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Aug 09 2024

Mittelschule Kappeln 1952-1959 (4)

Meine Erinnerungen an die Mittelschule Kappeln
~ 1957-1959 ~

Von Bernd Koch

9. Klasse (1957/58)

Mich wundert heute noch, dass ich bis zum Abschluss bei Französisch blieb. Am Ende war ich der einzige Junge, der übrigblieb. Einige waren ja bei Steno und Schreibmaschine bei Kirchmayr, aber eine große Gruppe war auch beim sogenannten Förderungsunterricht, der immer wohl lustig war und keinerlei Einsatz erforderte. Ich wollte dort auch hin, klappte aber nie. Ich blieb Franzose trotz aller Mühe. Ich hatte ein gutes Leben. Die Lehrer Kliewer und später Wiese freuten sich wohl, einen so sympathischen und fleißigen Schüler bei sich zu haben. Auch die Mädchen!

Zensurmäßig ging es auf und ab. Bei den Klassenarbeiten je nach erwischt werden beim Abschreiben oder nicht. Ich kann mich noch erinnern, dass während eines Diktats Kliewer immer zu mir schaute, um mir zu signalisieren, dass er mich auf dem Kieker hatte. Ich reagierte nicht. Das Diktat war zu Ende und ruckzuck war er auf meinem Platz, nahm mein Buch und mein Heft und schüttelte nur den Kopf. Ansonsten ging der Unterricht in Klasse 9 relativ ruhig vonstatten. Klassenlehrer Kirchmayr, dazu Geyer, Kliewer, Neubacher, Frau Below, Seifert und andere.

Nicht zu vergessen Petersen in Sport mit seinem abwechslungsreichen Unterricht. Zuerst drei Runden um den Sportplatz und wenn alle Jungs im Ziel waren, wurde Völkerball gespielt. So hatte man für den Rest der Stunde noch Zeit zum Ausruhen. Sein Trainingsanzug war in der Zeit, als ich dort Schüler war, immer der gleiche. Man konnte das Gefühl haben, dass das seine einzige Qualifikation für das Fach war.

Biologie wurde ebenfalls getrennt von den Mädchen unterrichtet. Wir fragten uns, warum wir überhaupt eine gemischte Klasse waren. Kann man mal sehen, was für Pfeifen im Ministerium rumlungerten. In Deutsch ging es plötzlich los mit Antike, Renaissance, Gotik, Barock, Neuzeit usw. Wir wussten gar nicht, was wir damit anfangen sollten.

In Mathematik beschäftigte sich Kirchmayr neben seinen gelben Karten auch gerne mit dem Goldenen Schnitt der Menschen, Rassenunterschiede wurden abgeleitet. Keine Sau interessierte sich dafür. Es gab Rechnen, Geometrie und Algebra. Manchmal alles durcheinander. So stieg die Aufmerksamkeit und die Stunden gingen schnell rum.

Ach, noch etwas. Ab der 9. Klasse gab es auch Kochunterricht in der neu eingerichteten Schulküche. Sie war ein Schmuckstück. Ein Klassenkamerad und ich hatten echtes Interesse am Kochunterricht. Wir gingen also auf dem kurzen Dienstweg zu Frau Christiansen, die den Kochunterricht machte und fragten um Teilnahme. Dies wurde von den Mädchen ausdrücklich begrüßt und auch von der Lehrerin. Nach zwei Stunden war Schluss, obwohl wir eine gute Bereicherung waren. Warum? Seitens des Ministeriums war ein gemeinsamer Kochunterricht nicht vorgesehen. Heim und Küche gehörte der Frau.

Ansonsten haben wir nicht viel gelernt. Man war eben anwesend.

10. Klasse (1958/59)

In der 10. Klasse war ich sechs Wochen im Zeltlager Weseby als Helfer mit Bezahlung. Dies war die Belohnung dafür, dass ich bei der Spendensammlung „Jugend sammelt für Jugend“ mit einem Mitschüler das beste Ergebnis erzielen konnte. Ich hätte also einen guten Kern, wie meine Mutter immer sagte, und machte weiter mein Ding. Ich habe natürlich auch zu Hause geholfen, habe Kohlen mit einem schweren Handwagen geholt, obwohl jeder Nachbar sich für geringes Geld diese nach Hause liefern lassen konnte. Bin kilometerweise gelaufen, um Futter von der Mühle zu holen, war Laufjunge bei Kock‘s Buchhandlung, bei Eisen-Jöns und bei einer Heißmangel. Auch bei Bäcker Steffensen war ich zu finden.

Gutes Geld konnte man beim Rübenhacken auf Gut Olpenitz verdienen, ebenso auf Gut Roest und beim Kartoffelnsammeln auf Gut Buckhagen. Wenn man die anderen Aktivitäten hinzunimmt, wann bleibt da noch Zeit für Schularbeiten.

Die ersten Monate gingen so dahin. Alles konzentrierte sich auf die Abschlussfahrt. Kirchmayr war noch unser Klassenlehrer und er hing sich richtig in die Vorbereitungen rein. Es wurde auch diskutiert, was man in Kappeln einkaufen sollte, um nicht die Kosten fürs Frühstück und Abendessen in den Jugendherbergen zu bezahlen. Ich kann mich an größere Mengen Brot und Dauerwurst erinnern.

Die Tour ging bis Frankfurt als südlichsten Punkt. Andere Orte waren Hannover, Bielefeld, Altenahr, nach Frankfurt und Torfhaus im Harz. Besichtigt wurden die Pelikanwerke in Hannover, ein Hüttenwerk in Dortmund und Sarotti-Schokolade in Frankfurt. Mir ist noch in Erinnerung, dass wir in Hannover und in Dortmund zum Mittagessen mit einer Flasche Bier bewirtet wurden. Kam uns seltsam vor, haben es aber dankbar angenommen.

Da keine andere Person als weibliche Begleitung zur Verfügung stand, fuhr eine ehemalige Mitschülerin aus einer Kappelner Kaufmannsfamilie mit, was ein Segen war. Sie hatte eine natürliche Autorität und kam mit allen klar, einschließlich Kirchmayr. Die Kasse hatte zuerst er, damit ging er großzügig um. In Hannover wurde ausgiebig Geld ausgegeben, in der Herberge Milchdrinks zusätzlich zur normalen Verpflegung. Einige Mitschülerinnen, die etwas rechnen konnten, meinten, dass die Kasse nicht gut bei Kirchmayr aufgehoben war. Er wurde gebeten, diese abzugeben. Er war froh, nichts mehr damit zu tun zu haben.

Ein Highlight war Altenahr. Kirchmayr hatte uns mehrfach gewarnt, dass im Weinbaugebiet viele Menschen betrunken rumlaufen würden. Im Großen und Ganzen erlebten wir einen Lehrer, wie wir ihn sonst nie kannten. Er gab uns auch viel Freizeit. Ich glaube, er brauchte es auch. In Altenahr wurde eine Weinstube aufgesucht. Wir saßen an Vierertischen und bekamen pro Tisch eine Flasche Wein hingestellt. Ich saß auf Wunsch mit drei Mädchen zusammen und half diesen sehr aktiv bei der Leerung der Flasche. Als Ergebnis kam dann mein erster intensiver Kuss heraus. Nicht etwa mit einem Mädchen aus der Klasse, sondern mit der Begleitperson.

Der Kuss schmeckte nach Pfirsich und ich habe ihn mehrfach genossen. Was blöd von mir war: Ich musste es lauthals verkünden. So stolz war ich. Ich wollte echt damit angeben, aber für die junge Dame war ich dann Luft. Das war insofern schade, weil ich mit ihren Brüdern befreundet war. Sie wussten aber nichts davon und auch nicht ihre Eltern. Es wurde auf der Fahrt auch nicht mehr im Schülerkreis darüber gesprochen.

In St. Goar lag die Herberge direkt an der Bahnlinie und wir konnten kaum schlafen. Von Altenahr aus nach St.Goar fuhren wir durch die Eifel, die Kirchmayr als das Armenhaus Deutschlands bezeichnete.

In Frankfurt übernachteten wir in einer Top-Herberge direkt am Main. Denkwürdig war der Besuch bei Sarotti. Auf einem Laufband lagen jede Menge Pralinen zur Verpackung bereit. Kirchmayr ermunterte uns, ans Band zu gehen und sich ausgiebig zu bedienen. Wir standen kurz vorm Rausschmiss. Da Sarotti damals zum Nestle-Konzern gehörte, wurde sofort Meldung nach Kappeln gemacht mit der Androhung, nie wieder eine Schulklasse aus Kappeln einzuladen.

~ Ende ~

14 Kommentare

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  1. Jürgen Weber

    Ich schließe mich dem Dank für die Schuljahrberichte an, die ich jetzt nachträglich mit Interesse "rückwärts" gelesen habe. Ich bin nicht in Kappeln zur Schule gegangen, aber bei der Erwähnung vom Direktor Ewald Schnauer in einem der früheren Berichte horchte ich doch auf.

    Schnauer kommt dabei "gut weg", was ich nachvollziehen kann. Ich habe ihn persönlich nur schwach vom Ansehen in Erinnerung und nicht wirklich selbst kennengelernt sondern "nur" seine Tochter Ingrid, die mit meiner Mutter befreundet war. Die Schnauers wohnten schräg gegenüber von meiner Großmutter, meiner Mutter und ihrer Geschwister. Und im Gegensatz zu den Siedlungshäusern von der Arnisser Str. 31 an aufwärts war das Haus der Schnauers unterkellert. Und wenn es in Kappeln bisweilen Fliegeralarm gab im Krieg, ging meine Oma mit ihren Kindern zu den Schnauers in den Keller. Dort gab es immer einen kleinen Nachtisch für alle Kinder (es war ja meistens nachts) und Herr Schnauer hat dann "Nachhilfeunterricht" gegeben oder spannende Geschichten erzählt, um den Kindern die Zeit zu vertreiben. Ich habe von meiner Mutter und meinen Onkeln und Tanten nur das Beste über Ewald Schnauer gehört. Ganz im Gegenteil zu den meisten Lehrerinnen und Lehrern, die sie selbst auf der Volksschule hatten.

    1. Bernd Koch

      Danke,

      Warst oder bist Du mit Familie Bechlof neben Tönnies verwandt?War ja gegenüber von Schnauer
      bei den Siedlungshäusern.

      1. Jürgen Weber

        Ja, Marie Bechtloff war meine Großmutter, Rosemarie Bechtloff meine Mutter. Ich bin in der Arnisser Str. 31 zur Welt gekommen :-) Rückfrage: Gehörst Du zur Familie von "Milchmann Koch" aus der Arnisser Str.?

        1. Bernd Koch

          Nein,
          weder verwandt noch verschwägert.Bin im Hüholzweg aufgewachsen aber war gut bekannt mit Dieter und Herrmann.Milchmann Koch war eine Institution in Kappeln.Sein Dreirad Goliat ein teil Kappeln und Dothmark.Einmal hat er an der Kreuzung Arisier Strasse-Königsberger Strasse die Kurve zu stark genommen und ist umgekippt.Zufällierweise war ich mit zwei Kumpels in der Nähe.Mit weiteren Erwachsenen ist es gelungen den Goliath wieder aufzurichten.Es mußte lediglich das Geld aufgesammelt werden und die Milchkannen wieder aufgeladen werden.Dann konnte er seine Tour fortsetzen.

  2. Bernd Koch

    Vielen Dank!!

  3. Heino Küster

    Sehr schön, danke Bernd!
    Die Frankfurter Jugendherberge steht nach wie vor am Mainufer im Stadtteil Sachsenhausen.
    Aus dem Sarottiwerk wurden Gebäude teilweise als Kulturgüter im Stadtteil Hattersheim erhalten.
    Der Sarotti-Mohr wurde vor 20 Jahren durch einen weißen Zauberer ersetzt und ist im Museum zu bestaunen.

    1. Bernd Koch

      Moin, Heino,

      Über die Frankfurter Jugendherberge wurde schon vor der Fahrt berichtet: Die haben dort sogar Schlaraffen Matratzen!! Schon damals ein Highlight!! Damke für Sarotti!!!

  4. Bernd Koch

    Es ist noch zu erwähnen, dass Kirchmayr im Laufe des Jahres als Klassenlehrer abgelöst wurde, weil er wieder einmal ausrastete und einen Mitschüler etwas laut anschrie. Da dieser Mitschüler aus einer Kaufmannsfamilie kam, reichte es aus, sich bei seiner Mutter auszuheulen und diese zur Schule zu laufen und die Ablösung zu fordern, was auch geschah. Das war damals die Macht in Kappeln. Man kann auch sagen, dass Kinder aus sogenannten besseren Kreisen bevorzugt wurden. Kirchmayr hat mich von der 2. Klasse Grundschule bis zum Schluss begleitet. Im Entwurf zu meinem Bericht habe ich ihn noch mehr angegriffen.
    Es gab aber glaube ich keinen Lehrer mit so einem Wissen. Steno, Schreibmaschine, Mathematik in allen drei Sparten, Musik und auch Landschaftsmalerei im Hüholz und an der Schlei. Mir blieb die Deutschlandfahrt in Erinnerung, wo er ein ganz anderer Mensch war. Großzügig und humorvoll. Hat ihm wohl auch gut getan, mal 3 Wochen weg zu sein. Am Jahreswechsel 58 auf 59 bin ich mit 2 Kameraden bei ihm gewesen und haben mit einem Kirsch mit Rum angestoßen. Ich möchte auch noch einmal betonen, dass die ganze Situation in der Schule auch für die Lehrer nicht einfach war ich meine damit auch vordringlich die Gebäude aber auch die noch vorhandene politische Situation.

    1. Konrad Reinhardt

      Hallo Bernd,
      hier noch etwas zu Josef Kirchmayr aus meiner Sicht:

      Im Frühjahr 1950 zog Familie Kirchmayr in der Theodor-Storm-Straße 22 ein und meine Familie als Nachbarn in der 24.

      Im Schuljahr 1950/51 in der 3. Klasse war Josef Kirchmayr mein Klassenlehrer. So im Nachhinein betrachtet war er ein guter Lehrer, bei dem ich gut mitgearbeitet und gut gelernt habe. Er war wohl immer gut vorbereitet und sein Unterricht war für mich nie langweilig. – Einmal brachte ein Mitschüler für ihn einen Stock mit, der aussah wie eine Reitgerte. Dieser Schüler war der einzige, der später dann von Kirchmayr damit fachgerecht verdroschen wurde. Die Klasse fand das gut.

      Nach dem Einzug baute Josef Kirchmayr sofort eine Sandkiste für sein Töchter Elke und Gerda. Auch ich durfte jederzeit darin spielen. Später durfte ich dann auch immer sein Fahrrad benutzen, wenn es auf dem Hof stand. Mein Vater erlaubte es mir nicht, mit seinem eigenen Fahrrad, das er 1950 bei Hugo Maas gekauft hatte, zu fahren. Kirchmayr’s Rad war ein uraltes sehr großes Fahrrad. Ich als Jungspund konnte es nur „durch die Stange“ kreuz und quer durch Dothmark fahren. Ansonsten besuchte ich Josef Kirchmayr öfter bei seiner Gartenarbeit. Mit ihm konnte ich prima über Gott und die Welt quatschen, was zu Hause bei mir mit meinen Eltern nicht möglich war, weil alles nach festen Regeln, Ge- und Verboten abzulaufen hatte. – Später dann war er ein väterlicher Freund von mir, was mein Vater ihm wohl nie verziehen hat. – Schließlich irgendwann wurde mein Vater von der „Weisheit des Alters“ gepackt und dadurch zu seinem Vorteil verändert.

      1. Bernd Koch

        Hallo, Konrad,
        Vieles deckt sich mit meinen Erfahrungen außerhalb der Schule. Es steckten zwei Seelen in einer Brust. Ich habe versucht dies darzustellen. Er war jedenfalls in seinem Auftreten in der Klasse unberechenbar, wie gesagt abseits der Schule einfach Klasse!
        Ich glaube auch, du verwechselt mit dem Stock Kirchmayr und Rave. Der Schüler war Günter Nissen. Er holte den Stock aus unserer Klasse. Er hatte Rave als Aue Löw bezeichnet was diesem nicht gefiel. Ich war in deiner Parallelklasse bei Frau Ahlmann 4 gemischt. Du warst in der Jungenklasse. So habe ich es in Erinnerung. Ich freue mich, dass sich unsere Einstellung zum privaten Kirchmayr deckt. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich Kirchmayr als Prototyp eines Lehrers dargestellt habe, der von seiner Zeit geprägt war. Er war nicht allein, hat bei mir aber soviel Beachtung hinterlassen, weil ich ihn solange kannte.
        Schlimmer war die Einstellung der Gesellschaft. Wie kann man einen Lehrer in der Abschlussklasse ablösen, nur weil die Mutter eines Mitschülers dies verlangte? Ich will auch noch erwähnen, dass der Großteil der Klasse mich eingeschlossen einen Marsch in die Stadt gemacht haben, um die Frau umzustimmen. Natürlich ohne Erfolg. Für mich war die Sache mit Kirchmayr maßgeblich für die Zeit in der Schule. Abschließend weiß ich selbst nicht, wie er war. Wusste er es selbst? Diese Frage ist nicht provokativ, Konrad. Vielen Dank für Deine Reaktion!

        1. Konrad Reinhardt

          Das mit dem Stock war in der 3.Klasse, es war auch nicht Günter Nissen.

          1. Bernd Koch

            Habe mich geirrt. Entschuldigung. Dann waren es wohl zwei Vorkommnisse! Danke für Deine Richtigstellung! Gut das es den Austausch gib1.

            1. Dietrich von Horn

              Hallo Bernd,
              ich möchte dir danken für deine erfrischende aufklärerische Arbeit.
              Ja, Pädagogik funktioniert nur, wenn es dem Lehrer gelingt, seine Person in den Hintergrund zu stellen, und die Schüler angstfrei anstiften kann zum Lernen.
              Was ich damit meine, ist im Film "Club der toten Dichter" thematisiert. Okay, ein bisschen viel Kintopp, aber die Absicht, Schüler zu ermutigen, sich auf das Leben einzulassen, das ist es doch, was wichtig ist. Angst macht dumm. John hat dazu mal einen Song gemacht:"Crippled inside." Andererseits, man stirbt nicht dran, tröstlich, aber wie schade, wenn man nicht die Möglichkeit findet, zu sich selbst zu kommen

      2. admin

        Auch ich möchte, was ich sonst eigentlich nicht mache, hier kurz etwas zum Thema beitragen.
        Grundsätzlich habe ich keinerlei Zweifel an Bernds Darstellungen. Dazu sind sie zu authentisch. Als Redakteur bin ich andererseits bemüht, meinen Fokus auf die Leser und nicht auf den Verfasser zu legen, was aber letztlich für ihn nur ein Gewinn sein kann.
        Deshalb habe ich bei der Überarbeitung von Bernds Entwurf u. a. Wert darauf gelegt, zwischen persönlichen Erlebnissen und persönlichen Beurteilungen zu unterscheiden.
        Auch nach so vielen Jahren bin ich immer noch verpflichtet, auf die Persönlichkeitsrechte Rücksicht zu nehmen – was insbesondere bei verstorbenen Lehrern ein schmaler Grad ist.
        In diesem Fall habe ich versucht, meinem eigenen Anspruch durch Kürzung oder „Glättung“ einiger Schilderungen gerecht zu werden. Die Endfassung hat Bernd vor der Veröffentlichung ausdrücklich freigegeben, was ihm offenbar nicht ganz leicht gefallen ist.
        Aber– und das finde ich wichtig – ich habe Bernds negative Erfahrungen mit Herrn Kirchmayr als Lehrer grundsätzlich dringelassen, obwohl meine persönlichen Erlebnisse mit der Person und der Familie Kirchmayr ganz andere waren.
        Ich habe Josef Kirchmayr als äußerst hilfsbereiten Menschen kennengelernt, der mich als schwerbehinderten Schüler im Winter morgens mit seinem Käfer immer mit zur Schule gefahren hat, und ich war auch oft bei denen zu Hause usw.
        Es ist wohl so, dass Menschen beruflich und privat völlig andere Persönlichkeitseigenschaften nach außen kehren können. Und Lehrer erst recht. Dafür gibt es weitere Beispiele.

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