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Aug 03 2024

Mittelschule Kappeln 1952-1959 (3)

Meine Erinnerungen an die Mittelschule Kappeln
~ 1955-1957 ~

Von Bernd Koch

8. Klasse (1955/56)

Es folgte die Versetzung in das 8. Schuljahr, in dem der Umzug in die neuen Gebäude an der Hindenburgstraße neben dem Amtsgericht und der Berufsschule stattfand. Wir wurden zur Wanderklasse und hatten auch zeitweilig einen Raum in der Landwirtschaftsschule. Neue Wahlfächer kamen hinzu: Französisch, Steno, Schreibmaschine und auch Dänisch mit Heitmann, was eine Seltenheit in der gesamten Gegend war.

Herr Heitmann war bereits irgendwann in der 5. Klasse in einer Vertretungsstunde aufgetaucht. Er machte an sich einen guten Eindruck. Er kam ursprünglich aus Hamburg und erzählte uns, dass er als Schüler zur Erholung in Dänemark gewesen war und dort nur positive Dinge erlebt hat. Zu Hause war die Einstellung gegenüber Dänemark eine andere.

Was macht man nun? Ich wollte unbedingt Dänisch nehmen, weil in der Arnisser Verwandtschaft ja die Mitgliedschaft in der dänischen Minderheit vorhanden war. „Dat kommt gor nich in Frage. Du ok noch Dänisch, du bist Düütscher“, sprach der Haushaltsvorstand. Also blieb ich Deutscher mit französischem Background. Meine Mutter meinte: „Französisch ist gut, dann könntest du später bestimmt gut bei der Post anfangen.“

Wir bekamen fast komplett neue Lehrer und die Anforderungen stiegen. Ich machte meinen Törn weiter. Im Herbstzeugnis stand: „Versetzung gefährdet“. Habe ich so hingenommen. Das Ende kam dann, als ich auf die Frage von Heitmann, warum ich meine Schularbeiten nicht gemacht hatte, völlig korrekt und ehrlich antwortete: „Weil ich zu faul war.“ Seit dieser Zeit hatte ich verschissen! Ich konnte mich melden, meine Hausaufgaben machen, alles keinen Sinn. Ich schaltete dann auf stur. Ich hatte auch das Gefühl, dass auch andere Lehrer mich in den Hauptfächern scheitern lassen wollten.

Es kam der blaue Brief mit der Aussichtslosigkeit der Versetzung und das Sitzenbleiben. In den Ferien traf ich auf einem meiner Rundgänge im Hüholz Lehrer Neubacher. Er erzählte mir, dass in der Zeugniskonferenz mein Fall sehr lange besprochen wurde, was selten vorkam. Da ich bei der Einschulung noch fünf Jahre alt war, hatte man sich dann darauf geeinigt, mir die fehlende Reife für das 9. Schuljahr abzusprechen.

8. Klasse (1956/57)

Ich war gespannt, wie der Empfang in der neuen Klasse ausfallen würde. Ebenso gespannt war man ja auch auf uns, denn ich war als Sitzenbleiber nicht allein. Die gesamten Sitzenbleiber aus drei Klassen wurden in einer Klasse zusammengefasst. Hier traf man auch auf Sitzenbleiber voriger Jahre. Die Eingewöhnung fiel also nicht schwer. Es dauerte lediglich ein paar Tage und die Gemeinschaft war gefunden. Wir waren wirklich ein seltsamer Haufen. Es gab Schüler aus allen Landkreisen und aus Kappeln. Diese Klasse war für mich das Beste während meiner Schulzeit.

Unsere Klassenlehrerin war Frau Morgner, die während einer Auseinandersetzung unsererseits mit Kirchmayr auf die Barrikaden ging und diesen zusammenfaltete. Kirchmayr meinte wieder einmal, sich als Leibwächter einer Lehrerin aufspielen zu müssen. Diesmal ging es um die Religionslehrerin Frau Below. Lieblingslied: „Die güldene Sonne“. Sie kam immer mit einer großen Tasche zum Unterricht und packte dann einige Bücher aus und las daraus vor ohne Konzept. Ihr Ziel war wohl, die Zeit schnell rumzukriegen. Keine Sau hörte zu und der Lärmspiegel stieg an. Sie verließ mitten in der Stunde die Klasse und siehe da, wer tauchte auf? Kirchmayr. „Ich schmeiß euch alle aus der Schule.“

Wir haben ihn nur ausgelacht. Unsere Klassensprecherin ging zu Frau Morgner. Im Endeffekt tat uns Frau Below leid und wir haben uns dann mit ihr arrangiert. Hier hat sich auch Otto Schmidt hervorgetan. Frau Morgner verließ aus privaten Gründen die Schule und unsere Klasse. Wir machten eine Abschiedsfeier mit Blumen und Kuchen. Otto Schmidt hielt eine Abschiedsrede und lobte unsere vorbildliche Klassengemeinschaft. Für den Rest des Schuljahres wurde er unser Klassenlehrer und ging auch bald in den Ruhestand.

Einmal meinte Kirchmayr, meine Aktentasche ausschütten zu müssen. Alles flog durch die Gegend und mein Atlas löste sich in viele Teile auf. Was war passiert? Wir hatten Zeichnen. Zwischendurch musste der Pinsel unter Wasser abgewaschen werden. Wir standen zu zweit am Waschbecken. Meinem Klassenkameraden rutsche der Pinsel aus der Hand und er konnte ihn im letzten Moment noch zu fassen kriegen, bevor er im Ausguss verschwand. Selbstverständlich fanden wir das lustig. Kirchmayr rastete aus. Einige Tage später sprach er mich an, ob ich als Wiedergutmachung eine Tafel Schokolade haben wollte. Da auch andere Schüler dabeistanden, musste ich die Schokolade ablehnen und einen neuen Atlas fordern. Dies klappte nicht. Aber der Atlas wurde neu eingebunden. „Toll, dass Du es ihm gezeigt hast.“

4 Kommentare

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  1. Runa Borkenstein

    Genau: "einfach herrlich",
    die Geschichten
    und die entspannende Lesezeit :star:

    1. Bernd Koch

      Herzlichen Dank!!!

  2. Dietrich von Horn

    Stimmt!

  3. Heino Küster

    Einfach herrlich – danke, Bernd! ;-)

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