Ein Sprung zurück in die zwanziger Jahre!
Frage: Wo stand der Fotograf und in welche Straße blickte er?
Trotz einiger Fachwerkhaus-Verwechslungen lag die Trefferquote bei diesem Rätsel mit 11 richtigen Antworten wieder sehr hoch.
Die Lösung lautet: Der Fotograf stand in der Schmiedestraße und blickte in den Dehnthof.
Eckhard Schmidt hat den Standort wohl am präzisesten ausgemacht, indem er sich persönlich dort hinbegeben und ein paar aktuelle Fotos geschossen hat: „Der Fotograf hat damals vor der Durchfahrt des Hotels Hohenzollern zum Hinterhof gestanden. Direkt nebenan ist das Geschäft von Plath & Timmann.“
Auf dem Bild ist die Durchfahrt des Hotels gut zu erkennen. Dort, wo 1914 ganz links die beiden Männer posieren, mag ein paar Jahre später auch der Fotograf gestanden haben.
Peter Hansen beschreibt das Eckhaus so:
Up de rechte Siet is över en mit Koppsteen plaasterte Vörplatz neuen de Straat de Sicht frie up dat schöönste Huus in uns Bühnenbild.So recht kommodig ünner en Mansardendack, up de een Siet mit en Giebelutbuu, wat se in Kappein „Franzspieß“ nöömt, steiht dat ole Huus an de Eck na´n Dehnthoff. Dat Fackwark is stellenwies scheef, opsett up en hoche Feldsteenmuur. Dorüm mutt dor ok en teemlich hoche, in de Mitt al stark afpedde Steentrepp mit en iesern Gelänner an beide Sieden to, dat een bet boben an de Huusdöör rupkümmt. Ok de is wedder in de Huuseck inarbeidet. De witte Farv vun de Facken un dat Teerswatt vun Balken un Steensockel heevt sik ünner de meist överleidig wuchern roden Kladderrosen fein af. Un wiel al enkelte vun de velen Rutenfinster meistto towussen sünd, lett dat Huus as so’n Märkenslott.
Die beiden Fotos zeigen das imposante Gebäude noch ohne Rosen und einmal mit zwischenzeitlich verputztem Fachwerk.
Bewohnt wurde das Eckhaus von „Tante Therese“ Jacobsen, der Mutter von „Husch-Husch“ (Willi Jacobsen), die auf der linken Seite des späteren Kaufhauses Plath & Timmann ein Kurzwaren- und Handarbeitsgeschäft betrieb.
Im Buch „Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein“ findet man 1957 folgende Beschreibung:
Schmiedestraße – Im unteren Abschnitt in sanften Windungen den Hang ersteigend, oben dann in geradem Lauf nach W führend. Im unteren Abschnitt die Häuser an den Biegungen oftmals schiefwinklig mit dreieckigen Vorplätzen gegen die Straße vorspringend, da sie entweder mit Giebel- oder Breitseite parallel zur Hügelrichtung (d. h. in einer Höhenzone) gebaut sind, indes die Straße schräg heraufführt. Jetzt Hauptgeschäftsstraße, meist mit Häusern des mittleren und späteren 19. Jh. (Ladeneinbauten), die erwähnten geländebedingten Grundrißeigentümlichkeiten sind jedoch beibehalten.
Hangaufwärts:
Nr. 7-9: Drei nacheinander in die Straßenbiegung vorspringende Traufenhäuser, so gestaffelt, daß für den Ansteigenden zunächst nur die Folge ihrer südlichen Giebelwände wirksam wird.Nr. 7 (Ecke Dehnthof): Eingeschossiger Fachwerkbau (über hohem zementverputztem Sockel) mit steifem Mansarddach und firsthohem Zwerchhaus (verbretterter Giebel) über der Traufseite. Haupttür (davor Freitreppe) in der nur im Wandteil abgeschrägten Ecke, klassizistische Tür in der rückwärtigen Schmalwand. Große Zargenfenster, in der Längswand zur Straße noch ein großes, vielfach unterteiltes Schaufenster. – Um 1800.
Ende der 50er-Jahre wurde das alte Gebäude abgerissen. Christian August Lund errichtete dort ein neues Geschäftshaus für seinen Groß- und Einzelhandel mit Tabakwaren. Nach seinem Tod führte zunächst seine Frau und später der Sohn Kai Lund das Geschäft weiter. Heute befindet sich hier eine Filiale von Kloppenburg (Rossmann).
Im Bericht „Altstadterneuerung in Kappeln“ wird die „trostlose, alle historischen Erinnerungen tilgende Modernisierung“ des „ehedem ohne Zweifel denkmalwerten Fachwerkhauses des 18. Jhs.“ beklagt.
Die alte Ansicht offenbart die vormals unerhört malerische Wirkung an städtebaulich exponierter Ecksituation – in Wirkung und städtebaulicher Bedeutung dem ähnlich auffälligen Fachwerkhaus Mühlenstr. 7 unbedingt gleichzusetzen… Auf hohem Sockel (bei abfallendem Gelände) erhebt sich ein seinerzeit wohlhabend wirkendes Fachwerk-Traufenhaus mit geräumig-vornehmem Mansarddach. Mit unfehlbarer Sicherheit wurden hier die städtebaulichen Bezüge des Eckhauses akzentuiert: das breite, traditionell bretterverschalte Zwerchhaus zur Traufseite, das als Blickziel aus der unteren wie der oberen Schmiedestraße wirksam wird; die großflächige Stirnwand, die nur aus der Graphik von Fachwerk und Sprossen wie der gebrochenen Kontur des Giebels lebt, wendet sich offen zur unteren Schmiedestraße und nimmt gleichermaßen, indem sie auf einen denkbaren Krüppelwalm-Abschluß verzichtet, auch Rücksicht auf die Giebelstruktur der Häuser am Dehnthof. Sehr schön auch die fast beiläufige, aber der genannten Bezogenheit des Hauses entsprechende Eckplacierung von Treppe und Tür.
Werfen nun noch einen Blick auf das angrenzende Gebäude Dehnthof 2. Dort befand sich der Zeitungsverlag des Schlei-Boten, gegr. 1864 von „W. G. Heides Erben“. Inhaber bis 1912 war Christian Lund sen., ihm folgten seine Söhne Christian und Paul Lund. Nach deren Tod wurden Verlag und die Druckerei von der Erben-Gemeinschaft weitergeführt. Bis in die sechziger Jahre leitete der Redakteur Heinz Kramer die Zeitung, zusammen mit Karl Rühs, der in dem Betrieb schon 1914 als Lehrling angefangen hatte. 1956 wurde der Verlag an Möllers Schleswig-Holsteinische Landeszeitung in Rendsburg verpachtet und 1960 an diesen verkauft. Die Leitung des Schlei-Boten hatte bis 1972 Georg Wingold.
Heute befindet sich die Lokal-Redaktion des Schlei-Boten ein paar Häuser weiter in der Schmiedestraße 11 neben der Stadtbücherei Kappeln.
Der Schlei-Bote und das Tabakwarengeschäft Lund wurden bei der Beantwortung der Rätselaufgabe gleich mehrfach genannt. Die richtigen Lösungen kamen diesmal (in chronologischer Reihenfolge) von Eckhard Schmidt, Almut Langenfeld, Gadso Weiland, Dieter Tikovsky, Bernd Sahlmann, Heino Küster, Dierk Isaack, Klaus-Detlef Schnoor, Runa, Thies Kölln und Andre Csambal.
Quellen:
Peter Hansen: Twischen Heringstuun un Möhl Amanda
144 Seiten, ISBN 3-934169-09-0, Hako Ekenis, 2001
Peter Hirschfeld, Dietrich Ellger, Wolfgang Teuchert u. a.:
Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig- Holstein – Landkreis Schleswig
597 Seiten, Deutscher Kunstverlag, München 1957
Uwe Albrecht, Hans-Günther Andresen:
Altstadterneuerung in Kappeln zwischen städtebaulichem Ideenwettbewerb und Ortsgestaltungssatzung in: Kappeln Sechshundertfünfzig
656 Seiten, ISBN 978-3779369189 Heimatverein der Landschaft Angeln e. V., 2007
Beitrag aktualisiert am 26. März 2024
21 Kommentare
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Andre Csambal
8. Februar 2012 um 22:13 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo,
der Fotograf stand in der Schmiedestraße auf der Höhe wo heute Takko ist und blickt in den Dehnthof. Da wo in den zwanziger Jahren dieses Fachwerkhaus stand, steht heute eine Filiale von Rossmann. Liege ich richtig?
admin
10. Februar 2012 um 11:48 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ja.
Thies Kölln
8. Februar 2012 um 19:50 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Achim,
dies Gebäude stand Ecke Schmiedestrasse/Dehnthof! Im Haus war die Druckerei für den Schlei-Boten! Familie Heide. Im Nachbargebäude war lange die Verwaltung des Schlei-Boten!
Gruß Thies
Rolf Nagel
7. Februar 2012 um 21:51 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Das Gebäude mit den Halbgardinen erinnert mich an eine Gaststätte….Könnte in der Schmiedestrasse sein… Es gab zu meiner Kinderzeit ein Lokal dort , das mit der öffentlichen Viehwaage in Verbindung stand. Das müsste etwa dort gewesen sein, wo heute „Photo Guth“ ist…, oder ein Gebäude daneben …. Dann wäre es die Kreuzung Schmiedestrasse / Marktstrasse (?)….???
admin
7. Februar 2012 um 23:16 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Rolf, du meinst Schwensen’s Gasthof
(siehe Beschreibung im Bilderrätsel Nr. 46).
Der ist es aber leider nicht.
Runa Borkenstein
6. Februar 2012 um 17:57 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Also, wie wär`s mit: „Der Fotograf stand in der Schmiedestraße und blickt in den Dehnthof“?
Klaus-Detlef Schnoor
6. Februar 2012 um 14:27 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Achim, man schaut von der Schmiedestraße in den Dehnthof. Das schöne Fachwerkhaus ist für den Neubau von Tabak Lund abgerissen worden.In dem großen Haus rechts davon war die Redaktion des Schlei-Boten zu Hause. Das Gebäude gegenüber ist auch durch einen Neubau ersetzt worden und beherbergte lange Jahre die Obst-Börse von Don Alfredo mit Außenstelle in der Querstraße neben Milchmann Wilken.
Ganz kalt ist es auch hier bei mir, 21 Grad unter Null..
Warme Gedanken und liebe Grüße
Klaus-Detlef
Runa Borkenstein
6. Februar 2012 um 08:35 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Guten Morgen Achim,
bevor ich meinem ersten Erkenntnisimpuls folge, will ich doch zunächst einmal aus meinen bisherigen Erfahrungen mit Deinen Antworten lernen. „Gaaanz kalt“ und „genauso kalt“ bedeuten eindeutig : Mühlenstraße no???
Eine gute Woche wünsch ich allen Mitreisenden
Runa
admin
6. Februar 2012 um 10:49 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Runa, so ist es!
Mühlenstraße: eindeutig no!!!
Dierk Isaack
6. Februar 2012 um 08:13 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo,
bin der Meinung, das es das heutige ROSSMANN / KLOPPENBURG ist.
Früher was dort noch der Tabakladen “ LUND “ soweit ich mich erinnern kann.
Dierk
Heino Küster
5. Februar 2012 um 20:55 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Dann ein zweiter Versuch:
Der Fotograf zeigt die Ecke Schmiedestraße/Dehnthof.
Das Fachwerkhaus gibt es nicht mehr, dort an der Ecke ist jetzt das Kaufhaus Kloppenburg, rechts davon war ‚mal die Redaktion des Schleiboten untergebracht (heute noch?).
Vorne rechts an der Ecke war auch ‚mal die Obstbörse…
Besser?
LG
Heino
Heino Küster
5. Februar 2012 um 19:56 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Moin Achim,
meine Vermutung ist, der Fotograf steht an der Einmündung der Prinzenstraße in die Mühlenstraße mit östlicher Blickrichtung. Das rechte, längere Gebäude gibt es noch und beherbergt heute ein griechisches Lokal, gegenüber ist heute Rieger. Das Linke Fachwerkhaus gibt es nicht mehr, leider.
Also: schau’n ‚mer ‚mal, dann seh’n ‚mer schon ;-)
Noch einen schönen Sonntag für’n Rest,
Heino
admin
5. Februar 2012 um 20:23 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Leider genauso kalt!
Bernd Sahlmann
4. Februar 2012 um 10:50 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Da es in Kappeln wenig Häuser mit einer Treppe davor gab, wäre mein Vorschlag: Blick in den Dehnthof von der Schmiedestr. aus.
Dieter Tikovsky
4. Februar 2012 um 10:15 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ich kenne mich im „alten“ Kappeln zwar nicht so gut aus, tippe aber auf die Ecke Schmiedestraße / Dehnthof. Das Gebäude neben dem Fachwerkhaus müsste dann der ehemalige Sitz des Schlei-Boten sein, wo früher in Schaukästen die aktuelle Zeitung aushing.
Gruß Tiko
Gadso Weiland
3. Februar 2012 um 17:41 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Achim,
der Fotograf stand in der Schmiedestraße und blickte in Richtung Dehnthof.
Das Haus an der Ecke ist abgerissen worden, im Haus dahinter befanden sich in unserer Jugendzeit die Räumlichkeiten des „Schlei-Boten“.
LG
Gadso
Manfred Rakoschek
3. Februar 2012 um 16:23 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
moinmoin,
gefühlt ist es die kreuzung untere mühlenstraße, wo es in der marschrichtung der damen rechts runtergeht zum kohlenhändler und holzlagerplatz lorentzen und weiter hinten eine linkskurve kommt.
auf einer der hier bei dir gezeigten postkarten sieht man aber dass unterhalb des durchganges zum anderen kohlenhändler zwei traufenständige häuser stehen.
was denn nun? bin wohl zu spät geboren.
mani
admin
3. Februar 2012 um 17:00 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Gaaanz kalt!
Almut Langenfeld, geb. Weiland
3. Februar 2012 um 12:43 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Lieber Achim, ich habe mich so über die Kirchtreppen gefreut, die ich wie Gadso natürlich Hunderte von Malen benutzt habe, weil wir „Anlieger“ waren, aber ich dachte, ich hätte noch bis Sonntag Zeit. So hatte noch eine Teilnehmerin mehr wenigstens die Absicht zu antworten. Deshalb ganz schnell zum neuen Rätsel:
Auch diese Ansicht erinnere ich noch gut, das Fachwerkhaus an der Ecke Schmiedestraße/ Dehnthof war zu unserer Zeit das Zigarettengeschäft Lund, daneben steht im Dehnthof das Haus, in dem der Schleibote untergebracht war (ist?) Der Photograph (damals hieß das noch so)steht auf der linken Seite der Schmiedestraße – ungefähr bei Plath und Timmann.
Viele Grüße aus dem verschneiten Eutin von Almut
Bernd Koch
29. März 2024 um 11:44 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo, Almut,
kann mich noch sehr gut an Deinen Vater erinnern! Mit 12 Jahren habe ich schon an seinen Wanderungen des Vogelschutzes teilgenommen. Er war eine imposante Figur! Wir waren auch abends unterwegs! Die meisten Teilnehmer waren Lehrer das war für mich als höchstens mittelmäßiger Mittelschüler stets ein Erlebnis.
Eckhard Schmidt
3. Februar 2012 um 09:49 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Der Fotograf stand in der Schmiedestraße vor dem Geschäft von Plath & Timman (Plath & Plünnen) und dem Hotel Hohenzollern und blickt in den Dehnthof.
Auf der linken Ecke befindet sich heute das Geschäft von Kloppenburg (Rossmann).
Vorher befand sich dort das Tabakwarengeschäft von Chr. Aug. Lund.
In dem angrenzenden Gebäude befand sich damals der Schlei-Bote mit Druckerei.