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Mai 15 2020

Raucherecke

Raucherecke

Nach langer Zeit wieder einmal ein spezieller (Klaus-Harms-)Schul-Beitrag.

Auslöser waren zwei kürzlich abgegebene Kommentare zum Thema „Raucherecke“:

Konrad Reinhardt: „Zu meiner Zeit gab es noch keine Raucherecke.“
Das kann ich bestätigen.

Heino Küster: „Die Raucherecke war auch nicht wirklich offiziell, denke ich, es gab dort mehr Fahrräder als Raucher.“
Das stimmt nur halb – nämlich das Verhältnis von Fahrrädern zu Rauchern betreffend.

Die „Raucherecke“ war sehr wohl „offiziell“.

Ohne die Diskussions- und Entscheidungsdetails zu kennen, kann ich immerhin sagen, dass die Klaus-Harms-Schule Ende der Sechziger eine sehr engagierte SMV (Schülermitverwaltung) hatte. Und das war dann eine Zeit, in der sich die Schulleitung den Ansprüchen und Forderungen von Schülern nicht mehr einfach verschließen konnte.

Rauchen war damals ab einem gewissen Alter völlig normal, wenn auch von der „Obrigkeit“ verpönt. Und wie immer brauchten damals insbesondere staatliche Institutionen ein Weile, Realitäten wahrzunehmen und gesellschaftliche Zugeständnisse zu machen.

Aber dann ist es überall passiert – auch an der Klaus-Harms-Schule.

1968/69 wurde am Fahrradunterstand offiziell eine „Rauchgelegenheit“ eingerichtet, die dann umgehend nur noch als „Raucherecke“ bezeichnet wurde.

„Wissenschaftlich“ begleitet und überprüft wurde das Ganze von zwei „ROTSTIFT“-Redakteurinnen, die witzigerweise heutzutage zu den Schulzeitreisen-Dauerkarten-Inhaberinnen gehören. wink

Die beiden Erhebungen von „vorher“ und „nachher“ habe ich für euch lesbar aufbereitet.

ROTSTIFT Nr. 18 (Juli 1968)

ROTSTIFT Nr. 18 (Juli 1968)

ROTSTIFT Nr. 18 (Juli 1968)

Ist das Problem, daß durch die Einrichtung einer Rauchgelegenheit die Raucherquote an unserer Schule gehoben wird, eigentlich wirklich gegeben?

110 von 142 befragten Schülern sagen dazu „NEIN“, und zwar begründen die meisten es mit ihrer Meinung, daß diejenigen, die wirklich rauchen wollen, es auch heute schon auf den Toiletten täten.

Um der Sache genau auf den Grund zu gehen, und um die jetzige Raucherquote festzustellen, haben wir eine Umfrage unternommen, die alle Schüler von der Obertertia an (ausgenommen Drückeberger) betrifft.

In der OII beträgt der prozentuale Anteil der Raucher 60%. Von diesen 60% rauchen sogar noch 77% regelmäßig. Ganz so hoch ist der Raucheranteil anderer Klassen nicht:

OIII – 44% davon regelmäßig  0 %
UII –  33% davon regelmäßig 50 %
UI –   56% davon regelmäßig 56 %
OI –   25% davon regelmäßig 50 %

Wenn die Rauchgelegenheit wirklich einmal eingerichtet worden sein sollte, werden wir diese Umfrage wiederholen, um Vergleichsmaterial zu bekommen.

Sabine Brunckhorst | Ingeborg Kellinghusen

ROTSTIFT Nr. 18 (Juli 1968)

ROTSTIFT Nr. 20 (Dezember 1969)

ROTSTIFT Nr. 18 (Juli 1968)Nach der Einrichtung der Raucherecke an unserer Schule veranstalteten wir eine zweite Raucherumfrage.

Hier die Ergebnisse:

Die derzeitige Untersekunda hatte als Obertertia einen
prozentualen Anteil der Raucher von 44 %,
davon regelmäßig 0%,
als Untersekunda einen Raucheranteil von 50 %,
davon regelmäßig 50 %.

Derzeitige Obersekunda als Untersekunda:
Raucher: 33 %, davon regelmäßig 50 %.
Als Obersekunda sah es so aus: Raucher: 68 %,
davon regelmäßig 54 %!

Derzeitige Unterprima als Obersekunda:
Raucher: 60 %, davon regelmäßig 77 %.
Als Unterprima: Raucher: 66 %, davon regelmäßig 71 %!

Derzeitige Oberprima als Unterprima: Raucher: 56 %, davon regelmäßig 56 %.
Als Oberprima: Raucher: 58 %, davon regelmäßig 77 %!

Diese Vergleiche zeigen den Anstieg der Raucherquote der einzelnen Klassen,
nun zum Anstieg bei gleichen Altersgruppen:

Obertertia des Schuljahres 67/68: Raucher: 44 %, davon regelmäßig  0 %
Obertertia des Schuljahres 68/69: Raucher: 43 %, davon regelmäßig 19 %.

Untersekunda 67/68: 33 %, davon regelmäßig 50 %
             68/69: 50 %,   “       “      50 %

Obersekunda  67/68: 60 %,   “       “      77 %
             68/69: 68 %,   “       “      54 %

Unterprima   67/68: 56 %,   “       “      56 %
             68/69: 66 %,   “       “      71 %

Oberprima    67/68: 25 %,   “       “      50 %
             68/69: 58 %,   “       “      77 %

Dazu kann man nur sagen: „Ihr raucht zuviel!“

Runa Piper | Elisabeth Bonsen

Anmerkung zu den Klassenbezeichnungen:

OIII = Obertertia, Durchschnittsalter ca. 15 Jahre, UII = Untersekunda, Durchschnittsalter ca. 16 Jahre
OII = Obersekunda, Durchschnittsalter ca. 17 Jahre, UI = Unterprima, Durchschnittsalter ca. 18 Jahre
OI = Oberprima, Durchschnittsalter ca. 19 Jahre

Laut Jugendschutzgesetz lag die Altersgrenze für das Rauchen in der Öffentlichkeit bei 16 Jahren.

4 Kommentare

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  1. Katr!n Wummel

    In der alten Klaus-Harms-Schule gab es zu meiner Zeit sogar noch einen Raucherraum im 1. Stock. Den ich allerdings nie betreten habe, weil ich "erst" mit 15 angefangen habe zu rauchen … da waren wir schon in den Betonklotz im Hühholz umgezogen. Die gute Nachricht zum Schluss: Seit 2004 bin ich endlich Nichtraucher :-)

  2. admin

    Ich gehöre zur Gruppe in der unteren Zeile, also Oberprima 68/69. Ich kann mich nicht erinnern, damals befragt worden zu sein.
    Hätte am Ergebnis aber nichts geändert, weil ich damals zu den 42 % Nichtrauchern gehörte, davon regelmäßig: 100 %. :lol:

    1. Runa Borkenstein

      … ich kann mich weder an die Befragung
      noch an diesen Rotstift-Artikel erinnern … :)

  3. Maren Sievers, geb. Bonau

    In der neuen Klaus-Harms-Schule
    im Schulzentrum Hüholz gab es
    Anfang der 1980er Jahre einen
    Raucher – und einen Nichtraucher-
    raum. Aber einen Boiler zum Tee
    kochen befand sich nur im Raum
    der Raucher, was für uns Nichtraucher
    In Freistunden blöd war, weil wir dann
    da rein mussten um warmes Wasser
    zu holen.

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