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Feb 25 2013

Asmus Peter Weiland

Vielleicht ist es einigen aufgefallen, dass ich in den letzten Wochen mehrere „neue“ Farbfotos aus den sechziger und siebziger Jahren veröffentlicht habe, ohne den Namen des Fotografen zu nennen. Ich wollte damit warten, bis der nachfolgende Beitrag über den Urheber dieser schönen Bilder fertiggestellt ist. Ich bin glücklich und dankbar, dass mir nach langem Anlauf jetzt aus dem Familienkreis eine ganze Reihe von Fotos für die Veröffentlichung in den Schulzeitreisen zur Verfügung gestellt wurde, die ich nach und nach präsentieren werde. Ganz herzlichen Dank an Almut und Gadso, ohne deren Unterstützung dieses Projekt nicht realisierbar gewesen wäre!


Asmus Peter Weiland

Asmus Peter WeilandAsmus Peter Weiland wurde am 14.September 1905 in Arnis als Sohn des Malers und Illustrators Gadso Weiland und seiner Frau Agnes geboren. 1914 zog die Familie nach Schleswig um, da die Kinder dort die höhere Schule besuchen sollten. Doch schon ein Jahr später starb der Vater, so dass die Mutter sich vor der schweren Aufgabe sah, sich und ihre vier Kinder durchzubringen. Sie hatte nach ihrer Heirat das Kunstweben erlernt und zum Teil nach den Entwürfen ihres Mannes gearbeitet. Nach seinem Tod wurde die Arbeit am Webstuhl nun zur Existenzgrundlage der Familie.

Die Kinder traten so schnell wie möglich in eine Lehre ein, um die Mutter zu unterstützen und zum Unterhalt beitragen zu können. Asmus machte eine Lehre bei der Kreissparkasse und begann 1923 seine Tätigkeit in der Schleibank, die bald darauf der Schleswig-Holsteinischen Westbank angegliedert wurde. Bis zu seinem Ruhestand blieb er diesem Institut treu.

Kappeln - Schleibank - Foto: Asmus Peter Weiland1942 wurde Weiland einberufen und erlebte die letzten Kriegsjahre im Osten. Im Sommer 1945 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Schleswig. Noch während des Krieges hatte er Irma Gäthje geheiratet, und in den ersten Nachkriegsjahren kamen seine vier Kinder zur Welt. 1953 zog die Familie um nach Kappeln, wo Weiland die Leitung der Schleibank übernahm.

Mit 65 Jahren wurde er in den Ruhestand versetzt und entschied sich, zurück nach Schleswig zu ziehen, von wo aus er seine ehrenamtlichen Aufgaben – vor allem für den Naturschutz – besser wahrnehmen konnte als von Kappeln aus. Er erlebte noch viele Jahre des aktiven Schaffens, bis er nach kurzer Krankheit im Alter von 79 Jahren starb.

Schon während seiner Jugend interessierte Weiland sich für die Natur und vor allem für die Vogelwelt. Von seinem ersten selbstverdienten Geld kaufte er sich ein Fernglas, das – neben dem Fotoapparat – das wichtigste Utensil auf seinen Wanderungen wurde. Schon früh trat er in den Bund für Vogelschutz ein und nahm regelmäßig an vogelkundlichen Wanderungen teil, die er bald selbst führte. 1954 wurde er Landesvorsitzender des Bundes in Schleswig-Holstein, 1968 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Seine älteste Tochter Almut erinnert sich an die unzähligen Sonntage während der Kappelner Zeit, als er Vogelschutzgruppen auf die Geltinger Birk, an den Schwansener See oder über das Vogelschutzgebiet Schleimünde führte, um nur einige Ziele zu nennen.

„Mein Vater nahm auch gern uns Kinder mit auf seine Wanderungen, als wir groß genug waren. Vogelfreunde stehen ja sehr früh auf, so dass wir nicht gerade begeistert davon waren, sonntags um fünf Uhr aus dem Bett geholt, mit Fernglas und Rucksack ausstaffiert zu werden und ohne ausreichendes Frühstück aus dem Haus zu müssen. Aber es gab ja die Frühstückspause, in der die „Nestledamen“, wie ich die Mitarbeiterinnen der Nestlefabrik nannte, die in größerer Zahl an den Exkursionen teilnahmen, Schokolade und Dosenmilch für die Kinder auspackten.

Es gab kaum einen Sonntag, an dem es meinen Vater nicht hinaus in die Natur zog, und wenn keine öffentliche Wanderung stattfand, bat er eines oder zwei seiner Kinder mitzukommen. Erst später wurde mir bewusst, wie viel wir von ihm lernten, wenn wir ihn begleiteten, und wie nahe er uns die Natur gebracht hat.“

Asmus Peter WeilandImmer wichtiger für seine Beobachtungen in der Natur wurde für Weiland auch die Kamera, mit der er schon vor dem Krieg Hunderte von Fotografien machte. Auch ein abendfüllender 8-Millimeter-Film über die Wiesenweihe entstand in jener Zeit. Während er jedoch das Filmen als junger Familienvater aufgab, behielt er das Fotografieren zeit seines Lebens bei, und eine Anzahl von Diareihen bildete den Grundstock für die vielen Vorträge über die Vogelwelt, über die heimische Natur und Landschaft und über seine Reisen, mit denen er sich im Kreis Schleswig und darüber hinaus bald einen Namen machte.

„Er hatte sich einen Kasten mit einer Glasplatte gebastelt, unter der eine Glühbirne für Licht sorgte und auf der er seine Dias in der richtigen Reihenfolge anordnete, um seine Vorträge vorzubereiten. Auch für die Vortragsabende hatte er sich eine elektrische Verbindung ausgedacht, die seinem Helfer am Projektor signalisierte, wann ein neues Bild auf der Leinwand erscheinen sollte. Oft genug übernahm ich diese Aufgabe, und ich war sehr stolz auf die Findigkeit meines Vaters.“

Die Liebe zur Natur erschöpfte sich für Weiland allerdings nicht darin, sie zu beobachten und abzubilden, sondern er engagierte sich vor allem für einen behutsamen Umgang mit der heimatlichen Natur, für ihren Schutz und ihre Erhaltung. Gleich nach dem Krieg wurde er Kreisbeauftragter für Naturschutz des Kreises Schleswig und blieb diesem Amt jahrzehntelang treu. Noch während seines Ruhestandes wurde er vom Kreis regelmäßig für verschiedene Aufgaben herangezogen – einer der Gründe für seine Rückkehr nach Schleswig.

„Mein Vater war in seinem Naturverständnis sehr fortschrittlich. Zu einer Zeit, in der die Begriffe Nachhaltigkeit und Umweltschutz gerade erst aufkamen, spielten für ihn bereits seit Jahren ökologische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle bei seinen Entscheidungen im Bereich des Naturschutzes.“

Die neue Stellung als Bankleiter in Kappeln brachte es mit sich, dass Weiland sich weiteren Tätigkeiten und Ehrenämtern zuwandte, wie sie für so eine kleine Stadt typisch sind. So wurde er Kassenführer für den Ostangler Reiterverein und Vorsitzender des Kulturausschusses. Auch für den Heimatverein der Landschaft Angeln war er beratend tätig und schrieb verschiedene Aufsätze für die Jahrbücher des Vereins. Kappeln - Stadt an der Schlei (1971)Nach Beendigung des Berufslebens organisierte und leitete er mehrtägige Busfahrten für die Mitglieder, sowohl in Deutschland als auch ins Ausland. Als seine Kinder die Klaus-Harms-Schule besuchten, setzte Weiland sich auch in diesem Bereich ein und stellte sich für den Elternbeirat zu Verfügung, 1962 wurde er zum Vorsitzenden gewählt.

Die Schlei (1982)Nach dem Weggang aus Kappeln verlagerten sich die Aktivitäten naturgemäß ein wenig. Weiland machte mehr Führungen, auch mit Schulklassen, das Fotografieren nahm einen noch größeren Raum ein als vorher, und vor allem gab er in dieser Zeit die Bücher „Kappeln – Stadt an der Schlei“ und „Die Schlei – Wandel und Wirklichkeit“ heraus. Das letzte Buch, an dem er bis zuletzt im Auftrag des Ratgeber für Radwanderer (1985)Kreises schrieb, der Radwanderführer „Mit dem Fahrrad durch den Kreis Schleswig-Flensburg“, erschien leider nicht mehr zu seinen Lebzeiten. Es wurde posthum herausgegeben.

Für seine Verdienste wurde Asmus Peter Weiland mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Schleswig-Holstein-Medaille geehrt.

„Wie man schon an seiner Lebensbeschreibung sieht, war mein Vater außergewöhnlich interessiert und aufgeschlossen gegenüber allem Neuen, das er kennenlernte. So ist wohl die Vielfältigkeit seiner Interessen und seines Engagements in verschiedensten Bereichen zu erklären. Selbst während seines Kriegseinsatzes benutzte er z. B. eifrig seine Kamera und vergaß in seinen Briefen in die Heimat nie, die Natur und die Landschaft zu beschreiben, die ihn umgab. In meiner Jugend schmückten unsere Wohnung mehrere vergrößerte Schwarz-Weiß- Fotos aus Russland, an denen er sehr hing.

Er verlangte viel von sich, aber auch von anderen, so dass wir ihn als Vater manchmal als streng empfanden. Wenn es aber darum ging, uns zu unterstützen und beizustehen, konnten wir absolut auf ihn zählen, selbst wenn er unsere Entscheidungen nicht immer verstand. Aus heutiger Sicht würde ich ihn als einen der tolerantesten und großzügigsten Menschen bezeichnen, die mein Leben mitbestimmt haben.“


Die anschließende Bildergalerie enthält die bereits in den Schulzeitreisen veröffentlichten sowie weitere Fotos von Asmus Peter Weiland und wird ständig ergänzt.


Bildergalerie: Kappeln und Umgebung
in den sechziger und siebziger Jahren

Fotos: Asmus Peter Weiland