Ein futuristisch anmutendes Foto aus den Fünfzigern.
Frage: Was ist das?
„Sprühturm“ im Nestle-Werk
Das Verfahren, das bei der Nestle in Kappeln zur Herstellung von Kaffee- und Milchpulver zum Einsatz kam, war die sog. „Sprühtrocknung“.
Eine detaillierte Beschreibung zum Rätselfoto liefert uns Bernd Koch:
Ein sogenannter „Sprühturm“ bei der Nestle. An den Seiten kann man Taue erkennen. Diese schlugen im Rhythmus gegen die Wände und sorgten dafür, dass sich kein Pulver an den Wänden festsetzen konnte. Den Lärm konnte man auch außerhalb der Fabrik hören.
Über Düsen wurde das Konzentrat in den Turm gesprüht und durch die Hitze im Turm wurde dadurch sogenanntes Sprühpulver, welches sich dann als Endprodukt durch Zugabe von Wasser wieder flüssig machen ließ. Im Prinzip setzte man das Wasser wieder zu, welches man bei der Konzentrierung entfernt hatte.
Außer von Bernd gab es auch von Runa, Horst, Klaus-Dieter, Regina und Ingwer richtige Antworten, die sich auf den „Trocknungsvorgang“ bezogen. Weitere Tipps von Maren, Konrad und Heino mit den Stichworten „Nescafé“ bzw. „Nestle“ zielten zumindest in die richtige Richtung.
Das Foto stammt aus einem Besucher-Faltblatt aus den 50er-Jahren, aus dem ich euch 2015 schon die damaligen Nestle-Erzeugnisse präsentiert habe. Wie dort bereits angemerkt, gab es damals – zumindest in Kappeln – noch keinen Akut bzw. Accent aigu über dem zweiten „e“. Es hieß also Nestle und nicht Nestlé. Als Bildbeschreibung steht im Faltblatt:
In den Sprühtürmen wird der flüssige Kaffee-Extrakt in einem Heißluftstrom zu Pulver verwandelt. Die verschiedenen Milchpulver werden auf die gleiche Art hergestellt.
Bei Gelegenheit (der Zustand ist nicht mehr so doll) werde ich es als Ganzes aufbereiten.
Jetzt gibt es zum Thema erstmal etwas viel Interessanteres.
Im Beitrag über das Nestlé-Werk Kappeln habe ich 2012 meine persönliche Erinnerung so geschildert:
Viel intensiver als der häufig erwähnte morgendliche Fischräucherduft über Kappeln ist mir seit meiner Kindheit der brandige Kaffee-Geruch in der Nase hängengeblieben, der sich von der Nestlé-Fabrik häufig über ganz Dothmark und manchmal sogar über ganz Kappeln ausbreitete. Besonders intensiv „roch“ es dort, wo die Röstrückstände aus der NESCAFÉ-Produktion nach der Reinigung der Sprühtürme in die Schlei eingeleitet wurden. Ergänzt durch die weißlichen Schwaden aus den Abwässern der Milchpulverproduktion machte das Schleiwasser nicht gerade einen einladenden Eindruck, was aber einige Fischarten keineswegs störte. Sie fühlten sich in diesem Sud so wohl, dass wir Kinder vom Angeln an der Schlei gleich unterhalb der Nestlé immer eine reiche Ausbeute an Plötzen mit nach Hause brachten, die allerdings bei unseren Müttern ziemlich verpönt waren – wegen ihrer Herkunft und ihres leicht modderig-penetranten Geschmacks. Einmal fing ich sogar einen Aal, den mir meine Großmutter zubereitete – ich fand ihn nicht schlecht und habe ihn stolz verzehrt.
Darauf beziehen sich die
Nestle-Erinnerungen (1)
von Bernd Koch
Moin, Achim,
obenstehenden Text von Dir fand ich sehr interessant, weil er doch einiges über die damaligen Methoden bezüglich Umweltschutz darstellt.
Das mit den Fischen kannte ich auch! Du schreibst auch von den Einleitungen von Abwasser in die Schlei. Wir haben festgestellt, dass aus dem Einleitungsrohr warmes Wasser mit weißer Farbe in die Schlei floss und haben zeitweilig darin geplanscht, manchmal entstand ein Juckreiz.
Einige Jahre später konnte ich dieser Sache auf den Grund gehen.
Als Molkereifachmann oder wie man bei uns sagte „Meierst“ war es damals üblich, als Gehilfe zur Vorbereitung auf weitere Schulen sogenannte Wanderjahre zu machen. Man hatte seinen Lehrbetrieb und ging nach bestandener Prüfung auf Tour. Man suchte sich Betriebe mit Produkten, die man im Lehrbetrieb nicht hergestellt hat und fragte per Rundbrief dort an, ob eine Stelle für einen begrenzten Zeitraum frei war. Dadurch lernte man Neues kennen, vor allem, was Technik und Technologie betraf.
In meinem Lehrbetrieb in Süderbrarup wurde Wert auf die Produktion von Tilsiter Käse gelegt, der war führend in Deutschland! In anderen Betrieben gab es andere Produkte. So war ich einige Zeit in Bayreuth und hatte dort in großem Rahmen mit der Butterherstellung zu tun. Es ergab sich dann die Möglichkeit, bei der Nestle einen Job im Labor zu bekommen, um auch dies näher kennenzulernen. Laborant ist ja ein eigenständiger Beruf. Die Nestle gab aber Molkereifachleiuten die Möglichkeiten, sich dort weiterzubilden und eventuell nach der Meisterprüfung in den Konzern einzusteigen.
Nun zum Abwasser: der größte Teil der Einleitung in die Schlei kam aus der Milchannahme. Die Tanks der LKWs wurden nach der Entleerung heiß ausgespült und das Spülwasser lief dann direkt in die Schlei. Im nächsten Gang kam die Reinigung mit NaOH [Natronlauge] und auch diese Reste gelangten in die Schlei, daher der Juckreiz. Es ist durchaus möglich, dass auch Abwasser von den Sprühtürmen in die Schlei liefen, wie Du erfahren hast!
Zwei Erlebnisse möchte ich noch schildern.
Es gab ja ein relativ großes Tanklager, wo die einzelnen Milchkonzentrate vor der Verarbeitung zu Kondensmilch und zu Pulver bereitgestellt wurden. Diese Tanks wurden streng getrennt. Es kam aber vor, dass aus Platzmangel Tanks mit Magermilchkonzentrat bei den Kondensmilchtanks gefüllt wurden.
Ich machte einen Gang durch den Betrieb, um irgendwelche Proben zu holen, ging durch das Tanklager und sah, dass ein Abfüllschlauch am Magermilchkonzentrattank auf die Abfüllmaschinen der Kondensmilch lief. Ich öffnete den Tank und sah, dass mindestens 6000 Liter bereits in Dosen abgefüllt waren. Wenn man rechnet, das aus einem Liter 6 Dosen entstehen, kann man ja die Menge ausrechnen.
Eine größere Aktion begann. Die Dosen wurden schon verpackt und man konnte feststellen, ab wann die Magermilch abgefüllt wurde. Normalerweise wurden von den Tanks ja vor der Abfüllung Proben ins Labor gebracht und von dort zur Abfüllung freigegeben, wenn die geforderten Parameter stimmten. In diesem Fall ist der Ablauf wohl nicht eingehalten worden.
Die Entsorgung dieser Dosen wurde dann völlig unkompliziert vorgenommen, indem man auf dem Gelände eine große Grube ausbaggerte und die Dosen mitsamt Inhalt reinschüttete.
Einige Jahre später war ich zu Besuch bei meinen Eltern und traute meinen Augen kaum, als ich sah, dass die Dosen wieder rausgeholt wurden bzw. die Reste. Das Lager sollte vergrößert werden und man brauchte den Platz!
Ja, ja die Umwelt. Dir ist sicherlich auch aufgefallen, dass die Reste der Dosenbleche gebündelt in die Schlei transportiert und aufgestapelt wurden. Wie Du auch festgestellt hast, gelangten auch Kaffereste in die Schlei.
Ich habe auch noch andere Sachen bei der Nestle erlebt. Interessant war auch, dass von Seiten der Spitze in Labor und Fabrikation kein Dankeschön kam, auch nicht bei anderen Sachen.
32 Kommentare
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Katr!n Wummel
18. April 2024 um 14:40 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Zu den Nestle-Erinnerungen: Im wahrsten Sinne des Wortes "unterirdisch" :-(
Bernd Koch
19. April 2024 um 23:16 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
So ist es, aber es gab damals und nicht nur in Kappeln überall so schlimme Sachen!!
Ingwer Hansen
17. April 2024 um 11:32 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Trockenturm Nestle, zur Verarbeitung von Milch
Horst Mendel
17. April 2024 um 09:52 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Der Trichter ist ein Sprühtrockner
admin
16. April 2024 um 20:20 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hier wird nichts geröstet oder abgefüllt, sondern hergestellt!
Katr!n Wummel
16. April 2024 um 13:20 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Abfüllanlage für Nescafé
admin
16. April 2024 um 12:25 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Das Ding hat einen Namen, den ich 2012 schon mal benutzt habe.
Außer Bernd Koch hat noch niemand diese spezielle Bezeichnung genannt.
Konrad Reinhardt
16. April 2024 um 13:06 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Abwassersammler bei der Röstkaffeeproduktion
Heino Küster
16. April 2024 um 11:16 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Abfüllanlage für Nescafé in Dosen bei der Nestlé
Heino Küster
16. April 2024 um 11:13 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Großer Trichter für viiieeel Filterkaffee…
admin
16. April 2024 um 11:17 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Der „Trichter“ hat einen Namen und mit Filterkaffee hat das Ganze nichts zu tun.
Deine letzte Antwort steckt im „Filter“ :lol: und kommt der Sache schon näher.
Heino Küster
16. April 2024 um 11:21 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dann vielleicht die Kaffeeröste?
Heino Küster
16. April 2024 um 11:07 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Kaffee-Lager, Sack-Abfüllanlage
admin
16. April 2024 um 11:12 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Mit Kaffee hat es schon etwas zu tun, aber was? und wo?
Regina Blätz
17. April 2024 um 11:04 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Wurde hier in dem Nestlewerk getrocknete Milch zu Milchpulver verarbeitet, also hergestellt?
Heino Küster
16. April 2024 um 09:54 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Getreidemühle – Amanda??
Runa Borkenstein
16. April 2024 um 10:31 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
… gibt's in "unserem Speisewagenabteil" eigentlich nur Tee und Caro…?
Konrad Reinhardt
16. April 2024 um 11:02 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Einfüllbehälter(trichter) für Kaffeebohnen bei Nestle
Heino Küster
16. April 2024 um 11:08 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
:star: :star: :star: :star: :star:
Katr!n Wummel
16. April 2024 um 08:17 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Korntrichter bei Sieck
Klaus-Dieter Raube
15. April 2024 um 11:00 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Milchtrocknung bei der Nestlé kappeln
Horst Mendel
15. April 2024 um 10:39 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Eine Sortier- oder Trocknungsmaschine der Firma Nestle
Maren Sievers
15. April 2024 um 09:49 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
im Inneren der Nestle
Konrad Reinhardt
15. April 2024 um 09:38 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
im Wasserturm
Konrad Reinhardt
15. April 2024 um 10:51 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
im Ziegeleiweg 5
Katr!n Wummel
15. April 2024 um 08:21 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Sieht nach Meierei aus … :?:
Bernd Koch
15. April 2024 um 10:07 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ein sogenannter „Sprühturm“ bei der Nestle. An den Seiten kann man Taue erkennen. Diese schlugen im Rhythmus gegen die Wände und sorgten dafür, dass sich kein Pulver an den Wänden festsetzen konnte. Den Lärm konnte man auch außerhalb der Fabrik hören.
Über Düsen wurde das Konzentrat in den Turm gesprüht und durch die Hitze im Turm wurde dadurch sogenanntes Sprühpulver, welches sich dann als Endprodukt durch Zugabe von Wasser wieder flüssig machen ließ. Im Prinzip setzte man das Wasser wieder zu, welches man bei der Konzentrierung entfernt hatte.
Runa Borkenstein
14. April 2024 um 21:03 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Riesenfilter
tür Mega-Kaffee/Mitch -Menge
die anschließend gefriergetrocknet
und zu einem „Instant“ium verarbeitet wird
Runa Borkenstein
14. April 2024 um 20:51 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Irgendwas mit Neskaff
Konrad Reinhardt
14. April 2024 um 20:39 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Filter im PK-Speicher
Konrad Reinhardt
14. April 2024 um 20:40 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dann ist es wohl ein "Nürnberger Trichter".
Heino Küster
14. April 2024 um 20:38 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ein "Boden" im Getreidespeicher…