«

»

Mai 09 2024

Bilderrätsel Nr. 762 – Mühle Ellenberg/Loitmark

Hier kommt noch einmal das Motiv aus dem Bilderrätsel Nr. 485 – leicht „aufgefrischt“ und verbunden mit einer neuen Frage!

Wie das Foto aus dem letzten Bilderrätsel (Nr. 761) ist auch dieses um 1910 entstanden.

Deshalb gibt es eine gewisse Verbindung zwischen den beiden Aufnahmen.

Frage: Um welches Detail handelt es sich?

Mühle auf Gut Loitmark

Bilderrätsel Nr. 762

Auf beiden Rätselfotos blicken wir von Kappeln nach Schwansen und auf beiden Bildern ist eine Mühle zu sehen, die ansonsten nur auf sehr wenigen Ansichten zu finden und über die bisher allgemein kaum etwas bekannt war.

Diese Mühle als gemeinsames „Detail“ entdeckt haben Konrad, Heino, Maren, Harro, Horst, Kalli, Klaus-Dieter, Regina, Hauke und Spezi.

Die Loitmarker Mühle
1783 – 1919

Gegenüber von Kappeln auf der Schwansener Seite der Schlei befand sich früher das Gut Loitmark. Dazu kann man einiges nachlesen in der (nicht ganz fehlerfreien) „Topographie des ehemaligen Gutes Loitmark“ von Hans-Peter Wengel. Die alte Mühle wird dort aber nur am Rande erwähnt:

Eine holländische Windmühle lag in der Nähe des Hofes Loitmark und war vererbpachtet. Alle Gutsangehörigen waren zu dieser Mühle zwangsverpflichtet.

Loitmarker Mühle (19. Jh.)

Es handelt sich um eine „Holländer Zwickstellmühle“, wie wir sie heute z. B. noch in Gettorf finden.

Der untere Teil des Achtkantbaus war mit längsliegenden Brettern in Klinkerbauweise verschalt. Die Stützen der Galerie („Zwickstell“) ruhten auf dem Boden, das Dach war mit Reet gedeckt. Anfangs besaßen die Flügel noch Segel für den Antrieb, später wurden sie durch Jalousinenklappen ersetzt.

Direkt neben der Mühle gelegen befand sich nördlich das gleichzeitig errichtete Wohnhaus des Müllers, das heute – nach diversen Umbauarbeiten – dort immer noch steht, während die Mühle schon seit mehr als hundert Jahren nicht mehr existiert.

Kein Wunder also, dass selbst ortkundige ältere Schwansener sich nicht mehr daran erinnern.

Loitmarker Mühle (um 1910)

Seit 1719 gehörte das Gut Loitmark (mit dem Dorf Ellenberg) der Familie „von Dewitz“, ab 1781 der Witwe Anna Johanna von Dewitz, geb. von Rumohr.

Diese überließ per Erbpachtvertrag Nicolai Heinrich Hansen die „Ochsenkoppel“ auf Loitmark mit der Erlaubnis, dort unter festen Nutzungsauflagen eine „Graupenmühle“ zu errichten.

Hier einige – der Lesbarkeit wegen – überarbeitete und gekürzte Auszüge aus dem Vertrag
vom 23. August 1783.

Zwischen der Hochwohlgeborenen Frau von Dewitz, Besitzerin der Adeligen Güter Loitmark und Espenis, und dem Herrn Nicolai Heinrich Hansen auf Dalsgaard bey Rinkenis, ist zum Behuf einer von letzterem auf dem Gute Loitmark zu erbauenden Graupen-Mühle folgender Erbpacht-Contract wohlwissentlich und wohlbedächtlich geschlossen worden.

Die Frau von Dewitz als Erbverpächterin überlasset dem Erbpächter Nicolai Heinrich Hansen auf der zu dem Gute Loitmark gehörigen Ochsenkoppel, unten bei dem itzt vorhandenen Stegels, ohnweit des Dorfes Ellenberg zwey und einen halben Schipp Landes, jedes Schipp zu vier und zwanzig Quadrat-Ruthen für eine vor Anfang des Baues zu erlegende Summe von fünfzig Reichsthalern grob Courant klingende Münze, um darauf eine Graupenmühle mit den dazu nöthigen Gebäuden aufzubauen, welche Mühle er hiernächst dergestalt in Erbpacht nimmt, daß er solche für eine unten zu bestimmende jährliche Erb-Häuer, von Erben zu Erben, aus seiner, des itzigen Erbpächters als ersten Erwerbens Familie so wohl man- als weiblichen Geschlechts, bester convenience nach, nuzzen und gebrauchen könne, jedoch wenn er oder der letzt verstorbene Mühlen-Besitzer gleich nahe Erben hinterläßt, nur einer von ihnen jedesmal die Mühle in Erbpacht bekommen solle.

Die inne- und außen Einrichtung der Mühle und Mühlen-Gebäude wird dem Gutbefinden des itzigen Erbpächters überlassen, auch ihm frey gestellet, welche und wie viele Mühlengänge und andern Mühlenwerke er darin anlegen will.

Alle Kosten der Mühle hat der Müller zu tragen.

Der Pächter darf Hypotheken auf das Gebäude aufnehmen oder die Mühle verkaufen. Hierzu muß er aber die Gutsobrigkeit unterrichten.

Die jährliche Erb-Häuer für die Mühle cum pertinentis wird endlich eine Summe von fünfzig Dänisch grob Courant klingender Münze festgesetzt, die der Erb-Pächter jedes Jahr in die Gutsherrschaftliche Casse zu bezahlen hat.

Dem Pächter wird weiter versichert, daß auf dem Gutsareal keine zweite Mühle errichtet wird.

Quelle: Landesarchiv Schleswig, Abt.195/490a

Damit können wir den Bau der Loitmarker Mühle auf 1783 datieren. In Betrieb genommen wurde sie aber erst im Jahr darauf, weshalb für 1784 statt 50 auch nur 40 „Dänisch grob Courant“ an Pacht gezahlt werden mussten.

Loitmarker Mühle (um 1900)Loitmarker Mühle (um 1900)

Achtzig Jahre später wurde die Loitmarker Mühle noch einmal aktenkundig, als der damalige Müller Henning Jeßen einen nicht genehmigten Mahlgang („Mühlengang“) eingerichtet und in Betrieb genommen hatte. Der „Französische Gang“ mit Mahlsteinen aus fanzösischem Süßwasserquarz diente zur Herstellung von Mehl in höchster Qualität wie z. B. besonders feinem Weizenmehl.

Warum der Müller dafür eine Erlaubnis brauchte, ist unklar. Denn eigentlich war ihm vertraglich die Einrichtung der Mühle einschließlich der Mühlengänge – zumindest deren Anzahl – freigestellt.

Aber es kam zu einer Meldung der Gendarmerie in Holzdorf an das für sie Güter in Schwansen zuständige Königliche Comissariat in Eckernförde.

In Folge einer von der Gendarmeriestation Holzdorf anhero erstatteten Meldung hat der Müller Jeßen bei Loitmark im verwichenen Sommer einen neuen s. g. französischen Gang angelegt und in Benutzunq genommen, ohne im Besitze der dazu erforderlichen Concession zu sein.

In dieser Veranlassung ersuche ich die Gutsobrigkeit, nach Vernehmung des genannten Müllers und event. nach desfalls angestellter näherer Untersuchung mich mit einem Berichte über diese Angelegenheit gefällig zu versehen.

Königlicher Comissariat für den Schwansener adeligen Güterdistrict.
Eckernförde, den 24. Sept. 1863

Nach der Anhörung des Müllers durch den Gutsvorsteher wurde am 5. Oktober 1863 …

… dem Müller untersagt, den Mühlengang zu benutzen, solange er sich keine Genehmigung vom Kaiserlichen Ministerium eingeholt zu haben.

Quelle: Landesarchiv Schleswig, Abt. 195/487

Seit 1875 gehörte das Gut Loitmark zum Herzoglich-Glücksburgischen Fideikommiss.

1905 beschloss die Herzogliche Gutsverwaltung von Loitmark, den Mühlenbetrieb zu verkaufen.

Herzog Karl von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg überließ dem damaligen Müller Jeßen das Vorkaufsrecht, doch dieser erwarb die Mühle nicht.

Der letzte Mühlenbesitzer hieß Emil von Bjelke, der sie 1919 schließlich abreißen ließ.

Immerhin wurde die Mühle auf dem Gut Loitmark stolze 136 Jahre alt.

16 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

  1. Jürgen A. Hansen (Spezi)

    Das Verbindende in beiden Fotos (Bilderrätsel 761 und 762) ist wohl die Loitmarker Mühle

  2. Hauke Marten

    Die Ellenberger Mühle

  3. Panthel, Hans-Werner

    Wir betrachten jeweils unverstellt die Schlei wie ein Künstler sein Werk. Das ist für mich das immer wieder schöne und erbauliche, aber hier wohl nicht gewünschte Detail.
    Nur nicht gestern. Ich wollte eigentlich anlässlich des Besuchs der Heringstage am Fährberg zum Bilderrätsel 761 ein ergänzendes Foto machen. Wegen der dichten Menschenmassen war es mir nicht möglich. Ich hätte es wissen können.
    Dafür war es danach bei Föh etwas ruhiger in der Warteschlange und das Fischbrötchen umso leckerer.

    1. Bernd Koch

      Moin,

      auch wenn es mir Schwierigkeiten macht mich mit dem jetzigen Kappeln zu beschäftigen

      fahre ich dennoch wieder gerne dorthin.Dir scheint es genauso zu gehen und vielen anderen.Das erlebte kann uns keiner mehr nehmen wie der Volksmund sagt!!

  4. Runa Borkenstein

    … Schiffchen,
    Brücke,
    und seichte Wellen…
    Mir will sich die Frage einfach nicht stellen.
    Oder ist es vielleicht Herr Papa
    der beiden Deerns, die am Schuhgeschäft warten da?

  5. Regina Blätz

    Auf beiden Bildern ist die Schlei, die Mühle und der ältere Herr mit Melone zu sehen. :D

  6. Karl-Erich Henrici

    Die Windmühle auf der Schwansener Seite. Ich hatte zunächst an die in Brodersby gedacht. Aber das haut wohl mit der Entfernung nicht hin. Gab es in Loitmark auch mal eine Windmühle? An eine solche kann ich mich zu meiner Zeit nicht erinnern.

  7. Bernd Koch

    Concordiabrücke und auf der anderen Seite Gut Loitmark?

  8. Horst Mendel

    Um die Loitmarker Mühle

  9. Dr.Wolfgang Mehne

    Der Blick geht auch über die Schlei nach Schwansen mit der Mühle im Hintergrund

  10. Maren Sievers

    Die Mühle müsste Loitmark sein und das Wäldchen rechts Espenis- Holz, irgendwann
    abgeholzt ….

  11. Heino Küster

    Auch bei diesem Bild müsste links die Pontonbrücke (1867 – 1925) sein… oder etwa nicht? ;-)

    1. Heino Küster

      …natürlich bis 1927…

      1. Klaus-Dieter Raube

        Die Verbindung zwischen den beiden ist die nicht mehr vorhandene Mühle in Loitmark.

  12. Heino Küster

    Detail: die Lüttfelder Mühle?

  13. Konrad Reinhardt

    Mühle in Loitmark

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Ich bin mit der Speicherung
        meiner Daten gemäß der
        Datenschutzerklärung
        einverstanden.