Vor 40 Jahren
Hier kommt – aus gegebenem Anlass – eine Art Wiederholungsrätsel.
Was genau ist das?
Apple II
Wie bereits vor fünf Jahren berichtet (deshalb „Wiederholungsrätsel“), habe ich mir am 13. August 1984 meinen ersten Computer gekauft.
Das in Rechnung gestellte „Apple-System“ ist allerdings nur bedingt das, was man vermuten könnte.
Der Apple II-Computer war damals so begehrt, dass er weltweit millionenfach geklont wurde. Mein Klon kam aus Taiwan, die Diskettenlaufwerke waren aber original Apple.
Die Geschichte begann Anfang der 80er-Jahre, als in dem Kieler Krankenhaus, in dem ich damals gearbeitet habe, ein Personal-Informations-System (PIS) installiert werden sollte. Die Speicherung und Verarbeitung der erfassten Daten erfolgte computergestützt mit einem (1981 eingeführten) IBM-PC.
Da die Angelegenheit mitbestimmungspflichtig war, habe ich mich als Betriebsrat ziemlich in die Sache reingekniet und nach und nach übte die neue Technik trotz der grundlegenden Ablehnung gegen mögliche Personalüberwachung eine gewisse Faszination auf mich aus. Die führte dann dazu, dass ich mir im Orwell-Jahr 1984 selber einen Computer zulegen wollte – einen Commodore 64, den ich damals aus regelmäßigen Anzeigen im SPIEGEL kannte und der, weil man ihn sogar bei QUELLE kaufen konnte, in Deutschland die Konkurrenz von ATARI u. a. inzwischen abgehängt hatte.
Einer unserer Zivildienstleistenden war zwar nicht mehr der Jüngste, aber gerade noch im „verwendungsfähigen“ Alter, weshalb sie ihn auf den letzten Drücker noch rangekriegt hatten, seinen Dienst ohne Waffe an unseren Patienten abzuleisten.
Ein supernetter Mensch, zu dem ich sofort einen guten Draht hatte – dabei war er dank international erfolgreicher Computerprogramme damals schon Millionär mit eigener Firma, Villa in Düsternbrook und rotem Porsche vor der Tür. Das wusste ich da aber noch nicht. Jedenfalls war er derjenige, der mir vom C 64 glattweg abgeraten und mich auf den Apple aufmerksam gemacht hat – den ich dann auch bei ihm gekauft habe.
Dessen Geschichte war allerdings extrem kurz. Spätestens nach zwei Stunden war klar: er ist kaputt. Also zurück damit nach Taiwan bzw. nach Düsternbrook und siehe da – der neue funktionierte auf Anhieb. Aber was heißt schon „funktionierte“?
Ich hatte keinen Schimmer, was ich mit dem Ding anfangen sollte, und die mitgelieferten Original-Apple-Bedienungsanleitungen waren natürlich beide auf englisch.
Na, denn! Sehr schnell stellte ich fest, dass mein neuer Computer nur eine Sprache kannte: BASIC. Ich kannte diese Sprache nicht, aber so nach und nach konnten wir uns miteinander verständigen.
Nachdem ich seine Sprache weitgehend gelernt hatte, konnte ich ihm sehr genau sagen, was er tun sollte. Ein erstes wahrhaft erhebendes Gefühl über die Technik, das viele Jahre angehalten hat.
Ich habe dann mit diesem BASIC u. a. eine erste rudimentäre eigene Textverarbeitung und eine eigene kleine Datenbankanwendung programmiert, mit der ich meine Schallplatten erfasst habe, bis mir klar wurde, dass es „sowas“ ja auch schon „fertig“ gab, allerdings nicht für diesen Computer.
Ein Jahr später wurde deshalb der Apple-Klon durch einen echten Apple IIe inkl. CP/M-Karte ersetzt. Mit dem neuen Betriebssystem konnte ich zum ersten Mal professionelle Anwendungsprogramme wie z. B. WordStar benutzen und mich in die Datenbankprogrammierung von dBASE II einarbeiten. Sehr gut und sehr beliebt war auch die Programmiersprache Turbo Pascal.
Echte Fotos von meinem Apple IIe gibt es leider nicht, aber aus einem VHS-Video konnte ich einen kleinen Ausschnitt sezieren, der 1986 meinen Schreibtisch im IKEA-Regal zeigt. Bis auf den Bildschirm wurden alle Geräte mit von Hanna passformgenähten Stoffabdeckungen geschützt.
Irgendwann war dann die Zeit gekommen, Apple zu verlassen und mich dem „Erzfeind“ IBM zuzuwenden. In den späten Achtzigern waren für das von CP/M „abgekupferte“ PC-DOS bzw. MS-DOS sehr viel mehr Anwendungen verfügbar als für den auslaufenden Apple II, der inzwischen vom ersten Macintosh (mit grafischer Oberfläche und Mausbedienung) abgelöst worden war.
Häufig in meinem Leben habe ich Dinge nicht geplant, sondern sie einfach auf mich zukommen lassen, und auch hier kam mir der Zufall zu Hilfe. Eine Kollegin hatte eine Schwester in Australien und wollte jetzt auch selber auswandern. Ihr Lebensgefährte arbeitete in einer damals bekannten Computer-Firma in der Nähe von Hamburg und hat mir vor der Abreise seinen „IBM-kompatiblen“ für einen fairen Preis überlassen. Der Clou war eigentlich nicht der PC selbst, sondern die beiden Disketten-Kästen mit nahezu der ganzen Software, die damals auf dem Markt war. Das war dann die nächste Stufe meiner „medialen Erleuchtung“.
Zu meinem 40-jährigen Apple-Jubiläum habe ich mir noch einmal einen Klon gekauft: ein komplettes Apple-System im Maßstab 10:1. Das bekommt dann einen Staubfängerplatz direkt neben meinem kleinen Schleimünde-Leuchtturm.
Heino und Maren haben schnell vermutet, dass es um meinen ersten Computer ging. Konrad und Katr!n haben dann zusätzlich auch noch das Apple-System richtig beschrieben.
15 Kommentare
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Holger Petersen
15. August 2024 um 16:23 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Geht es hier um den Macintosh als ersten Apple-Computer?
admin
15. August 2024 um 20:24 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Damals zu neu und vor allem unerschwinglich. Der bei Runa genannte Preis von 7.200 DM war nur der umgerechnete Original-Preis von 2.495 $. Tatsächlich kostete er in Deutschland etwa 10.000 DM.
Michaela Fiering
15. August 2024 um 16:05 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Video Recorder
Katr!n Wummel
15. August 2024 um 10:52 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
1 Apple System komplett incl 10 Disc. für 2087.72 DM am 13.08.1984
Konrad Reinhardt
14. August 2024 um 21:05 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Apple II mit Diskettenlaufwerken
Runa Borkenstein
14. August 2024 um 19:35 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Evas Apfel an Mac
admin
14. August 2024 um 20:01 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
7.200 DM – soviel war Eva ihm nicht wert. Hatte er sich doch gerade erst für 10.000 $ von Lisa verabschiedet. :(
Michaela Fiering
14. August 2024 um 16:01 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Commodore
Konrad Reinhardt
14. August 2024 um 17:54 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Auf dem 4. Puzzleteil ist etws Buntes zu sehen.
Konrad Reinhardt
13. August 2024 um 20:54 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Achims erster selbst gekaufter Computer von Apple
Maren Sievers
13. August 2024 um 20:15 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dein erster Computer
Heino Küster
13. August 2024 um 17:43 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dein erster Computer 1984 (Apple? oder IBM?)
Heino Küster
13. August 2024 um 13:14 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Philips CC-Kassette 1964
admin
13. August 2024 um 14:11 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dann würde da ja „Vor 60 Jahren“ stehen. o_O
Heino Küster
13. August 2024 um 14:35 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Stimmt, da steht ja laut und deutlich "vor 40 Jahren" ! :oops: