UIIm | Klassenfahrt 1965

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Aktueller Stand: 1. November 2021

Bericht über die Klassenfahrt
der Ullm der Klaus-Harms-Schule, Kappeln,
nach Bonn und in den Hunsrück
vom 21. Juni bis zum 30. Juni 1965

UIIm | Klassenfahrt 1965

Die Ullm mit Annegret Schnoor und dem Herbergsvater der Jugendherberge in Hermeskeil

Inhalt

Teilnehmerliste

Vorwort
(Klassenlehrer)

Karte des Reisegebietes
(Wolfgang Petersen)

1. Reisetag:
Die Fahrt nach Bonn
(Claus-Hinnerk Clausen)

2. Reisetag:
Besichtigung der Stadt Bonn
(Etta Schmidt, Eckart Pehrs)

3. Reisetag:
Fahrt von Bonn über Koblenz nach Hermeskeil
(Manfred Petersen, Hartmut Schmidt)

4. Reisetag:
Wanderung zum Ringwall von Otzenhausen
(Gesa Jensen)

5. Reisetag:
Besichtigung der Stadt Trier
(Gerd Jensen, Volker Bajorat)

6. Reisetag:
Wanderung durch das „Singende Tal“ nach Morbach
(Reimer Hansen, Rainer Jensen)

7. Reisetag:
Busfahrt nach Burg Eltz
(Reimer Hansen, Rainer Jensen)
Dampferfahrt von Boppard nach Bacharach
(Hans-Dieter Tikovsky, Holger DetIefsen)

8. Reisetag:
Besichtigung der Burgruine Landshut und der Stadt Bernkastel-Kues
(Nis-Carsten Lorenzen, Peter Kruse)

9. Reisetag:
Besichtigung der Stadt Idar-Oberstein
(Elke Jaich, Wolfgang Koslowski)
Besichtigung der Stadt Mainz
(Klaus-Christian Taege, Wolfgang Koslowski)

9. u. 10. Reisetag:
Rückfahrt
(Claus-Hinnerk Clausen)

Aufnahmen
Wolfgang Petersen, Klaus-Christian Taege

Literatur
(Klassenlehrer)

Zeichnungen
Reimer Hansen, Klaus-Christian Taege, Hans-Jürgen Tech, Hans-Dieter Tikovsky

Teilnehmerliste

1. Bajorat, Volker
2. Busch, Jens
3. Clausen, Claus-Hinnerk
4. Detlefsen, Holger
5.
Hansen, Reimer
6.
Jaich, Elke Maria
7.
Jensen, Gerd
8.
Jensen, Gesa
9.
Jensen, Rainer
10.
Koslowski, Wolfgang
11.
Kruse, Peter
12.
Lorenzen, Nis-Carsten
13.
Pehrs, Eckart
14.
Petersen, Manfred
15.
Petersen, Wolfgang
16.
Schmidt, Etta
17.
Sohmidt, Hartmut
18.
Taege, Klaus-Christian
19.
Tikovsky, Hans-Dieter

Leitung:
Hans-Jürgen Tech
Annegret Schnoor

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Vorwort

Unsere Klassenfahrt liegt schon einige Monate zurück, erst kurz vor Weihnachten konnte der Bericht fertiggestellt werden. Warum stellten wir ihn überhaupt zusammen? Durch die Herausgabe eines Berichtes waren wir gezwungen, das Erlebte noch einmal in Ruhe zu durchdenken und zu verarbeiten – die Klassenfahrt blieb kein flüchtiges Unternehmen. Und nach Jahren wird vielleicht der eine oder andere von uns noch gerne in diesen Aufzeichnungen herumblättern und schmunzelnd an die „Untersekundaner-Zeit“ zurückdenken. Nicht zuletzt möge dieser Bericht – wie auch der bereits gehaltene Lichtbildervortrag – den Eltern einen Eindruck von dem Verlauf unserer Klassenfahrt vermitteln. Unseren Eltern sind wir zu besonderem Dank verpflichtet, denn sie hatten die Fahrt durch ihre finanzielle Hilfe erst ermöglicht.

Die Reiseroute und das Programm – sie gehen aus dem Inhaltsverzeichnis und der Karte auf Seite 3 hervor – entsprechen nicht ganz unseren Wünschen. Bereits vor den Osterferien hatten wir von den Jugendherbergen in Bonn, Traben-Trarbach (an der Mosel) und Morbach (im Hunsrück) verbindliche Zusagen erhalten, so daß unsere Quartiere festlagen. Unerwartet traf 4 Wochen vor Reisebeginn aus Traben-Trarbach eine unerfreuliche Nachricht ein: Es konnte kein Herbergsvater für die Zelt-Jugendherberge gewonnen werden. Nach langen Briefwechsel und nach mehreren Telephongesprächen gelang es uns schließlich, in der Jugendherberge von Hermeskeil (im Hunsrück) unterzukommen. Dadurch mußte unser Programm umgestellt werden. Um auch die Mosellandschaft mit ihren Burgen und Städten kennenzulernen, unternahmen wir von Hermeskeil und Morbach aus Stichfahrten an die Mosel.

Für den unbefangenen Leser sei noch einmal erwähnt, daß hier die Arbeit einer Untersekunda vorliegt – nicht die Arbeit einer Prima oder eines Lehrers. Ich änderte den Text sowenig wie möglich, ich gab hauptsächlich Ratschläge. Tagebücher und ein umfangreiches Schrifttum, das auf den Seiten 38 u. 39 zusammengestellt wurde, bildeten die Unterlagen.

Kappeln, den 22. Dezember 1965Hans-Jürgen Tech

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Karte des Reisegebietes
von Wolfgang Petersen

Reisegebiet - Zeichnung: Wolfgang Petersen

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1. Reisetag:
Die Fahrt nach Bonn
von Claus-Hinnerk Clausen

Am 21. Juni sollte unsere Klassenfahrt beginnen. Wir trafen uns um 6.45 Uhr in Süderbrarup. Einige von uns waren mit unserem Klassenlehrer von Kappeln gekommen. Wir waren schrecklich aufgeregt und konnten die Abfahrt des Zuges kaum erwarten. Wie würde die Klassenfahrt werden? Annegret Schnoor, unsere Begleitperson für diese Fahrt, wurde von uns allen aufmerksam betrachtet. Wir waren gespannt, ob wir uns mit ihr vertragen würden. Als der Zug um sieben Uhr einlief, begann zum ersten Mal die Schlacht um die Plätze, denn jeder wollte gern am Fenster sitzen. Nachdem jeder einen Platz gefunden hatte, fuhr der Zug endlich ab und nach einer Stunde erreichten wir Kiel, wo wir umsteigen mußten. Über Elmshorn, der Stadt der Pferde, gelangten wir nach Hamburg-Altona. Hier bestiegen wir den D-Zug nach Köln. Bald ließen wir die Elbstadt hinter uns – von weitem hatten wir den Hamburger Michel bestaunt –; wir fuhren nun durch Niedersachsen. Dieses Land lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft. Rechts und links der Schienen sahen wir die schönen niedersächsischen Bauernhöfe mit ihren Fachwerkbauten. Nach der Überquerung des Mittellandkanals kamen wir in ein hügeliges Gebiet mit Tannenbestand. Bald erreichten wir Osnabrück.

Das Ruhrgebiet erkannten wir schon von weitem an dem schmutzigen Dunst am Horizont. Mit Recklinghausen erreichten wir um 15.25 Uhr die erste Stadt dieser Landschaft. Das Ruhrgebiet ist die größte zusammenhängende Industrielandschaft Deutschlands. Kurz hinter Wanne-Eickel erblickten wir den ersten Förderturm; es folgten weitere Fördertürme, Hochöfen, Walzwerke und wieder Hochöfen. Mir erschien das Ruhrgebiet wie eine einzige Stadt. Man erzählte mir, daß im Ruhrgebiet sogar die Bäume unter Naturschutz stehen.

16.40 Uhr erreichten wir Düsseldorf und kurz darauf Leverkusen. Diese Stadt ist uns allen als Sportzentrum bekannt. Zur Zeit werden dort Gunther Spielvogel, Horst Beyer und viele andere Spitzensportler trainiert. Plötzlich machte mich mein Nachbar auf den Kölner Dom aufmerksam. Der große gotische Dom gilt als Wahrzeichen der Stadt. Schade, daß wir ihn nicht besichtigen konnten! Wir fuhren ohne Aufenthalt weiter nach Bonn. Diese Bahnlinie verläuft nahe des Rheins und wir konnten die ersten Rheindampfer sehen.

In Bonn angekommen stiegen wir in einen Bus, der uns zur modernen Jugendherberge in Bonn-Venusberg brachte. Dort bekamen wir ein schönes Abendessen (Würstchen, Kartoffeln, Bohnen). An diesem Abend mußte Herr Tech hungern, da wir aus Versehen seine Wurst aufaßen. Nachdem wir einen Abendspaziergang durch den Stadtteil Bonn-Venusberg gemacht hatten, wir sahen dort viele Villen berühmter Politiker, gingen wir schlafen, um am nächsten Morgen für die Besichtigung der Stadt Bonn gut ausgeschlafen zu sein.

Kappeln-Bonn - Zeichnung: Hans-Dieter Tikovsky

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2. Reisetag:
Besichtigung der Stadt Bonn
von Etta Schmidt und Eckart Pehrs

Nach dem Frühstück in der Jugendherberge auf dem Venusberg von Bonn verließen wir diese, um den ersten Aufenthaltsort unserer Klassenfahrt näher anzuschauen.

Der Weg führte uns an den Klinikanlagen Venusberg vorüber zu einem Aussichtsplatz, von dem wir einen herrlichen Überblick über die Stadt Bonn hatten. Sie streckt sich zu beiden Seiten des Rheins aus und wird von den Ketten des Siebengebirges umgeben. Bonn liegt also in einem Talkessel, und diese Lage erklärt das feuchtheiße Klima, das hier im Sommer herrscht. Menschen aus anderer Umgebung können sich nur schwer daran gewöhnen, und auch uns hatte die Hitze schon am Tage der Ankunft zu schaffen gemacht. Doch jetzt waren wir gespannt, was uns der Tag noch alles bringen würde. Und schon bald standen wir auf der Rheinbrücke, die zum Stadtteil Beul hinüberführt. Das schmutzige Wasser des Rheins stand im krassen Gegensatz zu den vielen Lobliedern, die überall über ihn gesungen werden, doch die Gebäude links- und rechtsseits des Flusses boten ein schönes Bild. Das eckige weiße Gebäude dort hinten mußte das Bundeshaus sein.

Von hier sah es ja recht klein und gedrungen aus, aber wir würden noch dorthingehen, um es näher betrachten zu können. Weitaus großzügiger und eleganter wirkte die neue Oper. An ihr mußten wir vorüber, um zum Bundeshaus zu gelangen. Die Uferstraße glich fast einer Kurpromenade, so gepflegt waren die Anlagen und Gebäude.

Vorbei ging es an vielen Anlegestellen von Vergnügungsdampfern, an Pavillons mit großen Terrassen, und auf der anderen Seite standen die großen Villen der Minister und sonstiger hoher Beamter. Wir bekamen von hier aus einen Teil der Villa Hammerschmidt und des Palais Schaumburg zu sehen, die wir uns später aber noch einmal genauer anschauen wollten. Am Bundeshaus angelangt, mußten wir noch etwa eine halbe Stunde warten; denn die Besichtigungen wurden nur stündlich durchgeführt. Es war gerade Mittagszeit, und so setzten wir uns auf eine Grünanlage gegenüber des Bundeshauses und verzehrten unser Brot, schrieben die ersten Karten und lutschten Eis.

Von hier konnten wir den Bau des Bundeshauses auch genauer betrachten, und wir stellten fest, daß er wirklich recht klein und bescheiden war. In einem Teil des Gebäudes befand sich früher einmal eine Pädagogische Akademie, und äußerlich schien nicht viel umgebaut worden zu sein.

Daß von diesem kleinen Haus aus ganz Deutschland regiert werden soll, ist kaum zu verstehen, doch gerade das hatte man sich wohl überlegt. Überhaupt die kleine Stadt Bonn als Bundessitz ist deshalb gewählt worden, um gegenüber Berlin, der Hauptstadt ganz Deutschlands, keine Konkurrenz zu schaffen. Um Punkt 12 Uhr wurden wir dann zusammen mit anderen Besuchern in den Plenarsaal geführt. Wir nahmen auf der Pressetribüne Platz und konnten von dort aus den ganzen Sitzungssaal übersehen. An den 521 Bänken nehmen die Abgeordneten aller Länder nach den Fraktionen geordnet Platz. Diese werden alle 4 Jahre neu gewählt, ebenso wie der Bundespräsident, der für die Ordnung im Bundestag zu sorgen hat.

Sein Platz befindet sich vorn in der Mitte auf einem Podest. Rechts von ihm sitzt der Bundeskanzler, und links sitzen die Bundesratsmitglieder. Ihr Plenarsaal befindet sich übrigens auch in diesem Gebäude, wir haben ihn aber nicht besichtigt.

Eine der vielen Aufgaben des Bundestages ist die Genehmigung eines Gesetzes. Zunächst wird des Gesetz ausgearbeitet und mit mehreren Ministern besprochen. Dann wird es der Bundesregierung vorgelegt, anschließend nimmt der Bundesrat dazu Stellung, und es kommt zurück zum Bundestagskabinett. Daraufhin wird es dem Bundestag vorgelegt, und nach einer ersten Lesung beraten Fachausschüsse darüber, es folgen eine zweite Lesung und eine Beratung der Fraktionen. Dann wird abgestimmt; gibt der Bundesrat seine Zustimmung, so wird der Entwurf dem Bundeskanzler und schließlich dem Bundespräsidenten vorgelegt. Wird er auch von diesem anerkannt, so tritt das Gesetz in Kraft.

Von der Führung erfahren wir jetzt auch noch etwas von der geheimen und der offenen Abstimmung im Bundestag, und nachdem dieser mit seinen Ausführungen fertig ist, verlassen wir die Tribüne und schließlich das Bundeshaus, um uns neuen Sehenswürdigkeiten zuzuwenden.
Ein paar hundert Meter vom Bundeshaus entfernt liegt das Palais Schaumburg, der Sitz des Bundeskanzlers. Hinter großen Bäumen ist die schöne weiße Fassade zu sehen, und die Standarte auf dem Dach zeigte uns, daß der Hausherr im Amt war. Er bestimmt hauptsächlich die Richtlinien in der Politik.

Unmittelbar neben dem Palais befindet sich die Villa Hammerschmidt, die vom Bundespräsidenten bewohnt wird. Dieser ist der höchste Repräsentant des Staates, doch er hat nur eine geringe Macht. Auch diese Villa sieht schön und gepflegt aus in dem großen Park, und sie liegt, wie das Palais Schaumburg, in der berühmten Koblenzer Straße, in der sich auch die meisten Ministerien befinden. Und manchmal sahen wir an den modernen Zweckbauten Schilder wie Postministerium oder Außenministerium.

Doch wollten wir Bonn nicht nur als Regierungshauptstadt kennenlernen, sondern auch die Kultur der Stadt. So gingen wir zunächst in das Zoologische Museum, das größte Tiermuseum Europas. Schon gleich wurden wir von den Skeletten riesiger Urtiere eingefangen, und auch die lebensgroßen Tiere im hellen MitteIgebäude machten einen großen Eindruck auf uns. Man erzählte uns, daß Alexander König, ein Sohn der Stadt, die Tiere von seinen vielen Reisen mitgebracht habe und diese dann hier ausgestellt habe. Durch den ersten Weltkrieg verlor der wohlhabende Fabrikant fast sein ganzes Vermögen, er schenkte die Sammlung der Stadt, die sich verpflichten mußte, das Museum zu erhalten.

Es war inzwischen Mittag geworden, als wir die Besichtigung beendet hatten, und wir bekamen Freizeit, um Mittag zu Essen und uns das anzuschauen, was uns Spaß machte. Die meisten gingen wieder zur Rheinpromenade hinunter; denn dort konnten wir etwas essen und hatten außerdem einen herrlichen Blick auf den Rhein. Nach 1 1/2 Stunden trafen sich alle wieder beim Zoologischen Museum, um sich dann neuen Sehenswürdigkeiten zuzuwenden. Zunächst gingen wir durch das Universitätsgelände in der Innenstadt. Diese Hochschule befindet sich im alten kurfürstlichen Schloß, das 1725 fertiggestellt wurde. Der Bau hatte sich aber sehr lange hingezogen, und so wurde aus dem ursprünglich barokken Bau ein Rokokoschloß. Nach der Eroberung Bonns durch französische Revolutionstruppen um 1800 mußte der Kurfürst fliehen, und bald danach, als die Preußen Bonn befreit hatten, wurde dort die Universität gegründet. Sie wurde nach dem damaligen preußischen König Friedrich-Wilhelm benannt. Im 2. Weltkrieg ist sie (wieder) teilweise zerstört worden, doch man hat sie wieder aufgebaut, und heute zählt sie noch immer zu den schönsten Universitäten Deutschlands. Wir haben uns nur die Anlagen rundherum angesehen, dann führte der Weg uns zum Münster.

Dieses liegt ebenfalls mitten in der Stadt, es ist eine wertvolle romanische Kirche. Für diesen Baustil sind die wuchtigen Mauern und die Rundbögen typisch. Am besten hat uns innen der Kreuzgang gefallen. Vor dem Münster, auf einem großen Platz steht das Denkmal des größten Sohnes der Stadt, Ludwig van Beethovens. Auf dem Weg zu seinem Geburtshaus gingen wir über den Markt, der mit seinen mittelalterlichen, gepflegten Häusern ein typisch rheinisches Stadtbild bietet. An diesem Markt steht auch das Rathaus, das 1753 im Renaissancestil erbaut wurde. Es ist aber, wie viele Häuser der Stadt im 2. Weltkrieg stark beschädigt worden, doch man hat es 1953 wieder aufgebaut. Mitten auf dem Platz steht eine alte Brunnensäule zwischen Obstwagen, an denen auch wir uns etwas Obst kauften.

Und bald darauf erreichten wir die Bonngasse Nr. 20, das Geburtshaus Beethovens. Dieses kleine Bürgerhaus unterschied sich nicht von den anderen, doch schon im Flur konnte man merken, daß viele Besucher hierher kommen mußten; denn hier standen große Schaukästen, die Bilder und Urkunden des großen Komponisten zeigten. Bis wir aber mit einer Frau das eigentliche Haus betreten durften, hielten wir uns auf einem kleinen, sonnigen Hof auf.

Nachdem wir dann einige kleine Stiegen hinaufgeklettert waren, standen wir vor einer Dachkammer, in der sich nur eine Büste Beethovens befand. In dieser Kammer erblickte Beethoven im Dezember 1717 das Licht der Welt und erlebte dann eine Jugend voller Freuden aber auch voller Entbehrungen; vier seiner sechs Geschwister starben in frühester Jugend. Seine musikalische Begabung wurde schon früh erkannt und zur Entfaltung gebracht. Unter Max Franz, einem Sohn Maria Theresias in Wien, schuf er zahlreiche Werke.

Nachdem er mit 22 Jahren zum zweiten Male dorthin gereist war, konnte er nicht mehr in seine Geburtsstadt zurückkehren; denn die Eroberung der Franzosen machte dieses unmöglich. In Wien hatte er mit seinen Konzertreisen großen Erfolg. Seine letzten Jahre wurden durch eine immer größer werdende Taubheit erschwert, doch gerade in dieser Zeit entstanden seine bedeutendsten und ergreifendsten Werke. Im Dezember 1827 starb er dann und wurde in Wien beigesetzt. Seine Beerdigung glich einem Triumphzug.

Der letzte Flügel Beethovens stand in einem Raum seines Geburtshauses. Er ist vor einigen Jahren restauriert worden, da eine Staubschicht ein Spielen darauf unmöglich gemacht hatte. Der Flügel besaß für jeden Ton 4 Saiten für den fast tauben Beethoven. In dem Raum, in dem sich dieser schöne Flügel befand, waren auch noch andere seiner Instrumente zu sehen, wie z. B. ein Cello, eine Bratsche und eine Viola. Auch handgeschriebene Partituren, Briefe und Urkunden waren hier ausgestellt, und die Büsten Beethovens als junger Mann und als Toter waren sehr eindrucksvoll.

Man konnte sich gar nicht lange genug in diesem Haus aufhalten, und zum Abschluß unserer Bonnbesichtigung gingen wir noch einmal ans Rheinufer. Hier setzten wir uns auf die Terrasse der schönen, modernen Oper und bestellten auf Klassenrechnung einige Flaschen Wein. Natürlich mußte es echter Rheinwein sein, und die zwei Gläser, die jeder bekam, schmeckten vorzüglich. Einer hatte dann noch das Pech, den Stiel eines Glases abzubrechen, doch dieses Mißgeschick verdarb unsere gute Laune nicht, und so klebten wir die beiden Teile sorgfältig mit Uhu wieder zusammen und taten, als wäre nichts geschehen.

Dann bewunderten wir noch einmal den Rhein mit der neuen Kennedy-Brücke, die weißen Schiffe und im Hintergrund das Siebengebirge. Der erste schöne Tag unserer Klassenfahrt war fast zu Ende.

UHU - Zeichnung: Klaus-Christian Taege

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3. Reisetag:
Fahrt von Bonn nach Koblenz,
Besichtigungen in Koblenz,
Fahrt von Koblenz nach Hermeskeil
von Manfred Petersen und Hartmut Schmidt

Am 23. Juni 1965 morgens fuhren wir vom Bonner Hauptbahnhof mit einem modernen D-Zug der Deutschen Bundesbahn, der von einer elektrischen Lokomotive gezogen wurde, ab. In rasender Fahrt ging es durch das Rheintal nach Koblenz. Sofort bemerkten wir, daß etwas mit dem Rhein nicht in Ordnung war. Er war über seine Ufer getreten. Die Bäume schauten nur noch mit ihren Wipfeln aus dem Wasser heraus. Durch Bad Godesberg, Remagen, Rheinahr und Andernach eilte der Zug mit uns auf unser erstes Tagesziel, Koblenz, zu. Zuerst stieg das Land flach, dann stark an. Auf den Gipfeln der Berge sahen wir Mischwald. In Rheinahr erblickten wir eine große Fabrik der Firma „Ruhrglas“, einer der größten bundesdeutschen Glashersteller. Je mehr wir in das Durchbruchstal des Rheins gelangten, das Gebirge trat nahe an den Rhein heran, umso mehr wurde an den südlichen Hängen Wein auf Terassen angebaut. Bei Andernach entfernte sich das Gebirge wieder vom Rhein. In dem fruchtbaren Rheintal wuchsen Obstbäume. Die vielen Kalksandsteinwerke verarbeiteten die „rote Erde“ zu Schamotte. Durch ein sehr enges Tal, die Eisenbahn verlief sehr nahe am Rhein entlang, gelangten wir nach Koblenz.

Bei unserer Stadtbesichtigung kamen wir zuerst zur Alten Burg, die der Sitz der Trierer Kurfürsten und Erzbischöfe war. Die Balduinsbrücke, sie wurde nach dem Kurfürsten Balduin von Luxemburg genannt, dessen Lieblingsaufenthalt im 14. Jahrhundert Koblenz war, führt über die Mosel zum Koblenzer Stadtteil Lützel. Nun wanderten wir am Hafen entlang zur St. Kastor Kirche. Auf dem Weg dorthin sahen wir, daß Koblenz im 2. Weltkrieg sehr gelitten hat. Etwa 85 % der Stadt ist durch Bomben und Artilleriebeschuß zerstört worden Vor dem Kirchenportal der St. Kastor Kirche befindet sich der Historische Brunnen, der 1812 vom letzten französischen Präfekten zur Feier des Einzuges der Franzosen in Moskau errichtet worden ist. Der Präfekt Jules Dozan ließ darin einmeißeln: „Zur Erinnerung an die Schlacht gegen die Russen“. Als der russische General St. Priest im Jahre 1814 nach Inbesitznahme der Stadt dieses las, ließ er den Spruch eingravieren: „Gesehen und von uns genehmigt, dem russischen Kommandanten der Stadt Koblenz.“ Die St. Kastor Kirche wurde 836 eingeweiht, nachdem man die Gebeine des heiligen St. Kastors nach Koblenz überfuhrt hatte. 842 fanden hier die Vorverhandlungen zu Verdun (der Teilung des fränkischen Reiches) statt. Im Jahre 1138 wurde Konrad III. in der Kirche zum Kaiser gekrönt. Die beiden Türme wurden im 11. und 12. Jahrhundert erbaut.

Das Deutsche Eck, eine gewaltige Anlage, liegt an dem Ort, wo sich die Mosel mit dem Rhein verbindet. Hier befand sich ursprünglich ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.; dieses wurde aber leider 1945 ein Opfer des Artilleriebeschußes. Heute weht auf dem Sockel des Denkmals die Flagge der Bundesrepublik Deutschland. Die ganze Anlage ist ein Mahnmal für die deutsche Einheit. An der Rheinpromenade entlang gingen wir auf den nächsten Schiffanlegeplatz zu. Mit einem Schiff wollten wir nämlich auf die andere Seite des Rheines übersetzen. Unser Ziel, die Festung Ehrenbreitstein, sahen wir dicht vor unseren Augen, aber sie lag sehr hoch, uns graute schon vor dem Aufstieg. Nach dem glücklichen Übersetzen wollten wir nun die Festung erstürmen, dieses geschah,jedoch nicht zu Fuß, sondern mit Hilfe eines Sessellifts.

Die Felsenfeste Ehrenbreitstein liegt auf einem steil abfallenden Schieferfelsen, früher konnte man nur auf einem steil aufwärtsführenden Kolonnenweg die Burg erreichen. Sie gehörte um 1000 n. Chr. einem Ritter aus konradinischem Geschlecht. Später wurde die Burg mit der auf einem vorgelagerten Bergkegel errichteten erzbischöflichen Burg Helfenstein verbunden. Unter den Kurfürsten von Trier war sie lange Zeit Aufbewahrungsort des Heiligen Rockes von Trier. Ehrenbreitstein wurde nie durch Waffengewalt, sondern nur durch monate- bis jahrelanges Aushungern der Besatzung erobert.

1632, im 30jährigen Krieg, gab man sie freiwillig an die Franzosen ab. 1637 wurde sie nach einer Blockade wiedergewonnen. 1796 kam sie nach 10 monatelanger Belagerung wieder in die Hände der Franzosen. 1801 wurde sie bei der Freigabe des rechten Rheinufers von abziehenden französischen Truppen gesprengt. 1816 bis 1830 baute die preußische Regierung die Feste erneut aus und befestigte sie. 1918 wurde sie geschliffen, d. h. militärisch unbrauchbar gemacht. Heute beherbergt ein Teil der Gebäude die Jugendherberge und das Mittelrheinische Museum, das vor allem über den Weinbau Interessantes berichtet und ausstellt.

Während der Mittagspause auf der Feste ließen wir unsere Blicke über die unter uns liegende Landschaften schweifen und erkundeten selbst die Festung. Von oben herab konnten wir die Alte Burg, die Mosel, den Rhein, die St. Kastor Kirche, das ehemalige kurfürstliche Schloß und unser Reiseziel, den Hunsrück, erkennen.

Wolfgang Koslowski verletzte sich leider auf der Feste. Er nahm den Abstieg mit dem Sessellift vor, während wir den Kolonnenweg benutzten.

Während einiger Minuten Freizeit in Koblenz kauften wir Jungen uns Strohhüte, die wir (einschließlich Herrn Techs Hut ) von 000 bis 016 durchnummerierten. Am Spätnachmittag fuhren wir mit der Bahn von Koblenz über Trier nach Hermeskeil.

Auf der Fahrt von Koblenz nach Trier konnten wir wiederholt auf die Mosel schauen. Die vielen Flußschlingen zwangen den Zug, immer wieder durch Tunnel die Berge, die dicht an die Mosel herantraten, zu durchqueren oder Brücken über den Fluß zu benutzen. Auf dieser Strecke liegt auch der längste Tunnel Deutschlands, der Kaiser-Wilhelm-Tunnel, er ist 4216 m lang. Um ihn zu durchfahren, brauchte unser D-Zug 5 Minuten. Vom Zugfenster aus sahen wir auch die neuerbauten Staustufen. Die die Mosel regulieren. In Trier stiegen wir in einen Personenzug um.

Kurz hinter Trier gibt es noch Weinberge, je weiter wir aber in den Hunsrück hineinkamen, um so seltener wurden sie. Dafür sahen wir immer mehr Wald und ab und zu einige Felder.

In Pluwig mußten wir umsteigen. Bevor aber der Triebwagen, mit dem wir weiterfahren mußten, kam, hatten wir etwa eine Stunde Zeit. Um die Zeit zu überbrücken, gingen wir in eine Gastwirtschaft, die außer dem Bahnhofsgebäude das einzige Haus war, das wir in Pluwig sahen, tranken Cola, hörten Schallplatten oder spielten mit dem Flipper.

Mit dem Triebwagen ging es bedeutend langsamer vorwärts als vorher mit der Lokomotive. Wir kamen durch zahlreiche Hunsrückdörfer. In jedem noch so kleinen Ort stiegen Leute aus, die von der Arbeit in Trier nach Hause fuhren. Am Abend kamen wir in Hermeskeil an. Damit wir unser Gepäck nicht den weiten Weg zur Jugendherberge zu tragen brauchten, wurde ein Kleinbus bestellt. Wolfgang und Gesa durften mit dem Kleinbus fahren, weil sie nach Herrn Techs Meinung nicht so lange gehen konnten.

Seilbahn - Zeichnung: Hans-Dieter Tikovsky

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4. Reisetag:
Wanderung zum Ringwall von Otzenhausen
von Gesa Jensen

Unsere 2. Jugendherberge liegt in Hermeskeil. Um Hermeskeil zu erreichen, mußten wir erst nach Trier und von dort über Pluwig nach Hermeskeil fahren. Pluwig ist ein kleiner Ort zwischen Trier und Hermeskeil. Wir hatten dort etwa 1 Stunde Aufenthalt, ehe wir weiterfahren konnten. Hermeskeil erreichten wir erst am Abend. Der Ort liegt in 614 m Höhe und hat 5000 Einwohner. Die Jugendherberge war sehr schön, obgleich wir nur eine Notunterkunft erhielten. Die Jungen wohnen auf dem gut ausgebauten Dachboden, während wir Mädchen in einem Zimmer untergebracht werden. Daß es uns so gut gefällt, haben wir dem Herbergsvater, einem sehr freundlichen, aber energischen Mann zu verdanken.

Am nächsen Morgen unternehmen wir unsere erste Wanderung im Hunsrück, sie führte uns zum Ringwall von Otzenhausen. Am Fuße des Berges, auf dem sich der Ringwall befindet, steht ein Schild nit einer Grundrißskizze und folgendem Text:

„Erbaut von dem Keltenstamm der Treverer
als Festung und befestigte Bergstadt
in keltischer Mauertechnik, Gesteinsmassen
durch senkrechte Pfosten und Zwischenlagen
von Querhölzern gehalten (Murus Gallicus).
Die Festung war von höchster Bedeutung
im 1. Jahrhundert vor Christus und an
Gewaltigkeit von keiner Ähnlichen in ganz
Deutschland erreicht worden.“

Die Mauern des Ringwalles umfassen ein 18,5 ha großes Gelände, bei einer Länge von 2218 m. 4 Eingänge und ein Treppenaufgang führen in das vom Ringwall eingeschlossene Gelände. Dieses Gelände ist zum größten Teil mit Wald bewachsen, übriggeblieben ist von den Kelten noch eine alte Quelle, deren Wasser aber verschmutzt ist. In der Schutzhütte, die sich in der Nähe der Quelle befindet, sind einige Zeichnungen an den Wänden, die zeigen sollen, wie es etwa zur Zeit der Kelten in und um den Ringwall ausgesehen hat. Nachdem wir uns die gewaltigen Steinwälle angesehen haben und uns in einer Pause wieder erholt haben, treten wir den Rückweg an.

Auch auf unseren späteren Wanderungen treffen wir häufig auf Holzarbeiter, aber auf dem Rückweg vom Ringwall begegnen wir einem Arbeiter, über dessen Maschine wir sehr überrascht waren. Sie stammte von einer Firma aus Maasbüll bei Flensburg. Als wir die Waldwege verlassen haben und wieder auf eine richtige Straße kommen, kommen wir an dem Dorf Nonnweiler vorbei. Es ist ein Beispiel für ein typisches Hunsrückdorf. In unmittelbarer Nähe des Ortes gibt es keinen Wald. Die Dorfbewohner betreiben Landwirtschaft, aber es sind nur kleine Betriebe, die hier bebaut werden, und oft haben die Besitzer noch eine andere Beschäftigung, weil ihre Höfe so klein sind. Daß die Höfe so klein sind. liegt an der bisher dort üblichen Erbteilung. Heute sind die Bauernstellen durchschnittlich nur 4 ha groß, die einzelnen Felder sind sehr klein und liegen weit auseinander. Daher wird jetzt versucht, durch Flurbereinigung wenigstens teilweise der Landwirtschaft einen Aufschwung zu geben.

Das Klima im Hunsrück ist ziemlich gemäßigt, die Sommer sind nicht besonders warm, die Winter dafür auch nicht so kalt. Der meiste Regen, und es regnet dort recht häufig, fällt im westlichen Teil, etwa im Raume von Hermeskeil. So konnten wir von Glück reden, denn als wir dort waren, hat es überhaupt nicht geregnet.

Zum Schluß möchte ich noch etwas über die Entstehung des Hunsrücks berichten. Die Berge des Hunsrücks sind nicht steil, wie etwa die Alpen, sondern sie besitzen flach auslaufende Berghänge. In der Karbonzeit wurde die Erdoberfläche zusammengeschoben und aufgefaltet, so daß Mulden und Sättel entstanden. Im Erdmittelalter wurden die Sättel wieder abgetragen und die Mulden durch Verwitterungsschutt zugeschüttet. Später hob sich die ganze Oberfläche noch einmal, und es entstand eine Rumpflandschaft.

Ringwall - Zeichnung: Hans-Jürgen Tech

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5. Reisetag:
In Trier
von Gerd Jensen und Volker Bajorat

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6. Reisetag:
Wanderung durch das Singende Tal nach Morbach
von Reimer Hansen und Rainer Jensen

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7. Reisetag:
Busfahrt nach Burg Eltz
von Reimer Hansen und Rainer Jensen

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Rheinfahrt von Boppard nach Bacharach
von Hans-Dieter Tikovsky und Holger DetIefsen

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8. Reisetag:
Burgruine Landshut und Bernkastel-Kues
von Nis-Carsten Lorenzen und Peter Kruse

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9. Reisetag:
Idar-Oberstein
von Elke Jaich und Wolfgang Koslowski

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Mainz
von Klaus-Christian Taege und Wolfgang Koslowski

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9. und 10. Reisetag:
Die Rückfahrt von Mainz
von Claus-Hinnerk Clausen

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Bildergalerie
Aufnahmen
von Wolfgang Petersen und Klaus-Christian Taege

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Literatur

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