«

»

Mai 16 2020

Erschöpfung von die Welt

Beim Stöbern nach den Raucher-Artikeln habe ich zwischen den beiden zitierten Rotstift-Ausgaben im Heft 19 einen Beitrag entdeckt, den ich damals überhaupt nicht wahrgenommen habe.

Das liegt vor allem daran, dass ich in der Schule kein Französisch hatte.

Ein Kulturdefizit, das ich bis heute bedaure.

Franzosen sind mir in meinem Leben nur ganz wenige begegnet – dafür umso intensiver. Ein Mann und eine Frau – beide mit dem gleichen Namen: Joel.

Wahrscheinlich ist die Schreibweise für beide falsch, aber so hießen sie nun mal.

Diese beiden Menschen haben zumindest mein französiches Sprachverständnis etwas befördert.

Der französiche Dialekt ist ohnehin nicht überhörbar, aber ihn so schön in Worte zu fassen, wie es im folgenden Artikel von 1969 gelungen ist, finde ich bis heute bestaunenswert.

Am liebsten würde ich ihn euch vorlesen! lol

ROTSTIFT Nr. 19 (Frühjahr 1969)

ROTSTIFT Nr. 19 (Frühjahr 1968)Erschöpfung von die Welt

Als monsieur libber Gott aben gemakt die Welt, und er waren fertig mit die Fisch, die bêtes-böse Tier, die Baum und die anderen Flanz, er aben gedenkt: fehlt dir nur noch eine chef für die jardin du paradis. Un so aben er genommen un peu de terre-Dreck un aben gesakt: „Oküs, oküs, fifküs,“ un er aben gemakt: „hmm“. Und fertig war l’homme, die erste Mensch.

Als die personne sein gestanden auf, aben monsieur libber Gott zu ihm gesakt: „Du sollst eissen Adam – isch will disch maken zü die chef zü die Ge-pa-po: geheime Paradies-Polizei.“ Monsieur Adam aben gesakt: „o.k., libber Gott.“

Quelques jours aprés, monsieur Adam sein gekommen zu monsieur libber Gott un aben gesakt: chef, aben er gesakt, alle bêtes aben eine camérade. Warum aben ik nix camérade, warum toujours seul? Un monsieur libber Gott aben gesakt: Bon, du sollst aben auch eine camérade.

Er at lassen endormir Adam. Als er schliefte fest, att er gemakt une petite opèration. Er aben genimmt eine petite cotelette von die Adam, dann aben er gesakt: „Oküs, oküs, fifküs“, un er aben gesakt: „hmm“. Un fertig war Eve, die erste Weib. Un monsieur libber Gott aben gesakt: wakset un merrest eusch, is mir égall. Nur ihr dürft nix essen von meine Reinette privates. Das sein verbotten – interdit.

Quelques jours aprês, als Mme. Eve maken eine promenade zü wandeln lüst in die Jardin, sie kam vorbei an die Baum avec des Reinettes privates. Da war auf die Baum le diable – der Teufel – in die üniform von eine Klapperschlange. Un aben gesakt: „Allez Madame, komm essen eine pommes, sein serr gutt!“

Aber Madame Eve aben gesakt: „Ne rien nix zü maken, sein verbotten.“ „Oh la la, ma chère Loulou, vous êtes serr stupide,“ aben gesakt die Klapperschlange, „nix iss verbottenl“ – un weil Mme. Eve so gierig neu war, sie att genommen une pomme manger davon.

Aber sein da gekommen eine große Donnerwetter. Die Wellen von die Meer gingen och und makten – wüktich – wüptich. Un monsieur libber Gott abben gerieft mit fürchterbarer Stimme: „Adam! Que sein dü lümp? Komm ierèr! Du sein grand filou.“ Un Mme. Eve un monsieur Adam aben geabt beaucoup de peur. Sie aben gezittert.

Un monsieur Adam aben gerieft: „Kann nix kommen, monsieur libber Gott, nix aben clamotte, nix aben costume, nix einmal Bikini – wir sein naxelig!“ Un sie aben sich snell gemakt eine petite costume von eine Feichenbaum.

Dann sein ariver monsieur Gebriel von die Gendarmerie der paradies. Er aben genommen monsieur Adam un Mme. Eve bei die Slavetüch un aben sie gemeinsam gesmissen aus, devant la porte du paradis, un monsieur libber Gott aben gerufen fürchterbar: „Jess sein fifi die plaisir, weil ihr nix wart georsam. Jess sollt ihr travailler – arbeiten – in transpiration – in Sweiss – von votre visage, wenn irr wollt manger rain. Un die diable soll bleiben toujours ein Klapperslange, marcher sur la sand un manger du Dreck.“

2 Kommentare

  1. Maren Sievers, geb. Bonau

    Köstlich. Super Fundstück

  2. Michaela Fiering

    Alleine es zu schreiben muss ja fürchterlich anstrengend gewesen sein.
    Tolle Idee !!

Kommentare sind deaktiviert.