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Nov 21 2015

Klassenfahrt nach Kappeln – 1963 (6)

Kappeln an der Schlei 1963

Gymnasium für Jungen Blankenese – Klasse 7a

Verkehr und Landschaft

Verkehr

Klassenfahrt nach Kappeln 1963Bestimmend für die Entstehung und das Fortbestehen, für das Blühen und das zeitweilige Zurücksinken in Bedeutungslosigkeit der Stadt Kappeln ist immer die Schlei gewesen. Vor 1000 Jahren war die große Zeit der Wikinger. An der „Kleinen Breite“(gegenüber vom heutigen Schleswig) gründeten sie Haithabu, den Umschlagplatz für Waren zwischen Nord- und Ostsee. Von Haithabu ging es über den Landweg in die Sorge und Treene und von dort über die Eider zur Nordsee. Damals war die Schlei eine der wichtigsten Wasserstraßen der Zeit. Als Lübeck gegründet wurde und dank seiner günstigen Lage und der dort möglichen größeren Schiffe wuchs, ging die Schiffahrt auf der Schlei zurück.

Heute ist die Schlei mehr ein Hindernis als ein Verbindungsglied. Es führen nur zwei Brücken über die Schlei, eine in Lindaunis als Klappbrücke für Eisenbahn- und Autoverkehr, und eine Drehbrücke in Kappeln, die nach der Stillegung der Kappeln-Eckernförder Eisenbahn nur noch dem Straßenverkehr dient. Die einzige Wasserverbindung zwischen Schleswig, die Blaue Dampferlinie, hat vor kurzer Zeit ihren regelmäßigen Verkehr eingestellt, die Konkurrenz durch Bus und Bahn ist zu groß geworden.

Heute haben es die privaten Unternehmer Bischoff in Schleswig und Koch in Kappeln übernommen, in den warmen Sommermonaten mit kleinen Motorbooten allen die Möglichkeit zu geben, die schönen Orte an der Schlei zwischen Schleswig und Kappeln, aber auch die Orte seewärts Kappeln zu besuchen. Die Fahrt von Kappeln nach Schleswig dauert ca. 3 Stunden und ist wegen der stets wechselnden Ausblicke, der verträumten Dörfer und unberührten Tierwelt schon ein besonderes Erlebnis.

Schleimünde und Maasholm mit ihrer Umgebung und der offenen See, dem ruhigen Fischerdorf Maasholm, das nur für diesen Erwerbszweig dazusein scheint, und der einsamen Lotseninsel mit dem Leuchtturm und dem ausgedehnten Vogelschutzgebiet möchten das bild der Schlei einerseits erweitern, andererseits aber doch abrunden.

Die. Drehbrücke über die Schlei bei Kappeln wurde am 15. März 1927 dem Verkehr übergeben. Sie löste eine Pontonbrücke aus dem vorigen Jahrhundert ab. Die Gesamtlänge beträgt 163 m, sie ist 9,15 m breit. Der Drehteil ist 51 m, der lange Arm 31 m lang. Bis zu 18 t Gesamtgewicht ist die Überfahrt erlaubt. Dei 25° Lufttemperatur dehnen sich die Stahlbögen und Träger um 27 mm, ihr Drehteil um 33 mm aus. Da der kurze Arm des Drehteils 11 m kürzer ist als der andere, ist ein Gegengewicht von 57 t auf dem kürzeren Arm nötig. Der ganze Drehteil dreht sich auf einem Lager, dem Königsstuhl, dessen Durchmesser 1 1/2 m beträgt. Um den Königsstuhl herum laufen zwei Zahnräder auf einem Zahnkranz. Drehen sich diese Zahnräder, dann wird der Drehteil um den Drehpunkt gedreht. Die Durchfahrtsbreite für Schiffe beträgt 5 1/2 m. Ist der Mast eines Schiffes über drei Meter hoch über dem Wasser, muß die Brücke gedreht werden. Die Kraft für das Drehen besorgt ein Siemensgerät. Die Firma Düsseldorfer Brückenbau arbeitete zwei Jahre an dem Bau. Täglich passieren ca. 2200 Wagen die Brücke.

Das wichtigste Verkehrsmittel ist auch heute noch die Eisenbahn. Das Bahnhofsgelände umfaßt 6000 m², 200 Angestellte sind auf ihm tätig. Die Strecke Kappeln-Schleswig gehört zur Schleswiger Kreisbahn, der erste Zug fuhr in Kappeln 1908 ein. Fünfmal am Tage fährt ein Zugpaar die Strecke Kappeln-Schleswig, einmal die Strecke Kappeln-Süderbrarup. Vier Dieselloks und eine Dampflok können eingesetzt werden. Seit der Teilung Deutschlands, durch die eine Verkürzung der deutschen Ostseeküste eintrat, stieg der Umschlag in Kappeln um 300 %. Mit 15 Bussen stellt die Bahn weitere Verbindungen mit Arnis, Süderbrarup und Schleswig her. Durchschnittlich werden täglich 48 gedruckte und 17 ausgeschriebene Fahrkarten verkauft auf dem Bahnhof. Im Monat gehen 1000 Stück Frachtgut (Packmittel, Schrott, Fischkonserven, Zuckerrüben, Saatkartoffeln) ab und kommen 160.000 kg an (landwirtschaftliche Geräte, Lebensmittel Halbfertigwaren, Frischfische). Hauptbeteiligter am Versand und Empfang ist die Nestle AG.

Die Kraftbusse der Post werden von den Poststellen in Eckernförde und Flensburg gestellt. Die Busse haben je nach Bauart Platz für 80, 100 und 150 Personen. Es werden eine ganze Reihe von Linien von der Post betrieben. So gibt es allein zwei Linien nach Flensburg, die eine über Gelting, die andere über die alte Strecke Sterup, Husby.

Im Dienst der Post stehen auch private Busunternehmungen. So fährt z. B. ein Moorkirchbus von Kappeln nach Maasholm. Dreimal in der Woche verkehrt der Kreisbus. Er fährt von Arnis über Ekenis nach Süderbrarup. Das größte private Busunternehmen ist die Firma Hagensen. Sie besteht seit 1927 und hat 6 Fahrzeuge . Durchschnittlich fahren pro Bus und Tag 40 Fahrgäste bei ihr. Hauptsächlich macht die Firma Privatfahrten für Schulen, Betriebe, Vereine, aber auch einige Linienfahrten für die Post, so z. B. drei Fahrten wöchentlich nach Flensburg, außerdem nach Maasholm und Arnis nach Satrup.

Landschaft

Wenn nun als letztes Kapitel die Landschaft behandelt wird, so soll dies keineswegs sagen, daß sie das unwichtigste Gebiet sei, entstehen doch durch sie die Möglichkeiten für das Leben von Menschen, ihre zivilisatorischen und kulturellen Aufgaben. Dies letzte Stück soll uns an die Anfänge unserer Betrachtungen zurückführen, damit den Kreis schließen und abrunden.

Aus ihrer Entstehung ist die Gegend um Kappeln eine kuppige Moränenlandschaft. Der Boden ist lehmig und an vielen Stellen sumpfig. Größere und kleinere Granitbrocken, Feuersteine und selten Sandsteine, die meist mit den Gletschern aus Skandinavien mitgeschoben wurden, liegen in der Landschaft verstreut. Auch die Hügel, die in regelmäßigen Ketten das Land durchziehen, sind Überbleibsel aus der Eiszeit. Jeder Gletscher trug nämlich in ungeheueren Massen gefrorenen Lehm, Granit und anderes Gestein mit sich, das er in den skandinavischen Gebirgen abgescheuert hatte und bim Abbauen in Hügelzügen (Moränen) ablagerte . In Schleswig-Holstein gibt es nur Endmoränen, da es in allen drei Eiszeiten immer vom Eis bedeckt war, so daß es keine einzelnen Gletscher gab, die neben sich Grundmoränen aufwerfen könnten.

Auf den lehmigen Hügeln wachsen Brombeer- und Himbeerranken, Hagebuttensträucher und Schachtelhalme. In jedem Tal, das, im Gegensatz zu anderen Tälern, tiefer liegt als der Grundwasserspiegel, sammelt sich Regenwasser und bildet Sümpfe, mit Moosen und Sumpfdotterblumen bedeckte kleine Flächen, Wasserlöcher kleinsten Ausmaßes und in den seltensten Fällen kleine Bäche, die aber auch oft wenige Meter hinter der Quelle wieder verlanden oder nur zu bestimmten Zeiten Wasser führen. An solchen Sümpfen und verlandeten Bächen siedeln sich oft Riedgräser, Wiesenschaumkraut, Moose und manchmal auch Weiden und Erlen an. Schlehdornbüsche und Faulbeerbäume sind auch häufig anzutreffen. Die Flatterbinse, eine Sumpfgrasart, ist ebenfalls häufig zu finden.

Ein 40 km langer Meeresarm, die Schlei greift tief in das land hinein und trennt die Landschaft Schwansen und Angeln. In sie fließen nur ganz wenig Bäche, so daß fast bis zur großen Breite, kurz hinter Brodersby, noch Salzwasser ist. Durch diesen Salzwassereinfluß haben sich die Gräser, die an Süßwasser oder wenigstens an Brackwasser gewöhnt sind, verändert. Die Sandsegge zum Beispiel, eine bis zu 50 cm hoch werdende Grasart, hat scharfe Blattkanten, schmale silbergraue Blätter und harte Stiele.

In der Schlei, die ja einen verhältnismäßig hohen Salzgehalt hat, gibt es Quallen und sogar Seesterne . Am Ufer brüten Möven und Schwäne, im Wasser leben Aale, Heringe, Krabben, Krebse und andere kleine Fische, die aber nur in geringen Mengen auftreten. Große Inseln aus schwimmendem Blasentang und mächtige Algendickichte stören die Schiffahrt, dienen aber den für die Wirtschaft Kappelns wichtigen Fischen teilweise als Nahrung.

Am Ufer, das meist ohne Strand in die Schlei übergeht, bilden Honiggras, Flatterbinse und Weidelgras oft ausgedehnte Schilfwälder, die aber auch oft in die Schlei hineinwachsen und so für Wasservögel, Möven und Schwäne insbesondere, ein beliebtes und vor Feinden durch Wasser gsichertes Brutgebiet sind.

Fast in ganz Schleswig-Holstein ist der Boden für die Landwirtschaft ausgenutzt und nur ein ganz geringer Teil besteht aus Wald und Bodenflächen mit steppenhaftem Charakter. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und seltener Raps werden hier angebaut.

Doch auch die Viehweiden sind häufig, in großen Gebieten des Landes sogar überwiegend. Schwarz-weiße und braun-weiße Schleswig-Holsteiner Kühe weiden hier Gras und Sauerklee ab. Die schwarzweiße Rasse ist die milchreichste Rasse der Welt. Auf Feldern leben Feldlerchen und große Krähenschwärme. In den feuchten Knicks und an den Waldrändern, auf den Wiesen und Weiden gibt es häufig Weinbergschnecken und große schwaze Wegschnecken.

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