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Jun 28 2011

Klassenfahrt der Quarta 1963

Amrum 1963 - Ansichtskarte

Klassenfahrt der Quarta
nach Ban Horn (Amrum)

Amrum 1963 - ÜbersichtskarteVom 20. bis zum 31. Mai 1963 befanden sich die beiden Quarten auf einer fast zweiwöchigen Klassenfahrt nach Ban Horn auf Amrum. Als Lehrer waren Studienrat Dr. Schnoor und Studienrat Fuge dabei, außerdem zwei weitere Begleitpersonen: Frl. Leue und Frau Gutzeit, meine Mutter.

Dadurch war es möglich, dass auch ich zwei Jahre nach meiner überstandenen Kinderlähmung an der Reise teilnehmen konnte. Auch konnte ich mich erfolgreich davor drücken, ständig Ansichtskarten zu schreiben, da meine Mutter nicht gerade schreibfaul war.Amrum 1963 - Leuchtturm

Amrum 1963 - Poststempel Wittdün22. Mai: Das Wetter ist so mittelmäßig. Gestern goß es in Strömen, heute war es bis Mittags herrlich. Die Kinder sind so artig wie alle Kinder in dem Alter. Die Querläufer erkannte man schon am ersten Abend.

Zu den Letzteren gehörten allerdings ganz bestimmt nicht die Mädchen aus der folgenden Schilderung (aus dem Jahresbericht 1963/64 der Klaus-Harms-Schule):

 

Abends im Heim vor dem Einschlafen

KHS-Jahresbericht 1963/64 - Titelblatt (Grafik: Peter Nagel)Meine Zimmergenossinnen und ich hatten uns gewaschen und lagen nun im Bett. Es war noch eine halbe Stunde Zeit bis zur Nachtruhe. Birgit hatte einige Witzbücher mitgebracht‘, aus denen wir abwechselnd vorlasen. Aber das wurde uns bald zu langweilig. Wir wollten uns lieber etwas erzählen. Einige hatten noch „Naschkram“ vom alltäglichen Dorfspaziergang übrigbehalten. Plötzlich bekam ich riesigen Durst. „Herta, darf ich mal deine Plastikflasche haben? Ich hole mir schnell ein bißchen Wasser“. Als ich mit der Flasche zurückkam, wollten die anderen auch trinken. Amrum 1963 - Ban HornDann legten wir uns still in die Betten und versuchten zu schlafen. Das dauerte, bis eine auf einmal anfing, so zu tun, als ob sie schnarchte, Wir mußten schrecklich lachen, und bald ertönte aus jedem Bett ein rasselndes Geräusch. Da ging die Tür auf, und Frau Gutzeit betrat das Zimmer.KHS-Jahresbericht 1963/64 - Amrum 1963 - Vor dem Einschlafen „Jetzt müßt ihr aber schlafen, es ist viertel nach neun!“ Wir wünschten ihr eine gute Nacht. Nach und nach fielen alle in den Schlaf, nur Elisabeth, Eva und ich waren noch wach. Wir unterhielten uns noch über die Erlebnisse des Tages, bis auch aus Elisabeths Bett keine Antwort mehr kam. „Na, gute Nacht, Eva, wir können hier ja nicht die ganze Nacht durchquasseln.“ Evi fand das auch, und bald hörte ich, wie sie tief atmete.

Nun war nur noch ich wach. Ich wälzte mich in meinem Bett hin und her, ich kniff die Augen zu, aber schlafen konnte ich nicht. Nun hörte ich den Kuckuck rufen und zählte seine Schreie. Als alles still war, drehte ich mich um, und beinahe wäre ich eingeschlafen, da kam aus Birgits Bett ein Schnarcher. „Au weia“, dachte ich. Amrum 1963 - Der weibliche Teil der QuartaIch hatte mal irgendwo gelesen, man solle pfeifen, wenn jemand schnarcht. Ich spitzte schon die Lippen, aber dann überlegte ich: „Das ist doch Blödsinn! Nachher wachen alle auf und meckern auf dich los!“ Birgit verschluckte sich und hustete. Als sie gerade wieder anfangen wollte zu schnarchen, räusperte ich mich laut und vernehmlich. Birgit brummte unwillig, dann war sie ruhig. Ich warf noch einmal die Decke um, weil es so heiß war und drehte mich zur Wand um. Jetzt störte mich nichts mehr, und in ein paar Sekunden war ich eingeschlafen.

(Carmen Carstens, IV)

25. Mai: Das Wetter ist hier sehr launisch, gestern heiß und sonnig und heute Gewitter u. Regen den ganzen Tag. Wenn es aufklart, machen wir heute Nachmittag ein Sportfest, der Abschluß ist ein Fußballspiel Lehrer-Schüler. Die Lehrer spielen gemischt. Ich steh im Tor, lach nicht, Achim hat mir schon allerlei Tipps gegeben. Ich war heute morgen 2 Std. dienstfrei, da sind wir beide unterwegs gewesen. Beim Kreuz auf der Karte liegt unser Heim.

Amrum 1963 - Leuchtturm (Foto: Manfred Rakoschek)Amrum 1963 - Sportfest

Morgen machen wir Wattwanderung nach Föhr.

Wattenwanderung

KHS-Jahresbericht 1963/64 - Amrum 1963 - WattenwanderungDort kommt der Wattenkapitän. Jetzt geht es los. Wir wandern heute nach Föhr. Am schmalen Strand ziehen wir unsere Schuhe aus und binden sie an die Wandertasche, die mit Proviant für den ganzen Tag gefüllt ist. Schon marschieren wir auf das Watt hinaus. Im ersten Augenblick erschrecke ich. Wie kalt das Watt ist! Dann platsche ich durch einige Wasserpfützen; die sind schön warm. Amrum 1963 - WattwanderungDie Sonne ist noch hinter den Wolken versteckt, und es ist ein wenig diesig. Wir können nur die Umrisse von Föhr sehen. Jetzt stoßen wir auf einen Priel. Ob er wohl tief ist? Wir werden es ja sehen. Unser Anführer schreitet ruhig hinein, wir hinterher. Angenehm ist das Wasser, und es reicht mir nur bis zu den Waden. Weiter geht es durch den weichen Schlamm. Das Watt erscheint mir nicht mehr so kalt wie vorhin, besonders auf den Sandflächen. Die Vögel, die hier ihre Nahrung suchen, fliegen kreischend vor uns auf. Muschel- und Schneckenschalen kratzen uns manchmal an den Füßen. Plötzlich ist die Sonne durchgebrochen, und ein ganz anderes Bild breitet sich vor uns aus. Das Watt schimmert und glänzt, und die Vögel Föhr 1963, die auf ihm hin- und herlaufen und darüber fliegen, leuchten schneeweiß. Da vorn! Was sind da für große dunkle Flecke? Wie wir uns ihnen nähern, erkennen wir sie als Miesmuschelbänke. Und was für Felder ragen dort aus dem Sand? „Das sind die Reste eines Wracks“, erklärt unser Führer. „Und dort ist die Fahrrinne; an ihr liegen auch die Bojen, die den Schiffen bei Flut den Weg zeigen.“ Die Sonne verschwindet schon wieder hinter den Wolken; alles ist grau in grau. Bald sind wir in Föhr angelangt. Noch einmal blicken wir zurück, und nun liegt Amrum dunstig in weiter Ferne.

(Erich Struve, IV)

Amrum 1963 - Norddorf

27. Mai: Jetzt geht unsere schöne Zeit zu Ende. Das Wetter ist ja sehr launisch, aber trotzdem ist es hier sehr nett. Essen ist prima. Von Achim seh ich nicht allzuviel, aber es gefällt ihm sehr gut. Er spielt begeistert Tischtennis. Jetzt gehe ich gleich ins Dorf, ich muß Preise für unsere Wettkämpfer kaufen. Das Dorf ist ungefähr 20 Min. entfernt.

Amrum 1963 - Spaziergang


 

 

 

 

 

Gegen Ende unseres Aufenthaltes feierte Dr. Schnoor übrigens am 29.05.1963 seine 25-jährige Dienstzeit.

 

Bildergalerie: Ban Horn 1963