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Jun 10 2011

Fahrschüler: Süderbrarup–Kappeln

Tiko: Falls du mal wieder einen besonders textlastigen Beitrag veröffentlichen willst – ich hätte hier noch etwas aus meinen Aufzeichnungen. Eventuell kann man das ja auch noch mit Fotos auflockern…

Achim: Meine Güte, was für ein schöner Beitrag – kann meinetwegen gar nicht lang genug sein! Die „Textlastigkeit“ werden wir nach und nach durch entsprechende Bebilderung ausgleichen, da gibt’s Fotos…


Alltag eines Süderbraruper Fahrschülers
in den Sechzigern

von Dieter Tikovsky (Tiko)

Aufstehen, waschen, frühstücken … und dann nichts wie los zum Bahnhof. Die Kreisbahn nach Kappeln fuhr um 6:55 Uhr und da zur gleichen Zeit die Züge von und nach Kiel ankommen bzw. abfahren, wurde es gelegentlich eng. Ich musste nämlich um zum Bahnhof zu kommen über den Bahnübergang in der Schleswiger Straße. Und wenn die Schranken geschlossen waren, dann ging es gelegentlich schon mal quer über die Gleise, immer auf der Hut, nicht von einem der damals noch vorhandenen Bahnbeanten erwischt zu werden.

Wenn ich am Zug ankam, war der Triebwagen meistens schon gerammelt voll, denn außer den Klaus-Harms-Schülern fuhren um diese Zeit auch die Leute mit, die in Kappeln bei Nestle oder Müller-Wipperfürth arbeiteten. Meistens aber reichte es noch für einen Sitzplatz. Am begehrtesten waren die Plätze im nicht besetzten zweiten Führerstand am hinteren Triebwagenende, denn hier hatte man ausreichend Armfreiheit und eine Ablagefläche, so dass man auch noch die restlichen schriftlichen Hausaufgaben erledigen konnte. Meistens saß man aber eingeengt auf einer der Sitzbänke, die gerade noch zum Vokabeln lernen reichten.

Kappeln - Bahnhof mit KreisbahnDie Hinfahrt verging meistens viel zu schnell, weil man mit dem Erledigen restlicher Hausaufgaben vollkommen ausgelastet war. Die unterwegs zusteigenden Mitschüler wurden nur knapp begrüßt – man war ja beschäftigt. In Arnis-Grödersby hieß es dann langsam die Sachen einzupacken und sich zum Aussteigen bereit zu machen. Um 7:20 kam die Bahn in Kappeln Hauptbahnhof an.

Kappeln - Fährberg

Gemeinsam ging es dann am Hafen entlang Richtung Schule. Dabei wurde – zumindestens in den unteren Jahrgängen – meist der Weg über die aufgestapelten Holzbalken gewählt, die die Holzhandlung Lorentzen fast über die gesamte Strecke vom Bahnhof bis zur Brücke zum Trocknen lagerte. Damit war dann auch der Frühsport schon mal erledigt.

Kappeln - Rathausmarkt

Den Fährberg hoch ging es weiter Richtung Kirche. Oftmals war auch noch ein Abstecher in den Schreibwarenladen am Rathausmarkt nötig, um sich vom freundlichen Herrn Gosch mit Schulheften, Tintenpatronen und ähnlichem versorgen zu lassen oder auch um bestellte Bücher abzuholen.

Um viertel vor acht trudelte man dann langsam im Klassenzimmer ein und der Unterricht begann. Gelegentlich gab es willkommene Unterbrechungen des Schulalltags, wie z.B. den Besuch der neuapostolischen Kirche im Religionsunterricht bei Herrn Fuge. Heinz Fuge war überhaupt immer für Auflockerung des Schulalltags in seinen Religionsstunden gut: Mal durften wir uns im Fernsehen die Hochzeit von Beatrix mit Claus von Amsberg ansehen, ein anderes Mal die Olympischen Spiele in Tokio.
Kappeln - Fachwerkhaus

Beliebt waren auch die Freiluft-Zeichenstunden bei den Fachwerkhäusern nahe der Kirche oder am Hafen bei Frau Panknin. Da konnte man in der Sonne sitzen und ein nettes Schwätzchen mit der Kunstlehrerin über dieses und jenes halten.

In den letzten Pausen oder in Freistunden lief man, wenn das Taschengeld es zuließ, schon mal zum Bäcker an der Ecke zum Dehnthof, um sich ein Stück Kuchen zu holen, denn so ein Schultag war schon ziemlich lang und je später der Vormittag um so größer der Hunger.

In meinen letzten Schuljahren gab es einen Aufenthaltsraum für Fahrschüler, in dem man eventuelle Freistunden bis zur Abfahrt des Zuges verbringen durfte. An sich hätte man da schon seine Hausaufgaben erledigen können, aber dazu hatten wir nur selten Lust. Meistens spielten wir Karten oder „Stadt, Land, Fluss“. Ich erinnere mich noch, dass eine Ganze Weile ein Gesellschaftsspiel angesagt war, dass dem Quiz „Hätten Sie’s gewusst“ mit Heinz Mägerlein nachempfunden war und das unser Süderbraruper Mitschüler Harald D. mitbrachte. Da konnte man seine Allgemeinbildung testen und hatte das Gefühl, etwas Nützliches zu machen.

Gegen 13 Uhr war die Schule spätesten zuende. In kleinen Grüppchen ging es zurück zum Bahnhof. Kurze Unterbrechung beim Zahnlabor Wülbers, wo Zahnarztsohn Ecki die sogenannte „Technik“ für die Praxis seines Vaters abholte. Nächster Zwischenstopp im Laden von Saxer am Fährberg, um sich mit so leckerem Naschkram wie Nappos, Hamburger Speck oder Cola Lollis für die Rückfahrt zu versorgen.

Der weitere Rückweg ging wieder über die Balkenstapel am Hafen. Dort lag auch ein alter morscher Kahn, der in den ersten Jahren unser Interesse weckte. Die Mutigen kletterten auf das Schiff, die anderen sahen nur zu. Gelegentlich hörte man dann jemanden rufen „Wech dor, dat is mien Kahn“ und ein alter Mann drohte uns mit seinem Krückstock, was uns aber wenig beeindruckte. Wir nannten den alten Kauz deshalb nur „Mienkahn“. Später erfuhren wir, dass es sich dabei um das Kappelner Original Hinne Kock handelte.

Gern von uns besucht wurde auch die Gaststätte im Kappelner Bahnhof. Dort holte man sich im Sommer schon mal ein Capri Eis für 30 Pfennige oder ein Himbeer Split für 40 Pfennige. Oder – wenn viel Zeit war – konnte man dort an einem Automaten seine Geschicklichkeit mit anderen messen, indem man versuchte, eine Puck-ähnliche Metallscheibe so zu anzuschubsen, dass sie möglicht viele Kontakte berührte und eine hohe Punktzahl erzielt wurde. Zu gewinnen gab es dabei nichts, außer dem Triumph über die Mitschüler.

Die Rückfahrt mit der Kreisbahn war das Beste am ganzen Schultag. Die Sitzplatzlage war entspannt und – nachdem man den anstrengenden Schultag hinter sich hatte – war man zu allerlei Unsinn aufgelegt. Zu Beginn der Schulkarriere gehörte man ja noch zu den Kleinen und sah ehrfurchtsvoll zu, was die großen Schüler so trieben. Ich erinnere mich noch an ein merkwürdiges Ritual, dass die älteren mehrere Male wiederholten: Ein älterer Mitschüler, der von allen „Wanze“ genannt wurde, trug meistens kurze Hosen, während alle Altersgenossen lange Hosen anhatten. Diese machten sich nun während der Fahrt einen Spaß daraus, mit der flachen Hand auf „Wanzes“ nackte Oberschenkel zu klatschen, während dieser versuchte, sich so gut es ging mit seiner Schultasche zu schützen. Das nützte auf Dauer allerdings wenig, so dass „Wanze“ mehrmals mit stark geröteten Oberschenkeln in Süderbrarup aus dem Zug ausstieg. Später gehörte man ja selbst zu den alten Hasen und produzierte sich gerne vor den Jüngeren.

Am schönsten war es, wenn es einen Triebwagen mit Anhänger gab, denn dann war man wenigstens abschnittsweise der Aufsicht der Schaffner entzogen. Die meisten Schaffner waren sowieso sehr tolerant, bis auf einen, den wir Giftzweg nannten: denn er war klein und meisten sehr giftig.

Im Laufe der Jahre kam auf diesen Rückfahrten viel Unsinn zusammen: Mal wurde mit den damals gerade angesagten Erbsenpistolen ein kleines Gefecht zwischen den einzelnen Sitzbänken ausgetragen. Oder man ging während der Fahrt auf die Außenplattform zwischen den Anhänger, besonders Mutige versuchten auch schon mal während der Fahrt das Dach des Waggons zu besteigen oder bei Zwischenhalten mit dem anfahrenden Zug mitzulaufen und erst im letzten Moment aufzuspringen.

Im Herbst wurde bei offenem Fenster versucht, Äpfel von den Bäumen eines Bauernhofes am Ausgang von Kappeln zu pflücken, was aber nur selten gelang. In späteren Jahren war dann Kartenspielen angesagt und zwar ein Spiel namens „Herzeln“, von dem ich heute nicht mehr weiß, wie es eigentlich ging.

Um 13:50 Uhr war man dann nach sieben Stunden endlich wieder in Süderbrarup – ein ganz schön langer Tag. Kein Wunder, dass man dann nur die nötigsten Hausaufgaben zu Hause erledigte und Sachen wie Vokabeln lernen auf die Bahnfahrt am nächsten Morgen verschob.

Die öffentlichen Verkehrsmittel verkehrten damals ja noch sehr sparsam zwischen Kappeln und Süderbrarup. Außer mit der Kreisbahn um 13:25 Uhr konnte man noch mit einem Postbus gegen 9:30 nach Süderbrarup zurückkommen. In diesem Bus galt die Monatskarte der Kreisbahn nicht, das heißt, man musste extra zahlen. Außerdem war dieser Bus bestenfalls am Zeugnisausgabetag zu schaffen. Abholen mit dem Auto durch die Eltern, wie es heute gang und gäbe ist, gab es damals so gut wie gar nicht.

So gingen wir in den letzten Jahrgängen bei früherem Schulschluss vermehrt dazu über, unser Glück „per Anhalter“ zu versuchen. Meistens postierten wir uns an der B201 gleich hinter der Einmündung der Nordstraße, wobei es sich im Laufe der Zeit als strategischer Vorteil erwies, wenn ein Mädchen dabei war. Oft hatten wir Glück und ergatterten eine Mitfahrgelegenheit, gelegentlich mussten wir aber auch unverrichteter Dinge um 13:00 Uhr zurück zum Bahnhof schleichen. Es kam auch schon mal vor, dass unsere Mitfahrgelegenheit nicht ganz bis Süderbrarup reichte und man ein Stück zu Fuß zurücklegen musste – aber solche „Schicksalsschläge“ kamen zum Glück eher selten vor.

Im Nachhinein betrachtet war die Fahrerei zur KHS nach Kappeln zwar anstrengend, die lustigen Erlebnisse überwogen jedoch, so dass mir diese Zeit in guter Erinnerung geblieben ist.


Der folgende Beitrag ist eine tolle Ergänzung/Erweiterung des Themas:

„Onkel Borg“

von Hartmut Stäcker

Zwischen „Süder“ und dem Kreisbahnhof Kappeln verkehrte auch ein Bus, wie die Kleinbahn in den kreiseigenen Farben rot-chamois, welcher die Dörfer „abklapperte“ und den ich ab der Haltestelle Kiesby/Boren benutzte. Es war fast immer der selbe Fahrer, Herr Borg, eine Seele von Mensch, den die Jüngeren liebevoll „Onkel Borg“ nannten. Herr Borg hielt nicht nur an den Haltestellen, sondern bei manchem auch an der Haustür. War jemand nicht rechtzeitig, hupte Borg und wartete eine Weile.

Die Kleinbahnfahrer durften diesen Bus nicht benutzen. Vermutlich galt hier ein anderer Tarif. Nur an den Zeugnistagen, wenn der Schulbetrieb früher als 12.55 Uhr endete, war es ihnen erlaubt.

Auf der Rückfahrt liebten ältere Schüler es, vorn beim Fahrer zu stehen und den Knopf fürs Öffnen und Schließen der Einstiegstür zu bedienen. Das Zischen hab ich heute noch im Ohr.

Hatte Onkel Borg Urlaub, wurde er von zwei anderen Fahrern vertreten. Der eine, ein Älterer, fuhr wie ein Wilder. So war das Schreiben des noch unfertigen Aufsatzes unmöglich. Auch öffnete er die Türen, bevor er hielt. Einmal sprang ich auf den letzten Metern raus und lag flach auf dem Bussteig.

Im Winter bei höherer Fahrgastzahl fuhr der Bus früher, schnitt Arnis ab und ließ alle am Kappelner ZOB raus, bevor er auch die Arnisser holte. So konnte ich im Dunkeln durchs erwachende Kappeln schlendern, genoss den Duft aus den zahlreichen Bäckereien und war rechtzeitig in der Schule, um noch Hausaufgaben zu erledigen.

14 Kommentare

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  1. Jens Busch

    Hallo,
    da ich selbst in der Dienstwohnung des Bahnhofs von 1949 – 1963 gewohnt habe, könnte ich den Bericht von Heino Küster genau so wiedergeben.Ich wußte nicht, wer in der Wohnung nach unserem Umzug nach Rabel gewohnt hat. Zur Frage bis wann der Schienenverkehr aufrecht erhalten wurde sollte man den Verein, der die „Museumsbahn“ unterhält, befragen.
    Danke
    Jens Busch

    1. Heino Küster

      Moin Jens, dieser Beitrag freut mich besonders, habe ich doch als Steppke damals Deinen Vater sehr gut gekannt. Dann war das Spielzeug, das wir damals in der Abseite vom Schlafzimmer fanden sicherlich von Dir! ;-)
      Schön, dass Du auch hier mitliest! Wohnt Ihr noch in Rabel?

      1. Jens Busch

        Hallo,
        sicherlich ist das Spielzeug ohne meine Einwilligung in der Abseite verblieben. Wir – mein Bruder und ich – waren aber zu sehr auf unsere Modeleisenbahnanlage konzentriert.
        Nein, ich wohne nicht mehr in Rabel. Schon seit 1965 habe ich Kappeln und Rabel nur besucht. Jetzt verbringe ich viel Zeit in Spanien. In diesem Forum zu stöbern, ist wirklich interessant. Mit dem „Alter“ erkennt man erst den Wert antiker Fotos und Berichte – auch in der eigenen Familie.
        Jens Busch

  2. Eckehard Tebbe

    Tiko, dein Bericht ist absolut erstklassig. Hab ihn jetzt erst gelesen. Nun bin ich zwar kein Fahrschüler auf eurer Bahnstrecke gewesen, aber es sind doch einige Details dabei, die auch für mich viele Erinnerungen aufkommen lassen … z.B. die Zeichenstunden im Freien bei Gerda Schmidt-Panknin – Kirche, Fachwerkhäuser, Holzstapel, Paletten am Hafen … die Pausen mit dem Gang zum Bäcker … Saxer am Fährberg – in einer kurzzeitigen revolutionären Phase hab ich da mal Bildzeitungen gekauft und vor dem Laden verbrannt … oder der Fahrschüler-Warteraum, in dem ich hin und wieder auch mal mein mitgebrachtes Tonbandgerät aufgebaut habe … verrückte Zeit … Danke also für den Bericht. Da ich selber solche Erinnerungen aufschreibe, eine wahrhaftiger Gewinn für mich. Die oben genannten Details hatte ich nur noch sehr neblig im Kopf. Hast du mehr von diesen Berichten?

    1. Dieter Tikovsky

      Danke für die lobenden Worte. Auf schulzeitreisen.de sind noch vier weitere Gedächtnisberichte von mir:

      Mein erster Schultag auf der KHS: http://www.schulzeitreisen.de/?p=366
      Klassenfahrt der UIIm nach Bonn/Hunsrück 1965: http://www.schulzeitreisen.de/?p=619
      Klassenfahrt der UIm nach Berlin 1967: http://www.schulzeitreisen.de/?p=632
      Klassenfahrt der Quarta nach Rantum 1962: http://www.schulzeitreisen.de/?p=2285

      1. Eckehard Tebbe

        Hallo Tiko,
        hatte die Artikel über die Klassenfahrten schon gelesen, ohne dass ich dich als Autoren darüber noch in Erinnerung hatte. Ich war ja damals auch gar nicht bei diesen Fahrten dabei. Bin erst in der Untertertia auf die KHS gekommen. Auf den Klassenfotos, die deinem ersten Schultag anhängen, sind natürlich viele, die später in meiner Klasse / meinen Klassen waren (bin ja schließlich wegen mangelnder Ernsthaftigkeit hängen geblieben): Antje, Micha, Wolfgang, Christine, Geli, Renate, Veronika, Ortwin, Jürgen (Ihm haben Kalli, Kurt und ich gerade in Bayern einen Krankenbesuch abgestattet.) …..
        Das Aufnahmeverfahren hast du gut beschrieben. Hatte ich auch noch ziemlich frisch in Erinnerung. Antje und ich waren damals die beiden einzigen Schüler, die von der Dorfschule in Börentwedt für geeignet befunden wurden, auf die ‚Elite-Schmiede‘ der KHS zu wechseln. Was für eine Ehre … Ich bin dann allerdings erstmal drei Jahre in Preetz gewesen.
        Long ago and far away …
        Danke für die Nachhilfe. Und jetzt wird die verdammte Grippe auskuriert.

  3. Heino Küster

    Lieber Tiko,

    danke für deinen herrlichen Aufsatz über den Schulweg per Kreisbahn. Mein Vater war in Kappeln bei der Bahn angestellt, wir waren von 1963 bis 1972 in der Dienstwohnung im ersten Stock des Bahnhofsgebäudes beheimatet. So waren denn das Bahnhofsgelände, die Uferanlagen beim ASC, das kleine Wäldchen hinterm Strandhotel und das Holzlager von H.B. Lorentzen meine täglichen Spielplätze, wo ich mit meinen Freunden eine herrliche Zeit verbringen durfte. Hinterm Lokschuppen, zwischen dem Hauptgleis nach Süderbrarup und dem Zustellgleis zur Fa. Wipperfürth bzw. Steilmann, hatten wir unseren kleinen Garten. Schöne Erinnerungen, die ich vielleicht bei Gelegenheit hier beisteuern werde – sofern gewünscht.

    Aber deinen Aufsatz möchte ich mit einer kleinen Aufklärung ergänzen. Du schreibst zum Rückweg über die Balkenstapel: „Wir nannten den alten Kauz deshalb nur „Mienkahn“. Später erfuhren wir, dass es sich dabei um das Kappelner Original Hinne Kock handelte.“ Hier liegt der Irrtum. Es waren tatsächlich zwei Originale, nämlich „Mienkahn“ (Christian Jürgensen), einer der letzten Kappelner Sandfischer, der seinen Kahn am Holzlager liegen hatte und seinen feinen Sand auch dort zum Trocknen lagerte. Dieser Sand durfte niemals und unter keinen Umständen angefasst oder gar bespielt werden!!! Oft kam Mienkahn, mit seiner Schaufel um sich wedelnd, angerannt und verscheuchte uns.
    Und zum anderen gab es eben noch Hinne Kock (siehe Bilderrätsel Nr. 82).

    Viele Grüße und nochmals herzlichen Dank für die super Schilderung,
    Heino

    1. Heino Küster

      Michaela fragte mich, bis wann denn der Personenverkehr Süderbrarup – Kappeln lief. Die Antwort ist schwierig, im Internet steht: auf Schiene bis 1965, mit Bussen bis 1972, Güterverkehr auf Schiene noch einige Zeit länger.

      1. Wolfgang Jensen

        Ich meine, der Personenverkehr ging noch bis zum Frühjahr 1972, der Güterverkehr zur Cremilk noch bis Weihnachten 2003.

        1. Michaela Bielke

          Ich danke Euch für die Antworten, obwohl sie zeitlich doch weit auseinander liegen. Als Kind bin ich oft mit dem Zug bis Grödersby gefahren, um dann nach Arnis zu Fuß zu gehen. Da ich mich noch daran erinnern kann , wird es wohl nicht 1965 gewesen sein, aber wer weiß… Warum wir manchmal den Zug genommen haben,weiß ich nicht, es gab ja auch Busse.
          Und wie Hartmut schreibt, war da „Onkel“ Borg, der uns vor der Haustür abholte.

          1. Wolfgang Jensen

            Ich weiß es deshalb so genau, weil ich bis 1970 noch mit dem Zug von Kappeln nach Schleswig zur Bundeswehr gefahren bin. Danach bin ich bis etwa Pfingsten 1972 mit dem Zug nach Süder und von da nach Kiel zum Studium gefahren. Zu dieser Zeit habe ich mir dann mein 1. Auto gekauft, weil ich keine Lust auf den Bus hatte.

          2. Heino Küster

            Habe gerade mit meinem Vater gesprochen, so genau ist die Erinnerung nicht mehr, aber er hat bis 1972 bei der Kreisbahn gearbeitet, die letzten beiden Jahre war auf Schiene nur noch Güterverkehr und Personen gingen per Bus nach Süder. Aber er meinte, bis etwa 1969/1970 müsste noch Personenschienenverkehr gewesen sein. Ich weiß auch, dass ich nach dem Schulwechsel zur KHS 1966 noch einige Jahre mit dem Zug zu meinem Freund nach Süder gefahren bin. Gelegentlich aber auch mit dem Bus, meistens mit Christian Borg. Und 1974 bin ich auch noch mit dem Bus der Schleswiger Kreisbahn nach Schleswig gefahren.

      2. Dieter Tikovsky

        Aus dem Büchlein „100 Jahre VKSF“:
        Am 27. Mai endete um 14.56 Uhr mit der Ankunft des letzten Triebwagens in Schleswig-Altstadt der Schienenpersonenverkehr der Kreisverkehrsbetriebe.

        Der Güterverkehr wurde bis Anfang 1980 von den VKSF betrieben. Die Schienen zwischen Süderbrarup und Schleswig wurden 1984 abgebaut. Die Kappelner Strecke wurde nach 1980 durch die DB bedient und hatte den Charakter eines Anschlussgleises für die Nestle.

        1. admin

          Zwei Ergänzungen:
          1. Es handelt sich um den 27. Mai 1972.
          2. In der Fußnote 66 dieses Artikels heißt es: „Die kurzfristige Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs Süderbrarup–Kappeln mit DB-Waggons im Zuge der Ölkrise Mitte der 1970er Jahre sei hier unberücksichtigt gelassen.“

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