Ein Riesenbaum!
Frage: Was ist das für einer und wo steht er?
… oder sind es vielleicht sogar zwei? Irgendwie kommt mir das Ganze bekannt vor. wink
Ergänzend gibt’s hier eine Blattprobe zur Bestimmung der Baumart.
Ob der Zweig auf einer Sitzbank liegt, weiß ich nicht, aber vielleicht hilft beim Größenvergleich der Pott weiter. wink
Nicht einer, nicht zwei, drei oder gar vier – es sind fünf, nämlich die
„Hexenbäume“ auf Gut Roest
Die Geschichte, wie diese Bäume es nach den Kappuzzles 81 und 233 erneut zu einem Schulzeitreisen-Rätsel geschafft haben, ist nicht so spannend wie die eigentliche(n) Geschichte(n) um diese Bäume selbst, aber aktuell und überraschend.
Es begann mit der Ankündigung von Dietrich von Horn, dass er gerade an einem neuen Buch über „Lost and dark places in Schleswig-Holstein“ arbeitet. Kurz darauf erhielt ich von ihm ein aktuelles Foto der „Hexenbäume“ und ein erstes Exposé zu einem Kapitel über diesen Ort, das er in sein Buch aufnehmen wollte.
Nun möchte ich weder dem Buch etwas vorwegnehmen noch mich an der Sage vergreifen. Aber es ließ mir keine Ruhe, mich der mir eigentlich vertrauten Geschichte nochmals zu widmen.
Mein zentrale Idee für eine aktuelle Behandlung des Themas war, die Sage und die Fakten möglichst nicht (wieder) zu vermischen.
Das passt nämlich hinten und vorne nicht und letztlich wäre es schade um die Dokumentation aller drei Aspekte:
- Es gab Hexenverfolgungen.
- Es gibt die Sage.
- Es gibt (die?) Bäume.
Beginnen wir mit Letzteren – also dem eigentlichen Rätselthema.
Ich habe – ein völliger Nebenaspekt – angeregt, die Baumgruppe nicht mehr „Bäume“ zu nennen, sondern endlich einmal ihre Gattung anzugeben, weil das beim Leser authentischer rüberkommt.
Dieser „Nebenaspekt“ hat sich dann irgendwie verselbständigt und inzwischen zu erstaunlichen Ergebnissen geführt.
Erst einmal können wir konstatieren: es sind
Linden!
Um das herauszubekommen, habe ich um fachmännischen Rat gebeten, den man in Kappeln durchaus noch erhält, wenn die Leute gut drauf sind und sich richtig reinhängen.
Ich habe mich über die „externe“ Recherche nicht einfach nur gefreut – ich war hochgradig beglückt! Danke!
Man hat sich dem Objekt nicht nur auf „Tuchfühlung“ genähert, sondern auch alles vermessen – die Umfänge der Stämme sowie deren Abstände und sogar eine Höhenbestimmung vorgenommen, ob die Baumgruppe vom Gut Roest aus sichtbar ist.
Außerdem wurden zur Gattungsbestimmung Blattproben entnommen. Das nenne ich mal wissenschaftliches Arbeiten auf Rente. Großartig!
Ohne alle Details zu nennen, lassen sich die Ergebnisse folgendermaßen zusammenfassen:
Allem Anschein nach handelt es sich um Sommerlinden mit einem Stammdurchmesser – fachmännisch in 1,30 Meter „Brusthöhe“ vermessen – zwischen 51 und 57 cm. .
Eine ungefähre Altersbestimmung ergibt demnach ein Alter von „nur“ etwa 120 Jahren!
Nachdem jetzt auch der Baumabstand bekannt ist, habe ich zum Vergleich die Fotos von Gerd Ahrens aus den Siebzigern (s. Kappuzzle 81) schematisiert und geometrisch eine damalige Stammdicke von etwa 35-40 cm ermittelt. Damals waren die Linden demnach etwa 80 Jahre alt.
Berücksichtigt man die Wachstumsunterschiede der einzelnen Bäume und die Ungenauigkeiten bei der Vermessung der alten Fotos, gestehe ich Abweichungen in der Größenordnung von 10 Jahren in beide Richtungen zu – aber viel mehr auch nicht!
Fazit: Es handelt sich also um etwa 120 Jahre alte Linden – um die Jahrhundertwende gegen 1900 akkurat von Menschenhand als Sechsergruppe gepflanzt. Dass sie der Rest eines gerodeten Waldes sind, ist völlig ausgeschlossen.
Spekulationen, dass der „Innenraum“ möglicherweise als Feier- oder Versammlungsplatz gedient hat oder eine Art „Lustgarten-Anlage“ gewesen sein könnte, bleiben. Aber dass der Standort ausgewählt wurde, um vom Gut aus welchem „Treiben“ auch immer zuzuschauen, ist ebenfalls Unsinn.
Die Höhenvermessung hat ergeben, dass der Platz zwar nicht auf dem höchsten Punkt der engeren Umgebung liegt, es aber eine Sichtachse höchstens zum Dachbereich der höheren Gebäude des Gutes gibt.
Verrückt, oder?
Also alles nix. Nix mit Wald, nix mit Hexen oder Kettenspuren in der Rinde, die man bis vor „einigen Jahren“ angeblich noch erkennen konnte. Alles Fake!
Der Roester „Richtplatz“ befand sich ohnehin woanders, nämlich auf dem „Toppes-Hügel“ („Toppeshy“) in Mehlby – heute Flensburger Straße 40.
Dort wurden u. a. 1632 Anna Stiges aus Kappeln, Anneke Hansen und Anna Nagels und 1641 Ellen Lassen aus Toestrupholz als „Hexen“ verbrannt.
Unter Hinrich Rumohr spielten sich nicht nur die martialischen Hexenprozesse und -verbrennungen auf Gut Roest ab – er war es auch, der den Kapplern den Huldigungseid abverlangte, um sie zu Leibeigenen zu machen. Um sie dazu zu zwingen, ließ er keine Grausamkeit aus: Willkür, Gefängnis und Folter waren an der Tagesordnung, bis der König diesem Treiben unter schwerer Strafandrohung Einhalt gebot.
Mitte des 17. Jahrhunderts war der Spuk dann vorbei – also mehr als 200 Jahre vor der Pflanzung dieser Linden.
Und die Sage?
Die Sage ist bekannt – und die Sage lebt.
Und so ganz bin ich mit mir immer noch nicht im Reinen, was nun stimmt oder zumindest stimmen könnte.
- Was war zuerst da – die Sage oder die Bäume?
- Wurde die Baumgruppe bewusst (neu) angelegt, um die Sage am Leben zu erhalten?
- Warum werden die Bäume mitten auf dem Feld in Ruhe gelassen, aber andererseits touristisch nicht vermarktet?
Was auf jeden Fall bleibt, ist die gezielte Bepflanzug in der 2×3-Form, die bis heute – auch ohne den 6. Baum, der einem Sturm zum Opfer fiel – nicht ihren Reiz verloren hat.
Je nachdem, von wo aus man blickt, sieht man 5, 4, 3 oder nur 2 Bäume – und zwar Linden.
Hoffentlich ist der touristische Anreiz durch diesen erneuten Beitrag nicht so groß, dass sich demnächst Besucher(-gruppen) nicht nur zu Fuß oder mit dem Rad ranschleichen sondern sich gleich mit ihren SUVs auf den Acker machen.
Aber die Ferien sind – außer in Bayern und BaWü – vorbei und meine Beiträge haben sowieso kaum ein längeres Verfallsdatum als jeder x-beliebige Zeitungsartikel.
Es ist ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann die ersten Ansichtskarten (hab‘ schon ein paar entworfen – 6-er-Serie – mrgreen ) – und die ersten „Fremden“ erscheinen.
Bis dahin vielleicht sogar ein Tipp für’s nächste SZR-Treffen – wenn ihr euch traut! lol
Ansonsten warten wir mal, was Dietrich von Horn schreibt.
Danke fürs Lesen!
Die Hexenbäume von Roest erraten haben Maren Sievers, Heino Küster und Runa Borkenstein.
43 Kommentare
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Michaela Fiering
3. September 2021 um 12:31 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich habe sie noch nie bewußt gesehen.
Holger Petersen
31. August 2021 um 20:34 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Dann sind wir wohl in Lindewitt :) ?
admin
31. August 2021 um 21:03 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
… oder in der „Lindenstraße“ … oder im Lindenweg in Mehlby – gar nicht so weit entfernt ;) – oder wie wär's mit Marlene?
https://www.youtube.com/watch?v=gAkTiPMz4ik
Holger Petersen
31. August 2021 um 21:11 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
O.K.,O.K., und Pfingsten geht´s dann wieder mit Bolle nach Pankow!
admin
31. August 2021 um 21:13 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Wo er sich prächtig amüsiert hat! :lol:
Hätte er das auch an diesem Ort gemacht?
Holger Petersen
1. September 2021 um 06:54 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Sind wir evtl. an der Gedenkstätte Gildeplatz?
Runa Borkenstein
31. August 2021 um 15:51 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Silberlinde?
Silberlinge,
ja, das sind so alte Dinge
beides taugt für _ _ _ _ _ ringe
admin
31. August 2021 um 20:09 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Augenringe?
Konrad Reinhardt
31. August 2021 um 23:06 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich wusste bisher nicht, dass Ringe und Bäume das Gleiche sind.
Runa Borkenstein
31. August 2021 um 15:45 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Tilia Henryana
die ist von eher niedrigem Wuchs
Heino Küster
31. August 2021 um 10:29 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ok, dann ganauer: Die Hexenbäume in Roest :lol:
admin
30. August 2021 um 21:35 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
So langsam sollten wir neben der Gattungsbestimmerei aber auch mal zum Punkt kommen – nämlich zum Standort des Baums bzw. der Bäume.
Übermorgen möchte ich gern auflösen – und da sind mir bisherigen Antworten eigentlich zu mickrig.
Vielleicht helft ihr (3) dem Rest mal etwas auf die Sprünge. :lol:
Maren Sievers
30. August 2021 um 23:04 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Die bisher im Netz zu findenden Bilder, zeigen
meistens Winterfotos mit kahlen Bäumen, da
erkennt man die "sagenhaftige" Geschichte des
Ortes besser….
Hans-Werner Panthel
31. August 2021 um 16:38 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Standardthema seinerzeit im Fach Heimatkunde der Grundschule.
Runa Borkenstein
31. August 2021 um 18:28 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
… Angeln oder Schwansen?
Runa Borkenstein
30. August 2021 um 11:25 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Gut Roest: 2 Hexenbäume des ursprünglichen 6er-Ensembles
Konrad Reinhardt
29. August 2021 um 20:51 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Auf dem Gelände um das Regionalzentrum. Wassermühlenstr. 12
Konrad Reinhardt
29. August 2021 um 21:04 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Am ehemaligen Pastorat in der Gartenstraße 2
Konrad Reinhardt
29. August 2021 um 21:05 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Bleibt noch der Friedhof ?
Runa Borkenstein
30. August 2021 um 13:17 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
…von Bibi Blocksberg?
Die ist doch noch höchst lebendig …
Maren Sievers
30. August 2021 um 23:13 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Beerdigt wurde dort keiner, aber
dort verstorben sollen einige sein.
Konrad Reinhardt
28. August 2021 um 22:55 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Winterlinde
admin
29. August 2021 um 19:39 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Zum Besipiel. ;)
Maren Sievers
30. August 2021 um 18:16 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Sommerlinde? Leider ist die Grösse nicht ersichtlich,
aber Winterlinde hat an den rückseitigen Blattachseln
bräunliche Härchen, Sommerlinde eher weissliche.
admin
30. August 2021 um 18:47 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Konrad tendiert inzwischen eher zur Sommerlinde – und du?
Einfach mal festlegen! ;)
Konrad Reinhardt
30. August 2021 um 20:17 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Es gibt auf dem 3. Foto die Sprossen der Sitzbank als Maßstab für die Größe der Blätter.
admin
30. August 2021 um 21:18 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Sitzbank? Hmm. Deshalb noch zwei weitere Bilder.
Maren Sievers
30. August 2021 um 21:04 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich sag Sommerlinde, da die
Winterlinde flachere Blattachsen
auf der Rückseite hat und kleinere
glattere Blätterunterseiten.
Konrad Reinhardt
28. August 2021 um 17:14 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Rabelsund
Runa Borkenstein
28. August 2021 um 13:50 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
2 Bäume an der Reeperbahn hinter dem Kappelner Rathaus
Heino Küster
28. August 2021 um 11:51 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Oder in Roest?
Heino Küster
28. August 2021 um 11:51 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Bei Gut Oehe?
Heino Küster
27. August 2021 um 10:16 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Bei der Waldwirtschaft im Hüholz: Doppeleiche.
Holger Petersen
27. August 2021 um 08:53 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Das könnte eine der sog. Doppeleichen sein.
Maren Sievers
28. August 2021 um 09:28 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Sieht mir nicht nach Eiche aus….
Heino Küster
28. August 2021 um 13:08 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Eher wie Linde… (?)
admin
28. August 2021 um 22:12 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ja, schon viel eher! ;)
Die Bestimmung der Gattung war übrigens (letztlich) der Auslöser für dieses Rätsel.
Wenn mich etwas wirklich interessiert, versuche es mit allen Mitteln herauszukriegen.
Aber wenn es nicht im Internet und nicht einmal in Büchern zu finden ist, wird's schwierig.
Hat aber auf wundersame Weise geklappt! :lol:
Maren Sievers
29. August 2021 um 12:09 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Wäre glatt da hingefahren…
aber habe aktuell eine
lange Bauchnaht und somit
ist nichts mit Auto fahren…
Heino Küster
29. August 2021 um 21:07 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Gute Besserung, Maren :!:
Maren Sievers
30. August 2021 um 08:44 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Danke
Maren Sievers
30. August 2021 um 18:19 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Lindenblüten helfen
bei Gicht, Rheuma
und Hexenschuss
Konrad Reinhardt
26. August 2021 um 22:53 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Kastanienallee
Maren Sievers
26. August 2021 um 21:30 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Die Hexenbäume