen Erfassung der Briefe … bis 1968 mit einer achtbändigen Taschenbuchausgabe der Essays Thomas Manns sowie mit dem erwähnten Band XIII der „Gesammelten Werke“ beschäftigt…

Im Januar 1976 erkrankte Bürgin schwer, musste zehn Wochen in der Ostseeklinik Damp verbringen, kehrte dann aber schaffensfreudig an den Schreibtisch zurück. Unerwartet erlag er am 25. Januar 1977 einem Herzversagen, sodass er die im Herbst 1977 erfolgte Auslieferung des ersten Bandes der „Regesten und Register“ zu Thomas Manns „Briefwerk“ nicht mehr erlebte…«

* Berthold Hamer (Herausgeber), Biografien der Landschaft Angeln, 2 Bände, 872 Seiten
Verlag: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft (September 2007)
ISBN: 978-3898763394, nur antiquarisch verfügbar

23 Kommentare

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  1. Katr!n Wummel

    Dr. Hans Bürgin

  2. Heino Küster

    Hans Bürgin?

  3. Heino Küster

    Werner Blieske?

  4. Sabine Brunckhorst-Klein

    Dr. Hans Bürgin

  5. Wolfgang Dase

    Anhand der Kleidung, Kragen, Revers, und Haare auf der Schulter links, könnte die Persönlichkeit auch eine Frau sein. :?:

    1. Runa Borkenstein

      der Name, stimmt, das haut wohl hin,
      der klingt eher feminin :)

      1. Katr!n Wummel

        Aber nur hintenrum ;)

    2. Konrad Reinhardt

      Es sind keine Haare, es sind Schatten.

      1. Wolfgang Dase

        Jetzt sehe ich das auch. :oops;

        1. Konrad Reinhardt

          Das ganze Foto war schon vor 2 bis 3 Jahren hier zu sehen.

  6. Angelika Rossen-Bürger

    Vielleicht ein ehemaliger Bürgermeister???

  7. Runa Borkenstein

    Dr. Bürgin

  8. Wolfgang Dase

    Bernard Liening ?

  9. Dietrich von Horn

    Lehrer?

    1. Runa Borkenstein

      Feuerzangenbowle :)

      1. Runa Borkenstein

        …bester Vorleser in den Unterrichtsstunden vor den Ferien…

        1. Regina Blätz

          Dr. Bürgin!

      2. Regina Blätz

        Danke für den Tipp!

  10. Hans-Werner Panthel

    Heinz Fuge

  11. Holger Petersen

    Dr. Hans Bürgin?

  12. Sabine Brunckhorst-Klein

    Siegmund Köhl

  13. Heino Küster

    Rackow?

  14. Konrad Reinhardt

    Dr. Hans Bürgin

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