Kappuzzle® 623 – De ole Richard

Wir bleiben in Kappeln.

Ein relativ neues Foto mit einem relativ alten Motiv.

Wo wurde es aufgenommen und wie heißt es?

„De ole Richard“

Vor der Mühle „Amanda“ steht das SLG („schweres Löschgruppenfahrzeug“) „De ole Richard“ der Kappelner Feuerwehr.

Den Standort erkannt und den Namen genannnt haben Konrad Reinhardt, Wolfgang Dase, Runa Borkenstein, Michaela Fiering, Katr!n Wummel, Regina Blätz, Maren Sievers, Hans-Werner Panthel und Ingwer Hansen.

Außerdem gab es zum Standort richtige Antworten von Heino Küster, Harro Mehne, Gadso Weiland und Angelika Rossen-Bürger. Und Klaus-Detlef Schnoor nannte den Namen des Fahrzeugs, aber nicht die Mühle.

Ich hoffe, ich habe alle Antworten richtig eingeordnet.

Im nächsten Jahr wird „De ole Richard“ 80 Jahre alt. Über das 75. Jubiläum wurde umfassend in der Presse berichtet, z. B. im Schlei-Boten am 17. August 2016.

Fünf Jahre davor wurde seine Geschichte in einer Festschrift der Feuerwehr beschrieben.

„De ole Richard“

Schweres Löschgruppenfahrzeug
(nach 1943 wurde die Bezeichnung auf Löschgruppenfahrzeug 15 geändert)
Fahrgestell: Klöckner-Humboldt-Deutz Typ FS 330
Motor: 4 Zylinder-Viertakt Dieselmotor Klöckner-Humboldt-Deutz F4M 513, 80 PS, 4942 ccm
Leergewicht: 5850 kg, zulässiges Gesamtgewicht: 6800 kg
Aufbau: Klöckner-Humboldt-Deutz
Pumpe: Klöckner-Humboldt-Deutz, Leistung: 1500 l bei 8 bar
Löschwassertank: 400 Liter

Dem Kraftfahrzeugschein kann entnommen werden, dass das Fahrzeug erstmals am 1. Juli 1941 zugelassen wurde. Wer der Eigentümer des Fahrzeugs war, lässt sich noch nicht mal aus dem Fahrzeugschein entnehmen, aber auf dem Typenschild ist der Eigentümereintrag OKM (Oberkommando der Marine) vorhanden.

Gegen Ende des Krieges war im Waldstück im Hüholz eine deutsche Einheit stationiert, dieser gehörte das Fahrzeug. Nach dem Zusammenbruch 1945 wäre das Fahrzeug in den Besitz der britischen Besatzungsmacht übergegangen, wenn nicht folgendes geschehen wäre.

Im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Kappeln stand zu dieser Zeit ein defektes Feuerwehrfahrzeug, bei dem es sich vermutlich um einen Magirus Goliath gehandelt hat.
Ersatzteile waren nicht zu bekommen und ein neues Fahrzeug erst recht nicht.
Aber man wusste sich zu helfen.

Im Mai 1945, nicht einmal 14 Tage nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches machte sich eines nachts eine Gruppe, bestehend aus 4 Feuerwehrkameraden und 4 Pferden, auf den Weg in Richtung Wald. Ehe man sich versah, war das Löschfahrzeug zu einer ausgedienten Scheune geschleppt worden und unter Stroh versteckt. Die nächsten Tage herrschte natürlich große Aufregung, es wurde alles abgesucht, das Fahrzeug blieb unauffindbar.

Über ein Jahr blieb das Fahrzeug im Versteck.

Nun wurde es vorsichtig herausgeholt, rot gespritzt und, mit neuen Papieren versehen, einfach in das Gerätehaus gestellt. Gleichzeitig wurde der defekte Goliath hinter Stroh verborgen. Der Schwindel wurde nicht aufgedeckt, da der Goliath später in aller Stille verschrottet wurde. Treu und brav versah der „De ole Richard“, wie er im Mai 1976 zu Ehren unseres Gerätewartes Richard Köpke getauft wurde. seinen Dienst bis ins Jahr 1978.

Es herrscht Schneekatastrophe (1978/79), mitten in der Nacht bei einen Noteinsatz (Wasser pumpen) an der Kirsebek riss im Motor ein Ventil ab, fiel in den Verbrennungsraum und brachte den Motor zum Schweigen. Ersatzteile waren für den Motor nicht zu bekommen. Die Herren von der Stadtverwaltung waren sich nicht ganz einig, ob sich die Reparatur aufgrund der hohen Kosten noch lohnen würde. Nun, wo das Fahrzeug defekt war, stieg das Interesse aller Kameraden der Ortswehr an unserem Fahrzeug. Es wurde erwogen, die Reparatur selbst zu bezahlen. Die Feuerwehr forderte die Instandsetzung bei der Stadtverwaltung mit der Begründung, dass es sich um einen Mannschaftswagen handelt, der dringend benötigt wurde. Diese Begründung wurde akzeptiert.

Das Fahrzeug erhielt einen kompletten gebrauchten Motor, und zwar einen 6-Zylinder von Daimler-Benz Typ OM 312 mit einer Leistung von 90 PS.

Ein weiteres Mal fiel das Fahrzeug aus, als ein Kegelrad an der Hinterachse defekt war.
Dieser Schaden wurde von der Firma Oswald Richter Kappeln durch der Einbau einer gebrauchten Hinterachse behoben. Außer in diesen beiden Fällen hat uns „De ole Richard“ nie im Stich gelassen.

Am 19 August 1997 wurde eine Aktion zum Erhalt von „De ole Richard“ durchgeführt, und zwar konnte jeder eine oder mehrere „De ole Richard“-Aktien erwerben. Die Beteiligung der Bevölkerung und der Kameraden der Ortswehr Kappeln war gewaltig. Insgesamt kamen ca. 6000 DM zusammen.

Die gesamte Summe wurde für eine Generalüberholung des olen Richard verwendet, so wurden neue Bleche eingeschweißt, der Motor und Getriebe überholt und das Fahrzeug neu lackiert.

In diesem Jahr nun ist unser „De ole Richard“ 70 Jahre alt. Allen, die dazu beigetragen haben unseren Oldtimer am Leben zu erhalten, gilt unser großes Dankeschön.

Aus der der Jubiläumsschrift 70 Jahre „De ole Richard“
der Freiwilligen Feuerwehr Ortswehr Kappeln (2011)

Danke für die Infos und ergänzende Fotos an Hauke Marten, Ortswehrführer der Feuerwehr Kappeln-Innenstadt.

Nachtrag

Das Foto des Namensgebers Richard Köpke stammt ebenfalls aus der Jubiläumsschrift 2011.