Ganz ehrlich – eigentlich … wollte ich mich hier 2023 zumindest für ein paar Monate gar nicht mehr melden, aber einige aktuelle Anlässe bedürfen doch immer mal wieder einer Erwähnung.
Diesmal habe ich gleich zwei davon.
Der erste stammt aus der aktuellen Ausgabe meiner persönlichen Programmzeitschrift.
Bereits vor vier Jahren gab es dort einen Kappelner Marunde-Cartoon und jetzt gibt’s einen neuen.
„Endlich hatte es mal geschneit.
Maik nutzte die Gelegenheit, bevor der Schnee wieder wegtauen würde.“
(aus der HÖRZU Nr. 1 / 2023)
Danke an Hans-Werner für die Info.
Der zweite Anlass ist der gefühlt unrühmliche Abschied des Kappelner Stadtarchivars.
Der „Herr der Dokumente“ verlässt das Stadtarchiv
Von Doris Smit | Schlei-Bote vom 30. Dezember 2022
Kappeln. Es ist ihm anzumerken, dass ihm der Abschied schwerfällt. Hans-Peter Wengel hält den Schlüssel des Kappelner Stadtarchivs in den Händen und schüttelt ihn. „Nun muss ich ihn abgeben“, sagt er. „Eine Ära geht zu Ende.“ Heute ist sein letzter Arbeitstag.
Hans-Peter Wengel hat am 1. August 1994 im Stadtarchiv in Kappeln angefangen. Erste Erfahrungen hatte er, nach eigener Aussage, schon während seiner Dienstzeit als Hochfrequenzmechaniker gesammelt, als Karl-August von Ahlefeldt ihn mit dem Aufbau eines Archivs auf Gut Olpenitz beauftragte. Als nach seiner Pensionierung jemand für das Stadtarchiv in Kappeln gesucht wurde, bewarb Wengel sich und bekam sofort die Zusage.
Seitdem war der heute 81-Jährige wochentags, außer mittwochs, immer am Vormittag in den Räumen des Rathauses im Einsatz. Nachlässe ordnen, Urkunden zu Geburten, Hochzeiten und Todesfällen ablegen, Privatleuten beim Recherchieren helfen, Kommunalakten verwalten, Fotos archivieren – die Aufgaben im Stadtarchiv sind vielfältig. „Das war mein Herzblut. Ich habe mich mit allem beschäftigt, was Kappeln betrifft: die Geschichte, die Gegenwart, die Zukunft.“
Seit ein paar Jahren hat er die Augen nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin offen gehalten, auch, um genug Zeit für die umfangreiche Einweisung zu haben. Im Oktober dieses Jahres hat Michaela Henningsen im Archiv angefangen. Gerne hätte Wengel sie noch bis Ende August 2023 in ihrem neuen Job begleitet, zumindest aber, bis sie entsprechende Lehrgänge an der Hochschule für Archivwesen in Marburg absolviert hätte.
Wengel hatte noch gehofft, dass sich eine Einigung finden ließe. Insofern kam die Kündigung zum Jahresende für ihn nun überraschend. Als Gast sei er zwar während der Öffnungszeiten noch willkommen, heißt es. Aber seine Arbeit an weiteren Büchern über die Regionalgeschichte wird er nun wohl Zuhause weiterführen müssen. Für Michaela Henningsen wird er auch so für alle Fragen zur Verfügung stehen.
Langeweile wird bei Hans-Peter Wengel in Zukunft sicher nicht aufkommen. Er betreibt nebenbei noch einen antiquarischen Buchhandel und will sich weiterhin mit seiner Leidenschaft – der Kappelner Geschichte, der Geschichte der Region und speziell dem Krieg zwischen Dänemark und Preussen – beschäftigen. Und im August hat auch seine Frau das Rentenalter erreicht. „Dann stehen sicher noch ein paar kleinere Reisen an“, sagt der Stadtarchivar a. D.
Dazu ein Leserinnenbrief von Doris Nieswandaus aus Rabel:
Anerkennung Fehlanzeige
Beim Lesen des Artikels kam es mir sofort in den Sinn: Wertschätzung scheint etwas zu sein, das den Mitarbeitenden im Archiv der Stadt Kappeln von ihren Führungskräften nicht gezollt wird.
Da hat die Stadt einen engagierten und motivierten Archivar, der dieses Archiv maßgeblich aufgebaut hat und sich seit nun fast 30 Jahren darum kümmert, dass die vielfältigen Aufgaben erledigt werden und er sorgt damit auch für eine positive Außenwirkung in und um Kappeln.
Praktikanten werden vorbildlich betreut (mein Sohn hat ein mehrwöchiges Praktikum bei Peter Wengel abgeleistet und strebt nun nach dem Abschluss seines Studiums die berufliche Laufbahn zum Archivar an), und jetzt wird durch seine vorzeitige Kündigung verhindert, dass seine Nachfolgerin gründlich und umfassend eingearbeitet werden kann, damit diese auch in die Lage versetzt wird, die Aufgaben kompetent und mit dem erforderlichen Hintergrundwissen zu übernehmen.
Anerkennung für die langjährige Leistung offenbar Fehlanzeige.
Da bleibt mir nur, Frau Henningsen Durchhaltevermögen für ihre Tätigkeit zu wünschen.
Und wer ist die Neue?
Bürokauffrau aus Steinbergkirche
aus: Der Nordschleswiger vom 10. Oktober 2022
… Die 40-Jährige ist in Steinbergkirche aufgewachsen und lebt da auch heute noch mit Mann und zwei Töchtern. Sie bringt eine Ausbildung zur Bürokauffrau aus der Norddeutschen Gummistrumpffabrik Schiebler in Flensburg mit, insgesamt 19 Jahre hat sie dort gearbeitet.
Anschließend an die Elternzeit arbeitete sie im Büro der Landschlachterei Lassen in Ahneby. Im Frühjahr sah sie die Ausschreibung der Stadt Kappeln, fand die Stellenbeschreibung interessant und bewarb sich. „Eigentlich hatte ich gar keine genaue Vorstellung von der Arbeit im Archiv, ich wusste nicht, was mich erwartet“, verrät sie.
Sechs Bewerberinnen und Bewerber hatte es auf die Stelle gegeben. Peter Wengel hatte sie gesichtet und sortiert. Bei Michaela Henningsen blieb er gleich hängen. Sie lacht und sagt:
Wengel zeigte ihr das Archiv, aber auch die Stadt auf einem Rundgang. Die Vorstellung, die die Bewerberin von einem Archiv hatte – irgendwo im Keller, dunkel und verstaubt – war schnell ausgeräumt. „Das Miteinander und die Chemie stimmten gleich“, sagt Peter Wengel, der schließlich die Entscheidung zusammen mit der Personalabteilung traf.
Arbeit im Archiv: Viel mehr Abwechslung als man denkt
Vor einer Woche hat Henningsen ihre neue Teilzeitstelle angetreten und ist überrascht: „Jede Anfrage ist anders, der Job ist sehr abwechslungsreich, die Zeit läuft hier unglaublich schnell.“ Peter Wengel bestätigt: „Wir haben keine Vorgaben und entscheiden jedes Mal neu, wie wir mit einer Aufgabe umgehen, und wir stehen der Bevölkerung mit Rat und Tat zur Verfügung.“
Michaela Henningsen hilft zum Beispiel bei der Erbenermittlung, sortiert und archiviert Fotos, beantwortet Anfragen von Privatpersonen nach Ehe- oder Sterbeurkunden und vieles mehr. Bald soll sie auch Beiträge schreiben, zum Beispiel für die Broschüre Fjord & Schlei. „Und sie weiß auch, dass sie bis zu ihrer Rente hierbleiben muss. Sie hat für die nächsten 27 Jahre unterschrieben“, sagt der Archivar und lacht.
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