Rathausstraße 11
Wie es begann
von Hanna
Es muss im Wintersemester 73/74 gewesen sein. An der Uni Kiel besuchten wir eine AG der Evangelischen Studentengemeinschaft, die der damalige Studentenpastor Klaus Onnasch zum Thema „Alternative studentische Wohnformen“ ins Leben gerufen hatte. Wir beschäftigten uns aber nicht nur theoretisch mit dem Thema. Allesamt unzufrieden mit unserer Wohnsituation, suchten wir auch nach Möglichkeiten, eigene Erfahrungen in einer Wohngemeinschaft zu sammeln.
Klaus Onnasch, der sich engagiert für uns einsetzte, fand bei der Stadt Kiel einen Ansprechpartner, der auch ein offenes Ohr für unsere Belange zeigte. Und schon bald ergab sich die Möglichkeit, dass die Stadt uns das eigentlich zum Abriss vorgesehene Haus in der Rathausstraße 11 als Wohnraum zur Verfügung stellte. Acht Leute konnten einziehen und waren schnell gefunden: Christel, Anke, Susi und Frank, Mani, Bernd, Achim und ich.
Das Haus war in einem erbärmlichen Zustand, wir voller Elan!
Die nötigen Handwerkerarbeiten (Elektriker und Klempner) wurden von der Stadt Kiel veranlasst, die Kosten hierfür sollten wir mit 50,– DM mtl. je Bewohner zurückzahlen, statt Miete. Traumhaft – ein Haus mitten in der Stadt in Traumlage – zu einem Traumpreis – ganz für uns allein!
Die Renovierungsarbeiten nahmen wir in Eigenregie in die Hand, isolierten die Außenwände mit Styropor, tapezierten und pinselten, was das Zeug hielt, und freuten uns über manch günstiges oder gar geschenktes Ausstattungsstück für Küche und Bad.
Die Nachbarn beäugten unser Treiben im zusehends bunter werdenden Haus neugierig und amüsiert, ein paar sicher naserümpfend, aber größtenteils wohlgesonnen. Wir selbst waren einfach nur glücklich und stolz, als wir unser Werk vollbracht hatten und im Frühjahr/Sommer 1974 endlich einziehen konnten!
1 Kommentar
Runa Borkenstein
12. Februar 2019 um 15:43 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Dieses Haus war ein echter „Hingucker“.
Das Nachfolgemodell hingegen erdrückend, wenn man durch die Rathausstraße geht.