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Nov 06 2023

Ostsee-Sturmflut – Arnis

Nach dem Deichbruch:
Arnisser brauchen Hilfe

Arnis - Hochwasser 20.10.2023

Am 6. November 2023 schreibt Nicolaus Schmidt:

Liebe Arnis-Fans,

vor einer Woche war ich in Arnis und habe noch Sandsäcke geschleppt, mit denen der gebrochene und stark beschädigte Deich notdürftig ausgebessert wurde. Seit der Sturmnacht hatten die Arnisserinnen und Arnisser die 10 Tage vorher von morgens bis abends geackert und die kleine Stadt schon wieder von den gröbsten Hintelassenschaften der Überflutung befreit.

Viele haben große Teile ihres Hab und Guts verloren, bei einigen Häusern ist nicht klar, ob man sie nicht doch abreißen muss. Die Schäden an den Häusern im Lindenweg sind groß.

Das Fatale: die Versicherungen (auch mit Elementarschadenszusatz) zahlen nicht, weil die Behörden die Flut – anders als in Dänemark – als Sturmflut eingestuft haben (das Kleingedruckte hierzu in den Verträgen hat in Arnis keiner gelesen, ich hätte so etwas auch nicht gedacht).

Die Landesregierung hilft auch nicht und der sonst ja ganz sympathische MP Daniel Günther entblödete sich am Freitag nicht und forderte im Landtag eine Elementarschadenversicherungspflicht für Haueigentümer. Seine Mitarbeiter scheinen nicht die Hellsten zu sein. Fakt ist: die Landesregierungen haben in den letzten 10 Jahren alle Forderungen nach stärkerem Hochwasserschutz an der Schlei abgebügelt.

In Arnis hat man jetzt ein Video produziert, das mit einem Spendenaufruf endet.

Hier die Kontonummer:

Stadt Kappeln
IBAN: DE41 2175 0000 0080 0021 73
Verwendungszweck: PK 38 Spende Hochwasser Arnis

Ich habe ein paar Dinge zum Video beigetragen, war aber nicht an der Konzeption des Videos beteiligt, auch wenn der Abspann etwas anderes suggeriert.

Die Solidarität in Arnis war unglaublich. Alle haben mitgeholfen, die Gärten von Bergen von Schilf zu befreien. Die gigantischen Mengen von Sperrmüll konnten nur mit der Hilfe aller auf die LKWs geladen werden – diese kamen zum Glück schnell und unbürokratisch. Die Pumpenbesatzungen (vor einer Woche stand immer noch ein Haus halb im Wasser) wurden mit Brötchen, Kaffee etc. versorgt…

Trotzdem wissen viele jetzt nicht, wie weiter. Zinslose Darlehen, wie die Landesregierungen sie angeboten hat, nützen einem Rentner mit kleiner Rente oder jemand, der/die ein geringes Einkommen hat, nichts.

Wenn ein Haus jetzt nach den neuen Gesetzesvorgaben eine neue Heizung bekommen muss, fallen inklusive partieller Wärmedämmung sowie Solarstrom für die Wärmepumpe locker 80.000 Euro an, Das habe ich mir gerade in Süderbrarup angesehen – davon müssen ja 50 bis 60 % selbst gezahlt werden. Dies nur ein Beispiel für das, was auf viele in Arnis jetzt zukommt.

Der Deich ist übrigens an einer Stelle gebrochen, wo keiner es erwartet hatte. Es gab dort keine sichtbaren Schäden von außen, er war auf der Landseite durch eine große Aufschüttung zusätzlich verstärkt (der Bereich des Kinderspielplatzes – für alle, die mal dort waren). Er muss im Inneren einen Schaden gehabt haben.

Nach dieser Flut weiß jetzt auch die Feuerwehr dank eines Drohnenflugs am nächsten Morgen, dass bei einem solchen Wasserstand das Wasser auch vom Grödersbyer Noor her einströmt…

Es gibt viel zu tun.

Herzliche Grüße

Nicolaus Schmidt – Kollwitzstr. 52 – 10405 Berlin – nicolaus.schmidt@gmx.de