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Jul 19 2011

Diamantenes Abitur 1947/2007

Klaus-Harms-Schule

Die Wiedergabe des nachfolgenden Artikels aus dem SCHLEI-BOTEN vom 11. Juli 2007 erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags.

© sh:z/Schlei-Bote/Text und Bild: Kay Iversen vom 11.07.2007

Diamantene Abiturienten feierten

60 Jahre nach ihrem Schulabschluss kehrten fünf Absolventen an die Klaus-Harms-Schule zurück

»Kappeln/yv – Als erste Schule in ganz Schleswig-Holstein feierte jetzt die KlausHarms-Schule mit fünf ihrer Schulabgänger von 1947 das erste diamantene Abitur der Nachkriegszeit.

Es gibt die diamantene Hochzeit, die diamantene Konfirmation, doch das diamantene Abitur gab es in der Bundesrepublik bislang noch nicht. Grund: Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben in Deutschland die Schulen erstmal geschlossen. 1946, als Deutschland noch von den Besatzungsmächten regiert wurde, wurden die ersten drei deutschen Schulen in Schleswig-Holstein wieder zugelassen. Mit dabei war die KIaus-Harms-Schule in Kappeln. In deren Oberprima tummelten sich Schüler aus elf verschiedenen Schulen. Im Februar 1947 bestanden an dieser Schule 13 von den 26 Schülern das Abitur. „Es war eine ganz strenge Prüfung, weil die Landesregierung keine Plätze an der Universität hatte“, erklärte der ehemalige Schüler und jetzige Professor Joachim Buhrow die damalige Situation. Von den 13 Abiturienten leben heute noch elf. Fünf von ihnen kehrten nach 60 Jahren an ihre alte Schule zurück.

© sh:z/Schlei-Bote/Kay Iversen vom 11.07.2007

Ehrenurkunde statt Zeugnis: Der Leiter der Klaus-Harms-Schule Reinhardt Jatzkowski (ganz rechts) hatte jedem Jubilar 60 Jahre nach dem Abitur als Erinnerung eine Urkunde überreicht. Darüber freuten sich die ehemaligen Kappelner Gymnasiasten Dr. Ulrich Firnhaber, Joachim Westermann-Lammers, Dr. Eberhard Guttack, Dietrich Grau und Professor Joachim Buhrow (von links). Foto: Iversen

Der Oberstufensaal der Klaus-Harms-Schule war bis auf den letzten Platz gefüllt. Über 100 Schüler und einige Lehrer hatten sich versammelt, um dem Empfang ihrer ältesten Ehemaligen beizuwohnen. Als die fünf Jubilare dann nacheinander eintrafen, gab es minutenlangen Beifall. Schulleiter Reinhardt Jatzkowski sagte, dass dieser Tag auch für die Klaus-Halms-Schule ein besonderer sei. Er habe noch nie Ehemaligen zum 60-jährigen Abitur gratulieren können, betonte der Schulleiter und überreichte jedem der fünf anwesenden Ehemaligen eine Ehrenurkunde als Erinnerung an diesen Tag.

Vieles war anders, als die heute um die 80-Jährigen vor 60 Jahren ihr Abitur bestanden. Ein Großteil von ihnen musste zunächst vorzeitig die Schule verlassen und am Krieg teilnehmen. Nach Kriegsende war der erneute Schulbesuch in Kappeln für sie ein Glücksfall, denn ihr Notabitur von 1943 wurde nicht anerkannt. „Wir haben sogar in den Sommerferien gelernt – so sehr freuten wir uns wieder zur Schule gehen zu können“, sagte der damalige Klassensprecher Dr. Ulrich Firnhaber. „Außerdem hatten wir keine Bücher oder Mappen. Alles war behelfsmäßig.“ Denn die Besatzungsmächte hatten verboten, alte Schulbücher zu benutzen. „Teilweise haben wir die alten Bücher wieder aus der Tonne herausgeholt, so hatten wir jedenfalls eine Latein-Grammatik.“

© sh:z/Schlei-Bote/Kay Iversen vom 11.07.2007

Der Abiturjahrgang von 1947: Fünf der 13 Absolventen trafen sich jetzt zum diamantenen Abitur in der Klaus-Harms-Schule wieder.

Dabei wollte der damalige Direktor die jungen Wehrmachtssoldaten nicht an seiner Schule haben, weil er glaubte, dass sie das Niveau herunterdrücken würden. Doch die Befürchtung erwies sich bald als grundlos. Dafür sorgte ein Major Daebel, der damals auch an die Schule zurückkehrte – als strenger Lehrer. „Wenn wir im Unterricht dran kamen, mussten wir stramm stehen und die Antwort runterrasseln. Einen solch guten und strengen Matheunterricht wünsche ich euch auch“, sagte Joachim Buhrow unter dem Gelächter der jungen Zuhörer. Buhrow profitierte besonders von den Astronomiestunden des Majors und wurde später Astronomieprofessor in Greifswald. Die Abiturienten von einst gingen alle ihren Weg. Manche wurden Lehrer, einer Landgerichtspräsident, ein anderer Kanzler der Uni Bielefeld, zwei wurden Professoren, einer war der persönliche Referent von Berthold Beitz, Chef der Krupp-Stiftung. Firnhaber: „All das hätten wir ohne das Abitur in Kappeln nicht geschafft.“«

© sh:z/Schlei-Bote/Text und Bild: Kay Iversen vom 11.07.2007

1 Kommentar

  1. Heino Küster

    Das ist ja wirklich klasse! Wir haben 2007 unser 30-jähriges Treffen gehabt. Dazu gehörten auch die beiden Töchter vom Jubilar Westermann-Lammers.
    Schöner Zufall.
    LG
    Heino

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