«

»

Mai 07 2022

Kappuzzle® 745 – Gerhard Polt

Hin und wieder habe ich in den letzten Jahren das Ableben einiger meiner „Heroes“ betrauert.

Jetzt feiern wir mal einen, der immer noch unter uns weilt.

Er gehört neben Wolfgang Neuss, Hanns Dieter Hüsch und Dieter Hildebrandt zu den wichtigsten Kabarettisten, die mein Leben begleitet und mitgeprägt haben.

Wer ist es?

Gerhard Polt

Ich hab am 7. Mai 1942 in München das Licht der Welt erblickt und was ich da gesehen habe, hat mir gleich gar nicht gefallen.

Gratulation zum 80.

… mit Respekt

Kappuzzle® 745

Gerhard Polt - AutogrammkarteGerhard Polt - Autogrammkarte

Erkannt oder erraten wurde Gerhard Polt von Maren Sievers, Hans-Werner Panthel, Harry Tietz, Karl-Erich Henrici, Katr!n Wummel, Holger Petersen und Runa Borkenstein.

Gerhard Polt - AutogrammkarteGerhard Polt - Autogrammkarte

Gerhard Polt -Tickets 2009

~ 2009 ~
Polternde Urviecher

Gerhard Polt - Kieler Nachrichten 2009

Gerhard Polt und Biermösl Blosn
grantelten volksmusikalisch in Molfsee

Kieler Nachrichten vom 4. August 2009

Molfsee – Der gemeine Schleswig-Holsteiner hält von den Bayern meist so viel wie die von den Preußen. Wobei diese Herkunftsbezeichnungen natürlich Synonyme für „nördlich des Weißwurstäquators, vulgo der Donau“, respektive „südlich der Elbe“ sind. De armen Lüüd künnt ja nich mol Plattdüütsch schnacken.

Von Hannes Hansen

Es muss also außergewöhnlich zugehen, wenn vier Ur-Bayern das hiesige Publikum zu Beifallsstürmen hinreißen. So geschehen in der ausverkauften Winkelscheune des Freilichtmuseums in Molfsee. Zu Gast waren die Biermösl Blosn und Gerhard Polt. Die Erneuerer der bayerischen Volksmusik aus dem Geiste der Satire treten immer wieder mit dem Münchner Kabarettisten auf und bringen das Kunststück fertig, Heimatliebe mit ätzender Kritik an Gschaftlhubern, Politikerdarstellern und Korruptionsanfälligen zu verbinden.

Gerhard Polt - Kieler Nachrichten 2009

Es bogen sich die Balken in der Winkelscheune bei all dem Gelächter über die vier Brüder im Geiste, die Well Hansi, Michael und Christoph, Multiinstrumentalisten auf Akkordeon, Gitarre, Saxofon, Harfe, Flöte, Tuba oder Jagdhorn – und den Polt Gerhard, bayerischer Grantler par excellence. Wenn der als Bürgermeister von Bad Hausen vor Kurgästen von Attraktionen wie „Candlelight Weißwurscht Dinner“ schwafelt und die Biermösl Blosen mit angeschrägter Volksmusik einfallen und beizutragen haben, dass wegen der Heiligen Algunda Bad Hausen ein Wallfahrtsort erster Güte sei, dann weiß man, man ist in Bayern. Da ist man katholisch und besitzt Reliquien wie das komplette Schlüsselbein der Heiligen. Da lässt es sich verschmerzen, dass ein Teil ihres Unterkiefers einem Bankenkonsortium in New York gehört.

Zu solch satirischer Verhohnepipelung des Event-Tourismus und der Sucht nach längst nicht mehr „Ursprünglichem“ gesellte sich eine Art gesungener Messe in einem leicht verständlich und italienisch bajuwarisierten Küchenlatein, in der es all den Notenbankern, Finanzjongleuren und Anlagenzockern an den gar nicht so reinen Kragen ging. Zum urbayerischen „Gstanzl“, improvisiertem Spottgesang, gab es volkstümliche Schuhplattler, die Ähnlichkeit mit Kickboxen hatten.

Man könnte die vier als Urviecher bezeichnen, wäre ihre Viecherei nicht so ausgefuchst. Gleichsam Urviecher zweiter Ordnung, dazu im Falle der Well-Brüder hervorragende Musiker. Das sich Polt bei ihrer Musi auch als achtbarer Komikjodler entpuppte, steigerte das Vergnügen des Publikums, das die Akteure nach drei Zugaben und fast drei Stunden Programm entließ.

Gerhard Polt - Schlei-Bote 2009

Alpiner Humor im Waterkant-Test

Biermösl Blosn und Gerhard Polt
zu Gast in der Molfseer Winkelscheune

Schlei-Bote vom 4. August 2009

Molfsee – Grüß Gott und herzlich willkommen, liebe Kurgäste, beim Heimatabend im bayrischen Bad Hausen! Die Blaskapelle spielt und der Bürgermeister preist die Vorzüge seiner Gemeinde: den Naherholungswert mit der beliebten „Führerspitze“, den Freizeitwert mit „River-Drafting“ und „Fresh-Air-Snapping“ und den Prominenten-Faktor. Schließlich waren schon die größten Stars im schönen Bad Hausen: von Mozart über Hansi Hinterseer bis zu Hermann Göring und Franz-Josef Strauß…

Stopp! Wir sind nicht in Bayern, sondern beim SHMF-Kabarettabend in der Molfseer Winkelscheune. Das da vorne ist nicht die Dorfblaskapelle von Bad Hausen, sondern es ist das Gaudi-Trio „Biermösl Blosn“, und der Bürgermeister heißt Gerhard Polt. Ebenso planvoll wie kompromisslos blasen die vier bajuwarischen Spaßmacher zum Generalangriff auf norddeutschen Zwerchfelle. Klappt hervorragend! Denn der Waterkant-Humor verträgt sich bestens mit dem alpinen. Was Wunder: Selbstverliebte Bürgermeister gibt’s auch hierzulande.

Genauso wie die Neureiche, die einen „Gastronomical Adventure Trip“ nach Australien macht – inklusive Candlelight-Dinner bei Kannibalen. Oder auch Landwirte, die für die besten Termine zum Einsacken von EU-Subventionen längst eine eigene Bauernregel haben. Und von Banken mit Milliardenverlusten weiß man ja in beiden Bundesländern zu berichten. Zweieinhalb Stunden lang kitzeln die vier mit ihren tiefschwarzen und aberwitzigen Pointen eine Lachsalve nach der anderen aus dem quietschvergnügten Publikum. Polt wechselt die Rollen vom Firmenchef der „Schilda Respons GmbH“, deren Kerngeschäft es ist, Verantwortung zu tragen, die sonst niemand mehr übernimmt, bis zum Hardcore-Biergarten-Besucher, der über Vorzüge und Gefahren beim Genuss des Gerstensafts berichtet. Biermösl Blosn liefern dazu virtuose Stubenmusiken und urkomische bayrische Mundart-Lieder.

Die Begeisterung ist grenzenlos. Und erst als Biermösl Blosn im Zugabenteil die Alphörner auspacken, wird ein gewisses Süd-Nord-Gefälle klar: So schön phallische Angeberinstrumente haben wir hier oben leider nicht…

Christoph Kalies

~ 2012 ~
Panoptikum der Spießbürger

Gerhard Polt - Kieler Nachrichten 2012Gerhard Polt - Tickets 2012

Kabarettist Gerhard Polt
bewies im Kieler Schloss seine Ausnahmestellung

Kieler Nachrichten vom 28. April 2012

Kiel. Mit welcher Genialität er es versteht, deutsches Spießertum auf.zusp eßen, macht Gerhard Polt keiner nach. Versucht haben sie es ja, einige seiner Kollegen vom Kabarett, beharrlich, aber auf Augenhöhe hat’s keiner geschafft. Warum das so ist, zeigte der fast 70-Jährige in einer mit reichlich Beifall bedachten szenischen Lesung im sehr gut besuchten Kieler Schloss.

Von Thomas Bunjes

Polt versteht es meisterlich, seine Figuren zu entlarven, ohne sie bloßzustellen. Er zeigt diese Menschen mit ihren charakterlichen Defiziten unfassbar anschaulich und – weil er das Exemplarische nicht überbetont – zugleich so bemerkenswert menschlich. Diese stets unangenehmen Typen werden von dem Kabarettisten nicht nur einfach vorgeführt, nicht denunziert, sie behalten immer genug Restsympathie, damit der Betrachter sich nie ganz von ihnen distanzieren kann. Dass es sich, dem Dialekt geschuldet, um Bayern handelt, tut nur wenig zur Sache. Diese Spezies kommen in abgewandelter Form in allen Landstrichen vor.

Nur paar Sekunden Pause – da zeigt sich Polts großes schauspielerisches Talent – und er verwandelt sich von einem bajuwarischen Provinzler in einen passionierten Autofahrer. Nimmt ein bischen Mundart heraus; hellt die Stimmfarbe etwas auf, strafft ein wenig die Körperhaltung Schon steht da ein selbstgefälliger Zeitgenosse, der mit Blick auf die Euro-Krise sein Geld lieber in den Außenlack seines neuen Autos steckt als in die Akropolis, für den das „Coming Home Light“ an seiner Karosse ein „Must“ ist, der gegen „apokalyptische Radfahrer“ wettert und seine Frau, die unter einer hoffentlich nicht ansteckenden „Pedestrian Disease“ leidet, zur Therapie beim ADAC schickt.

Dieser Dreh ins Absurde und manchmal auch Groteske ist es neben der gekonnten Typisierung, der die unwiderstehliche Komik von Polts menschlichem Panoptikum ausmacht. Nicht selten entwickelt er seine vielschichtigen Geschichten rückwärts wie die mit dem Titel Duzi, Duzi, in der eine angebliche Zeitzeugin mit dünner Greisinnenstimme erzählt, einst im Münchener Cafe Annas durch Babygeschrei Ludendorff und Hitler zum Streit über die Dolchstoßlegende provoziert zu haben, worauf Hitler in der Aufregung vergessen habe, die von ihm bestellte Prinzregententorte zu bezahlen, was sie dann später übernommen habe. Nun warte sie stündlich, aber bisher vergeblich darauf, dass die Dokumentation mit ihren wertvollen Erinnerungen endlich gesendet wird.

Die monologischen Dramolette, oft an ein unsichtbares Du gerichtet, trägt Polt frei aus dem Stand vor, für die Kurzgeschichten setzt er sich mit Buch an einen Lesetisch. Anekdotenhafte Kindheitserinnerungen sind das – urkomisch, aber harmlos wie die vom Sandkuchen, „der seinem Namen alle Ehre macht“, oder aber auch von subtilerer Komik wie in Die Schnitte, wo wie nebenher die Verachtung für die Ostflüchtlinge in Deutschland nach dem Krieg gespiegelt wird.

Noch ewig hätte man über diese kuriosen und doch so vertrauten Gestalten lachen mögen, über diese brillante Doppelbödigkeit, doch nach rund 100 Minuten mit drei Geschichten als Zugabe ist Schluss. Den hat die Frau auf dem Nachbarsitz, die fast nie gelacht hat, nicht mehr mitbekommen. Sie ist in der Pause gegangen.

Mediathek

Neben den unzähligen im Handel erhältlichen Büchern, CDs und DVDs hier eine kleine Liste der im Moment in der BR-Mediathek verfügbaren Titel:

Entweder mit der rechten Maustaste anklicken und „Ziel speichern unter…“ oder einfach starten und dann im Browser „Datei / Seite speichern unter…“ – dann landen die einzelnen Filme direkt auf euerm PC.

Fast wia im richtigen Leben (TV-Serie)

Folge 1 (1979)
Folge 2 (1979)
Folge 3 (1980)
Folge 4 (1980)
Folge 5 (1980)
Folge 6 (1981)
Folge 7 (1982)
Folge 8 (1982)
Folge 9 (1983)
Der Bürgermeister von Moskau (1983)
Folge 10 (1984)
Folge 11 (1987)
Folge 12 (1988)

Der Mensch ist ein Viech, was lacht (Doku 2022)

Viel Spaß!

13 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

  1. Runa Borkenstein

    Gerhard Polt

  2. Runa Borkenstein

    … ich komm gerade nicht auf den Namen.
    erinnere mich aber, dass er vor langer Zeit
    auf die Frage nach seinem Lieblingshobby
    antwortete: "…einfach nur wohnen…"

  3. Holger Petersen

    Könnte das etwa Gerhard Polt sein?

  4. Katr!n Wummel

    Mensch, ist er da noch jung ;-)

  5. Katr!n Wummel

    Gerhard Polt

  6. Karl-Erich Henrici

    Polt

  7. HarryTietz

    Gerhard Polt

  8. Hans-Werner Panthel

    Gerhard Polt

  9. Maren Sievers

    Mein Lieblingszitat von Gerhard Polt:
    "Die Heimat der Salmonellen ist
    nicht ausschließlich der Kartoffelsalat"

  10. Maren Sievers

    Gerhard Polt

  11. Heino Küster

    Matthias Beltz

  12. Heino Küster

    Werner Schneyder?

  13. Hans-Werner Panthel

    Henning Venske

Kommentare sind deaktiviert.