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Apr 29 2022

Salut les copains

Vor 60 Jahren

Da mir in der übermorgen erscheinenden BRAVO-Musicbox der Titel Hey Joe von Johnny Hallyday in der französischen Hitliste aufgefallen ist, wollte ich die Gelegenheit nutzen, ein paar Worte zu den – nicht nur von Eckehard Tebbe – geliebten französischen Hits der Sechziger loszuwerden.

Weil das dann im BRAVO-Kontext letztlich untergegangen wäre, habe ich alles in einen – hoffentlich interessanten – Extra-Beitrag gepackt.

Yé-yé-Pop

In Frankreich gab es auf Grund der über Jahrzehnte entstandenen eigenen Song-Kultur sehr lange nur relativ wenige englische Titel in den Charts.

Vielmehr entwickelte sich dort zu Beginn der 60er-Jahre als Erbe der „ernsten“ Chanson-Tradition eine neue, völlig eigenständige Popkultur voller Leichtigkeit und Freiheitsdrang – der Yé-yé-Pop.

Dieses Musikphänomen läutete den ersten Generationenkonflikt der Nachkriegszeit und eine echte Kulturrevolution ein, zu deren Ikonen insbesondere Sylvie Vartan, Sheila und Françoise Hardy gehörten.

Da es zu Beginn der Sechziger kaum Texter/Komponisten für diesen neuen Musikstil gab, wurden überwiegend amerikanische und englische Titel gecovert, die in französischer Sprache eine eigene Identität annahmen, z. B. Le Loco-Motion (1962), Twiste et chante (1963) oder À la fin de la soirée (Do Wah Diddy Diddy, 1964).

Francoise Hardy war die erste, die mit selbstgeschriebenen Liedern erfolgreich war und 1962 mit Tous les garçons et les filles gleich einen Riesenhit weit über Frankreich hinaus landete.

Obwohl der Yé-yé-Pop von weiblichen Sängerinnen dominiert wurde, gab es natürlich auch männliche Protagonisten, allen voran Johnny Hallyday und Claude François.

Yé-Yé-Stars - Frankreich 1962

Bekanntester Yé-yé-Komponist war der bereits etwas ältere Serge Gainsbourg, der ab Mitte der Sechziger zu der inzwischen etablierten und kommerzialisierten Strömung mehrere Hits beisteuerte,
u. a. für Petula Clark, Brigitte Bardot und natürlich France Gall, für die er Poupée de cire, poupée de son schrieb.

Begleitet und befördert wurde die neue Jugendbewegung vom Radiosender Europe 1 mit dem (werk)täglichen Programm Salut les copains, das so erfolgreich war, dass schon bald eine gleichnamige Zeitschrift in Riesenauflage erschien.

Zur Feier des einjährigen Bestehens kamen am 22. Juni 1963 etwa 200 000 Jugendliche auf den Place de la Nation, um ihre Stars live zu erleben – eines der ersten großen Open-Air-Konzerte überhaupt!

Von da ab konnte niemand mehr das neue kulturelle und soziale Phänomen leugnen.

Das ganze Ausmaß dieser Jugendbewegung beschreibt ein französischer Dokumentarfilm von 2010, der mehrfach bei Arte zu sehen war.

 Yéyé Revolution 1962-1966 - Arte 2010

5 Kommentare

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  1. Dietrich von Horn

    Danke für den Tip: YeYe Pop.

  2. Maren Sievers

    Bonnie & Clyde wer kennt sie nicht?
    ( Brigitte Bardot und Serge Gainsbourg)

  3. Katr!n Wummel

    Und wieder mal herzlichen Dank für deine Recherche! Mega interessant!

  4. Katr!n Wummel

    Plastic Bertrand? Nee, der ist Belger genau wie Hercules Poirot ;-)

    1. admin

      Ebenso Adamo, allerdings auf Sizilien geboren und Sylvia Wartanjan (Sylvie Vartan) in Bulgarien.

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