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Apr 14 2024

Bilderrätsel Nr. 755 – Nestle-Sprühturm

Ein futuristisch anmutendes Foto aus den Fünfzigern.

Frage: Was ist das?

„Sprühturm“ im Nestle-Werk

Bilderrätsel Nr. 755

Das Verfahren, das bei der Nestle in Kappeln zur Herstellung von Kaffee- und Milchpulver zum Einsatz kam, war die sog. „Sprühtrocknung“.

Eine detaillierte Beschreibung zum Rätselfoto liefert uns Bernd Koch:

Ein sogenannter „Sprühturm“ bei der Nestle. An den Seiten kann man Taue erkennen. Diese schlugen im Rhythmus gegen die Wände und sorgten dafür, dass sich kein Pulver an den Wänden festsetzen konnte. Den Lärm konnte man auch außerhalb der Fabrik hören.
Über Düsen wurde das Konzentrat in den Turm gesprüht und durch die Hitze im Turm wurde dadurch sogenanntes Sprühpulver, welches sich dann als Endprodukt durch Zugabe von Wasser wieder flüssig machen ließ. Im Prinzip setzte man das Wasser wieder zu, welches man bei der Konzentrierung entfernt hatte.

Außer von Bernd gab es auch von Runa, Horst, Klaus-Dieter, Regina und Ingwer richtige Antworten, die sich auf den „Trocknungsvorgang“ bezogen. Weitere Tipps von Maren, Konrad und Heino mit den Stichworten „Nescafé“ bzw. „Nestle“ zielten zumindest in die richtige Richtung.

Das Foto stammt aus einem Besucher-Faltblatt aus den 50er-Jahren, aus dem ich euch 2015 schon die damaligen Nestle-Erzeugnisse präsentiert habe. Wie dort bereits angemerkt, gab es damals – zumindest in Kappeln – noch keinen Akut bzw. Accent aigu über dem zweiten „e“. Es hieß also Nestle und nicht Nestlé. Als Bildbeschreibung steht im Faltblatt:

In den Sprühtürmen wird der flüssige Kaffee-Extrakt in einem Heißluftstrom zu Pulver verwandelt. Die verschiedenen Milchpulver werden auf die gleiche Art hergestellt.

Bilderrätsel Nr. 755Bilderrätsel Nr. 755

Bei Gelegenheit (der Zustand ist nicht mehr so doll) werde ich es als Ganzes aufbereiten.

Jetzt gibt es zum Thema erstmal etwas viel Interessanteres.

Im Beitrag über das Nestlé-Werk Kappeln habe ich 2012 meine persönliche Erinnerung so geschildert:

Viel intensiver als der häufig erwähnte morgendliche Fischräucherduft über Kappeln ist mir seit meiner Kindheit der brandige Kaffee-Geruch in der Nase hängengeblieben, der sich von der Nestlé-Fabrik häufig über ganz Dothmark und manchmal sogar über ganz Kappeln ausbreitete. Besonders intensiv „roch“ es dort, wo die Röstrückstände aus der NESCAFÉ-Produktion nach der Reinigung der Sprühtürme in die Schlei eingeleitet wurden. Ergänzt durch die weißlichen Schwaden aus den Abwässern der Milchpulverproduktion machte das Schleiwasser nicht gerade einen einladenden Eindruck, was aber einige Fischarten keineswegs störte. Sie fühlten sich in diesem Sud so wohl, dass wir Kinder vom Angeln an der Schlei gleich unterhalb der Nestlé immer eine reiche Ausbeute an Plötzen mit nach Hause brachten, die allerdings bei unseren Müttern ziemlich verpönt waren – wegen ihrer Herkunft und ihres leicht modderig-penetranten Geschmacks. Einmal fing ich sogar einen Aal, den mir meine Großmutter zubereitete – ich fand ihn nicht schlecht und habe ihn stolz verzehrt.

Darauf beziehen sich die

Nestle-Erinnerungen (1)
von Bernd Koch

Moin, Achim,
obenstehenden Text von Dir fand ich sehr interessant, weil er doch einiges über die damaligen Methoden bezüglich Umweltschutz darstellt.
Das mit den Fischen kannte ich auch! Du schreibst auch von den Einleitungen von Abwasser in die Schlei. Wir haben festgestellt, dass aus dem Einleitungsrohr warmes Wasser mit weißer Farbe in die Schlei floss und haben zeitweilig darin geplanscht, manchmal entstand ein Juckreiz.
Einige Jahre später konnte ich dieser Sache auf den Grund gehen.

Als Molkereifachmann oder wie man bei uns sagte „Meierst“ war es damals üblich, als Gehilfe zur Vorbereitung auf weitere Schulen sogenannte Wanderjahre zu machen. Man hatte seinen Lehrbetrieb und ging nach bestandener Prüfung auf Tour. Man suchte sich Betriebe mit Produkten, die man im Lehrbetrieb nicht hergestellt hat und fragte per Rundbrief dort an, ob eine Stelle für einen begrenzten Zeitraum frei war. Dadurch lernte man Neues kennen, vor allem, was Technik und Technologie betraf.

In meinem Lehrbetrieb in Süderbrarup wurde Wert auf die Produktion von Tilsiter Käse gelegt, der war führend in Deutschland! In anderen Betrieben gab es andere Produkte. So war ich einige Zeit in Bayreuth und hatte dort in großem Rahmen mit der Butterherstellung zu tun. Es ergab sich dann die Möglichkeit, bei der Nestle einen Job im Labor zu bekommen, um auch dies näher kennenzulernen. Laborant ist ja ein eigenständiger Beruf. Die Nestle gab aber Molkereifachleiuten die Möglichkeiten, sich dort weiterzubilden und eventuell nach der Meisterprüfung in den Konzern einzusteigen.

Nun zum Abwasser: der größte Teil der Einleitung in die Schlei kam aus der Milchannahme. Die Tanks der LKWs wurden nach der Entleerung heiß ausgespült und das Spülwasser lief dann direkt in die Schlei. Im nächsten Gang kam die Reinigung mit NaOH [Natronlauge] und auch diese Reste gelangten in die Schlei, daher der Juckreiz. Es ist durchaus möglich, dass auch Abwasser von den Sprühtürmen in die Schlei liefen, wie Du erfahren hast!

Zwei Erlebnisse möchte ich noch schildern.

Es gab ja ein relativ großes Tanklager, wo die einzelnen Milchkonzentrate vor der Verarbeitung zu Kondensmilch und zu Pulver bereitgestellt wurden. Diese Tanks wurden streng getrennt. Es kam aber vor, dass aus Platzmangel Tanks mit Magermilchkonzentrat bei den Kondensmilchtanks gefüllt wurden.

Ich machte einen Gang durch den Betrieb, um irgendwelche Proben zu holen, ging durch das Tanklager und sah, dass ein Abfüllschlauch am Magermilchkonzentrattank auf die Abfüllmaschinen der Kondensmilch lief. Ich öffnete den Tank und sah, dass mindestens 6000 Liter bereits in Dosen abgefüllt waren. Wenn man rechnet, das aus einem Liter 6 Dosen entstehen, kann man ja die Menge ausrechnen.

Eine größere Aktion begann. Die Dosen wurden schon verpackt und man konnte feststellen, ab wann die Magermilch abgefüllt wurde. Normalerweise wurden von den Tanks ja vor der Abfüllung Proben ins Labor gebracht und von dort zur Abfüllung freigegeben, wenn die geforderten Parameter stimmten. In diesem Fall ist der Ablauf wohl nicht eingehalten worden.

Die Entsorgung dieser Dosen wurde dann völlig unkompliziert vorgenommen, indem man auf dem Gelände eine große Grube ausbaggerte und die Dosen mitsamt Inhalt reinschüttete.

Einige Jahre später war ich zu Besuch bei meinen Eltern und traute meinen Augen kaum, als ich sah, dass die Dosen wieder rausgeholt wurden bzw. die Reste. Das Lager sollte vergrößert werden und man brauchte den Platz!

Ja, ja die Umwelt. Dir ist sicherlich auch aufgefallen, dass die Reste der Dosenbleche gebündelt in die Schlei transportiert und aufgestapelt wurden. Wie Du auch festgestellt hast, gelangten auch Kaffereste in die Schlei.

Ich habe auch noch andere Sachen bei der Nestle erlebt. Interessant war auch, dass von Seiten der Spitze in Labor und Fabrikation kein Dankeschön kam, auch nicht bei anderen Sachen.

32 Kommentare

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  1. Katr!n Wummel

    Zu den Nestle-Erinnerungen: Im wahrsten Sinne des Wortes "unterirdisch" :-(

    1. Bernd Koch

      So ist es, aber es gab damals und nicht nur in Kappeln überall so schlimme Sachen!!

  2. Ingwer Hansen

    Trockenturm Nestle, zur Verarbeitung von Milch

  3. Horst Mendel

    Der Trichter ist ein Sprühtrockner

  4. admin

    Hier wird nichts geröstet oder abgefüllt, sondern hergestellt!

  5. Katr!n Wummel

    Abfüllanlage für Nescafé

  6. admin

    Das Ding hat einen Namen, den ich 2012 schon mal benutzt habe.
    Außer Bernd Koch hat noch niemand diese spezielle Bezeichnung genannt.

    1. Konrad Reinhardt

      Abwassersammler bei der Röstkaffeeproduktion

  7. Heino Küster

    Abfüllanlage für Nescafé in Dosen bei der Nestlé

  8. Heino Küster

    Großer Trichter für viiieeel Filterkaffee…

    1. admin

      Der „Trichter“ hat einen Namen und mit Filterkaffee hat das Ganze nichts zu tun.
      Deine letzte Antwort steckt im „Filter“ :lol: und kommt der Sache schon näher.

      1. Heino Küster

        Dann vielleicht die Kaffeeröste?

  9. Heino Küster

    Kaffee-Lager, Sack-Abfüllanlage

    1. admin

      Mit Kaffee hat es schon etwas zu tun, aber was? und wo?

      1. Regina Blätz

        Wurde hier in dem Nestlewerk getrocknete Milch zu Milchpulver verarbeitet, also hergestellt?

  10. Heino Küster

    Getreidemühle – Amanda??

    1. Runa Borkenstein

      … gibt's in "unserem Speisewagenabteil" eigentlich nur Tee und Caro…?

      1. Konrad Reinhardt

        Einfüllbehälter(trichter) für Kaffeebohnen bei Nestle

      2. Heino Küster

        :star: :star: :star: :star: :star:

  11. Katr!n Wummel

    Korntrichter bei Sieck

  12. Klaus-Dieter Raube

    Milchtrocknung bei der Nestlé kappeln

  13. Horst Mendel

    Eine Sortier- oder Trocknungsmaschine der Firma Nestle

  14. Maren Sievers

    im Inneren der Nestle

  15. Konrad Reinhardt

    im Wasserturm

    1. Konrad Reinhardt

      im Ziegeleiweg 5

  16. Katr!n Wummel

    Sieht nach Meierei aus … :?:

    1. Bernd Koch

      Ein sogenannter „Sprühturm“ bei der Nestle. An den Seiten kann man Taue erkennen. Diese schlugen im Rhythmus gegen die Wände und sorgten dafür, dass sich kein Pulver an den Wänden festsetzen konnte. Den Lärm konnte man auch außerhalb der Fabrik hören.
      Über Düsen wurde das Konzentrat in den Turm gesprüht und durch die Hitze im Turm wurde dadurch sogenanntes Sprühpulver, welches sich dann als Endprodukt durch Zugabe von Wasser wieder flüssig machen ließ. Im Prinzip setzte man das Wasser wieder zu, welches man bei der Konzentrierung entfernt hatte.

  17. Runa Borkenstein

    Riesenfilter
    tür Mega-Kaffee/Mitch -Menge
    die anschließend gefriergetrocknet
    und zu einem „Instant“ium verarbeitet wird

  18. Runa Borkenstein

    Irgendwas mit Neskaff

  19. Konrad Reinhardt

    Filter im PK-Speicher

    1. Konrad Reinhardt

      Dann ist es wohl ein "Nürnberger Trichter".

  20. Heino Küster

    Ein "Boden" im Getreidespeicher…

Kommentare sind deaktiviert.