«

»

Nov 14 2011

Bilderrätsel Nr. 25 – H. B. Lorentzen

Als kleines Jubiläumsrätsel wollte ich mir eigenlich etwas ganz besonders Nettes ausdenken. Leider habe ich aber bisher nichts (mich selbst) Überzeugendes gefunden.

Und da ich die Rätsel grundsätzlich immer mit einigen Anmerkungen und zusätzlichen Fotos aufzulösen pflege (was manchmal sehr viel Zeit kostet – die ich in den nächsten Tagen leider nicht habe), habe ich mich dazu entschlossen, einfach mal ein (eigentlich) unlösbares Rätselbild anzubieten.

Bilderrätsel Nr. 25

Handelt es sich vielleicht um ein Szenenfoto aus der „Schwarzen Serie“, hatten Alfred Hitchcock oder gar Fritz Lang ihre Finger im Spiel?

Mutmaßungen werden selbstverständlich kommentiert und Rückfragen beantwortet.
Zusätzliche Hinweise gibt es aber erstmal keine – oder doch! Wenn ich „eigentlich“ schreibe, heißt das ja, dass ich eine mögliche Beantwortung nicht ganz ausschließe. Deshalb biete ich noch folgende Hilfen an:

  1. Wer hier mitgelesen hat, kann die Lösung finden – ist aber verdammt schwer.
  2. Das Foto wurde vor fast 45 Jahren in Kappeln aufgenommen.
  3. Die Aufnahme stammt von Manfred Rakoschek.

Frage: Was ist auf dem Foto zu sehen? Wo wurde es aufgenommen? Sonst ’ne Idee?

Das war dann wohl trotz der Zusatzinformationen im Bilderrätsel Nr. 26 immer noch zu schwer. Deshalb

  1. noch einmal der Hinweis, dass der gefragte Ort und die Art des Betriebes auch im Beitrag Fotoausstellung 1967 erwähnt werden,
  2. ein weiteres Foto, auf dem die abgebildete Person diesmal (mit etwas Phantasie) von vorn zu sehen ist statt von der Seite.

Bilderrätsel Nr. 25

Dieses Bilderrätsel war trotz aller ergänzenden Hinweise anscheinend kaum zu lösen.

Nach einer Woche ist es Holger Petersen dann aber doch gelungen – wenn auch nicht gleich im ersten Anlauf.

Kurze Zusammenfassung des gestrigen Abends:

Moinmoin,
ist das Sägewerk-Rätsel etwa immer noch ungelöst?

Ja, Holli, wär’ schön, wenn du es lösen könntest! „Sägewerk“ ist schon mal richtig – aber welches?

Muß ich raten: Windmühle Amanda?

Nicht schlecht, aber trotzdem leider falsch. Im Artikel zur Fotoausstellung 1967 ist von 2 Sägereien die Rede, und folgende Namen werden gennant: Hadenfeld (also „Windmühle Amanda“), Halmschlag, Lorentzen und Zentralmeierei (bereits mit dem Bilderrätsel Nr. 26 abgehakt). Also bleiben nur noch zwei Antworten nach: Halmschlag und Lorentzen. Allerallerletzter Tipp: Der Inhaber war Konsul.

Aha, und ich hätte als nächstes auf die Sägerei in Grauhöft getippt, die der Bootsbau-Werft angehört oder ihr zumindest zugearbeitet hat (s. Historie von Henningsen & Steckmest). Dann muß es wohl Herr Konsul v. Lorentzen gewesen sein (wo stand diese Sägerei denn überhaupt? Als Fahrschüler konnte man schließlich nicht jeden Tischlerei-Betrieb von Kappeln kennen). Es wird bestimmt eine sehr informative Auflösung vom Administator geben (Halmschlag war wohl, wie der Name schon andeutet, der Schmied.)

Gratulation zur richtigen Lösung. Es handelt sich natürlich um die Holzhandlung H. B. Lorentzen. Herzlichen Dank für dein Engagament! Davon lebt diese Seite.

Die anderen Fotos aus der Sägerei von H. B. Lorentzen kann man sich inzwischen auch anschauen.

Drei Punkte aus dem letztem Kommentar möchte ich noch kurz klarstellen:

1. Der Konsul war kein „von“. Ihr geschäftliches und gesellschaftliches Ansehen haben sich die Lorentzens über drei Generation in 150 Jahren in Kappeln selbst erarbeitet.

2. Die Firma lag direkt am Kappelner Südhafen, kurz vor der Abbiegung in die Hospitalstraße. Das alte Packhaus war ein markantes Gebäude im Kappelner Hafenpanorama.

Kappeln - H. B. Lorentzen (1927)

3. Das mit den „Fahrschülern“ (das waren in den Sechzigern übrigens siebzig Prozent aller Klaus-Harms-Schüler/-innen) stimmt grundsätzlich. Die kannten sich natürlich bei weitem nicht so gut in Kappeln aus wie die einheimischen Kinder und Jugendlichen. Was sie aber sehr gut kannten, waren die Straßen und Geschäfte auf ihrem Schulweg z. B. vom ZOB oder Schleswiger Kreisbahnhof.

Bezogen auf unser Rätsel waren die Bahnfahrer dann klar im Vorteil, denn auf ihrem Weg vom Bahnhof zur Klaus-Harms-Schule führte sie ihr Weg mitten durch das Gelände von H. B. Lorenzen – sehr schön beschrieben übrigens im Beitrag „Fahrschüler: Süderbrarup–Kappeln“ von Dieter Tikovsky (Tiko):

„… Gemeinsam ging es dann am Hafen entlang Richtung Schule. Dabei wurde – zumindestens in den unteren Jahrgängen – meist der Weg über die aufgestapelten Holzbalken gewählt, die die Holzhandlung Lorentzen fast über die gesamte Strecke vom Bahnhof bis zur Brücke zum Trocknen lagerte…“

Die Holzhandlung H. B. Lorentzen

war über 150 Jahre eine der renommiertesten Kappelner Firmen – weit über die Grenzen von Angeln und Schwansen hinaus bekannt. Der Name war im 20. Jahrhundert jedem Kappler ein Begriff. Die Firma betrieb einen florierenden Holz-Im- und -Export mit Skandinavien und Russland und verfügte seit den zwanziger Jahren über ein eigenes Hobelwerk.

1812 heiratete Honoratus Bonnevie Lorentzen, geboren 1788 in Mandal, Fredericia Nissen aus Kappeln. Sein Schwiegervater Lorenz Nissen betrieb damals eine Korn- und Holzhandlung am Kappelner Hafen. 1815 machte er seinen Schwiegersohn zu seinem Kompagnon. Nach dem Tod Nissens 1823 erhielt die Firma den Namen H. B. Lorentzen, den sie bis 1982 tragen sollte.

1827 wurde H. B. Lorentzen zum Norwegisch-Schwedischen Vizekonsul in Kappeln ernannt. Er starb 1862.

Die Firmenleitung übernahm sein jüngster Sohn Immanuel Törries Andreas, geb 1830. Nach dessen Tod 1913 wurde das Geschäft schließlich von Emanuel Bonnevie Lorentzen, geb. 1875, weitergeführt. Dessen einziger Sohn (es gab noch drei Töchter), Sven Honoratus Bonnevie, fiel 1941 in Russland.

Emanuel Lorentzen, der wie sein Großvater „Königlich Schwedischer Vizekonsul“ war, führte die Firma bis zu seinem Tod 1960. Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 1955 verlieh ihm die Stadt Kappeln die Ehrenbürgerwürde.

Er hat viel für die Stadt Kappeln, deren Wohlergehen ihm immer eine Herzensangelegenheit war, getan, als Stadtvertreter, Stadtrat, stellvertretender Bürgermeister und Mitglied u. a. in der Männergilde und im ASC. So war er maßgeblich am Bau der Schleibrücke 1925 und an der Errichtung der Landwirtschaftsschule beteiligt.

Sein nachhaltigster kommunaler Erfolg war wohl 1923 die Errichtung einer Aufbauschule in Kappeln, der Klaus-Harms-Schule, die wir wahrscheinlich im Wesentlichen seinem persönlichen Einsatz und seinen guten Beziehungen zu verdanken haben, denn es gab starken Gegenwind. So meinte der damalige Landrat Werther, ein Gymnasium im Kreisgebiet (die Schleswiger Domschule) genüge, und auch vorort hielt sich die Begeisterung in Grenzen, da es „in Kappeln und Umgebung nicht genug intelligente Kinder gäbe, um eine höhere Schule lebensfähig zu machen“.

Einzig durch das Engagement von Emanuel Lorentzen wurde damals Kindern, die sonst nie eine höhere Schule besuchen hätten können, der Weg zum Abitur geöffnet.

Nach dem Tod des Konsuls übernahm von 1960 bis 1976 der langjährige Prokurist August Müller die Leitung der Firma. Ab 1977 war dann Jens Burkhart, der Enkel des Konsuls, der Geschäftsinhaber, bis er 1982 den Betrieb aufgab und das Gelände an die Firma Häussler verpachtete. Damit verschwand auch der Firmenname H. B. Lorentzen aus dem Kappelner Stadtleben.

Auf Dothmark wurde bereits 1961 eine neue Straße in Kappeln nach Emanuel Bonnevie Lorentzen benannt: die Konsul-Lorentzen-Straße.

Wer mehr wissen möchte, dem empfehle ich den 1994 veröffentlichten Artikel von Lisa Kraack: „H. B. Lorentzen – eine Familien- und Firmengeschichte aus Kappeln“, nachgedruckt in dem von mir immer wieder gern erwähnten (sehr preiswerten) Buch „Kappeln sechshundertfünfzig“.

Ansonsten verweise ich erneut auf die Seiten von Eckhard Schmidt:
Gebäude am Südhafen
Dort ist auf einigen Bildern sehr schön das Firmengelände und das alte Packhaus von H. B. Lorentzen zu erkennen.
Brückenbauer mit Überzeugungskraft
Der Online-Artikel des Schlei-Boten ist leider – seit heute! – im Internet nicht mehr verfügbar.

8 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

  1. Holger Petersen

    Aha, und ich hätte als nächstes auf die Sägerei in Grauhöft getippt, die der Bootsbau-Werft angehört oder ihr zumindest zugearbeitet hat (s. Historie von Henningsen&Steckmest). Dann muß es wohl Herr Konsul v. Lorentzen gewesen sein (wo stand diese Sägerei denn überhaupt? Als Fahrschüler konnte man schließlich nicht jeden Tischlerei- Betrieb von Kappeln kennen). Es wird bestimmt eine sehr informative Auflösung vom Administator geben (Halmschlag war wohl, wie der Name schon andeutet, der Schmied.)

    1. admin

      Holli, wir danken dir.
      Nee, ehrlich, wie du dich da jetzt reingehängt hast, Respekt!
      Es handelt sich natürlich um die Holzhandlung Lorentzen. Und deiner Erwartung, dass diese Geschichte (im Laufe des Tages) auch noch kurz näher beleuchtet wird, werde ich natürlich entsprechen.
      Vorerst wirklich herzlichen Dank für deine Beiträge!
      Davon lebt diese Seite.
      Achim

  2. Holger Petersen

    Moinmoin,
    ist das Sägewerk-Rätsel etwa immer noch ungelöst?

    Gruß
    „Holli“

    1. admin

      Ja, Holli,
      wär‘ schön, wenn du es lösen könntest! „Sägewerk“ ist schon mal richtig – aber welches?
      Gruß
      Achim

      1. Holger Petersen

        Muß ich raten: Windmühle Amanda?

        1. admin

          Nicht schlecht, aber totzdem leider falsch. Das war ’ne 50:50-Chance: im Schlei-Boten-Artikel zur Fotoausstellung 1967 ist von 2 Sägereien die Rede, im anschließenden Rotstift-Artikel sind beide Namen genannt. Der eine ist „Hadenfeld“ (entspricht deiner „Windmühle Amanda“) und der andere? Viele bleiben nicht mehr übrig.

          Aber ich wusste von vornherein, dass das ein sehr schweres Rätsel wird.

          1. Holger Petersen

            Sägewerk M. Klencke ? Hätte man das an der schemenhaften Person erkennen können?

            1. admin

              Klencke? Schemenhafte Person? Sooo um drei Ecken ist es nun auch wieder nicht!
              Ich habe inzwischen mindestens fünfmal auf den Beitrag „Fotoausstellung 1967“ verwiesen. Dort stehen folgende Namen: Hadenfeld, Halmschlag, Lorentzen und Zentralmeierei.
              Der letzte ist mit dem Bilderrätsel Nr. 26, der erste mit deinem heutigen Lösungsversuch abgehakt.
              Also bleiben nur noch zwei Antworten nach: Halmschlag und Lorentzen.
              Was waren das denn für Betriebe?
              Die Antwort steht indirekt wiederum im Schlei-Boten-Artikel: Kappelner Schmiede, zwei Sägereien, Autoreparaturwerkstatt, Meierei und Baugelände in Ellenberg.
              Allerallerletzter Tipp: Der Inhaber war Konsul.

Kommentare sind deaktiviert.